Bischof Ludger Schepers forderte eine neue Kultur des Miteinanders in der katholischen Kirche.

© Jürgen Wolter

Kritik an der Kirche: „Es braucht eine neue Kultur des Miteinanders“

rnZukunft der Kirche

Mit der Zukunft der katholischen Kirche und dem synodalen Weg setzte sich Weihbischof Ludger Schepers auf Einladung der KAB in St Marien auseinander - und er nahm kein Blatt vor den Mund.

Haltern

, 18.03.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der katholischen Kirche laufen die Mitglieder weg, Missbrauchsskandal und verkrustete Strukturen sorgen für steigendes Unverständnis unter katholischen Christen. Weihbischof Ludger Schepers vom Bistum Essen forderte in Haltern eine neue „Kultur des Miteinanders“ in seiner Kirche. Die KAB St. Sixtus, St. Laurentius und St. Marien hatte in die Marienkirche eingeladen.

Schepers berichtete über die Fortschritte des synodalen Weges. Er soll der Aufarbeitung von Fragen dienen, die sich im Herbst 2018 nach der Veröffentlichung der Studie über sexuellen Missbrauch in der Kirche ergeben haben. Die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken tragen gemeinsam die Verantwortung für den Gesprächsprozess, der auf zwei Jahre angelegt ist und am 1. Dezember 2019 eröffnet wurde.

Die Pandemie habe leider die geplanten Präsenzveranstaltungen unmöglich gemacht. Die Diskussionsrunden hätten digital stattgefunden, was aber schon rein technisch ein Manko sei, so Bischof Schepers. „Es fehlten die persönlichen Begegnungen.“

„Das Thema Macht spielt überall eine Rolle“

Trotzdem sei man schon deutlich weitergekommen. „Es liegen Papiere vor, darunter ein 40-seitiges Memorandum, die jetzt die Arbeitsgrundlage bilden.“

Vier Foren des synodalen Weges beschäftigen sich mit den Themen „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“, „PriesterIiche Existenz heute“, „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ und „Leben in gelingenden Beziehungen“.

Detlef Völkering (l.) und Michael Gerritsen (r.) vom Vorstand der KAB St. Sixtus, St. Laurentius, St. Marien begrüßten Bischof Ludger Peters in der Marienkirche.

Detlef Völkering (l.) und Michael Gerritsen (r.) vom Vorstand der KAB St. Sixtus, St. Laurentius, St. Marien begrüßten Bischof Ludger Peters in der Marienkirche. © Jürgen Wolter

„Es zeichnet sich ab, dass das Thema Macht in allen Foren eine Rolle spielt“, so Bischof Schepers. Er kritisierte den neuerlichen Ausschluss der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, den die vatikanische Glaubenskongregation aktuell verkündet hat. „Wir segnen Menschen, nicht Beziehungen“, so Bischof Schepers. Auch die Festlegung, dass Sexualität nur in der Ehe und zum Zweck der Kinderzeugung erlaubt sei, sorge dafür, dass viele Menschen sich ausgegrenzt fühlten. „Was ist mit Jugendlichen, die in der Pubertät ihre Sexualität entdecken, was ist mit unverheirateten Paaren, was mit gleichgeschlechtlichen Paaren und Transsexuellen?“, fragt Schepers in Haltern. Die katholische Kirche müsse die Freiheit der Entscheidung respektieren und zu einer neuen Kultur des Miteinanders finden.

„Die Methode ‚Basta‘ funktioniert nicht mehr“

Auch zu den Missbrauchsskandalen nahm Bischof Schepers Stellung. Dabei müsse man nicht nur den sexuellen, sondern auch einen spirituellen Missbrauch in den Blick nehmen, sagte der Bischof in Haltern. Er forderte neue Entscheidungsstrukturen. „Wir dürfen nicht immer Entscheidungen nach oben verschieben, die Methode des ‚Basta, so wird es gemacht’ funktioniert heute nicht mehr.“

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Die katholische Kirche müsse auch in den Gemeinden weg von der „Fixierung auf den Ordinarius“. Der menschenwürdige Umgang miteinander auf Grundlage der Barmherzigkeit Gottes müsse im Mittelpunkt stehen. „Die Kultur unserer Kirche muss sich verändern“, so Bischof Schepers.

Die Frage der Umsetzbarkeit bestimmte die anschließende Diskussion. Auch das Verhalten des Kölner Kardinals Woelki, der ein Gutachten zum Missbrauch in seinem Bistum zurückhält, wurde angesprochen. „Ich kann Köln nicht verstehen,“ sagte ein Besucher. Die Antwort von Bischof Schepers: „Ehrlich gesagt, ich auch nicht!“

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