Klaus Tykwer ist ein aktives Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde. Einen Kirchenaustritt kann er sich gar nicht vorstellen.

© Jürgen Wolter

Austritt für Halterner undenkbar: „Viele hätten ohne Kirche keine Stimme“

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Für Klaus Tykwer kommt nach über 35 Jahren bewusster Mitgliedschaft in der evangelischen Kirche ein Austritt nicht infrage. Doch er sagt: „Es muss eine andere Botschaft nach außen dringen.“

Haltern

, 02.03.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Für ein gelingendes Leben scheint angesichts der zunehmenden Kirchenaustritte auch in Haltern Kirche verzichtbar und nicht mehr relevant. Klaus Tykwer von der evangelischen Kirchengemeinde ist ein Gegenbeispiel. „Alle Menschen flüchten vor der Kirche und es liegt an Missbrauchsskandalen und Corona? Dieser Kernaussage möchte ich nach über 35 Jahren bewusster Kirchenmitgliedschaft in der EKD nicht zustimmen“, sagt er, der auch Presbyter in der evangelischen Gemeinde Haltern ist.

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Mit 14 hat Klaus Tykwer sich bewusst für die christliche Kirchenzugehörigkeit entschieden. „Die Kirche bot mir immer die Möglichkeit, mich für andere zu engagieren. Zahlreiche christliche Impulse machten mich zu dem Menschen, der ich heute bin“, reflektiert er die vergangenen Jahre.

Klaus Tykwer: „Wir haben verlernt, zuzuhören“

Anders als Pfarrer Michael Ostholthoff und Pfarrer Karl Henschel in einem Gespräch mit der Halterner Zeitung sieht er nicht die äußeren Umstände, wie fehlende Präsenz oder Skandale als Grund für die vielen Austritte. Es sei vielmehr die mangelnde Botschaft nach außen, dass Kirche mit Mitteln der Kirchensteuer viele Bereiche im Zusammenleben der Gesellschaft unterstütze. Bestätigt werde das durch unzählige Kommentare, die er zu Austritten auf unterschiedlichen Social-Media-Kanälen habe finden können. Für ihn ist klar: „Wir haben verlernt, zuzuhören.“

„Wir sind vielfältig Garant für ein gutes Miteinander in der Gesellschaft.
Klaus Tykwer

Das Sozialsystem, das Gesundheitssystem, die Umweltpolitik, die Friedens- und Geflüchtetenpolitik sähen ohne Kirche anders aus und gerade die kleineren Gruppen unserer Gesellschaft hätten ohne Kirche keine Stimme mehr. Klaus Tykwer sagt deutlich: „Kirche ist weiterhin Vorreiter bei gerechter Entlohnung im sozialen- und Gesundheitssektor. Wir sind vielfältig Garant für ein gutes Miteinander in der Gesellschaft und kämpfen erfolgreich gegen Ungerechtigkeiten der letzten Jahre.“

Unterstützung durch kirchliche Träger in Corona-Zeiten

Er nennt auch Beispiele aus Haltern: Kinder, die zur Zeit digital abgehängt würden, erführen starke Unterstützung durch die Caritas. Familien, die unter dem Lockdown litten, bekämen dank kirchlicher Träger Hilfe durch den Familiendienst. „Die kirchliche Kinder- und Jugendhilfe gibt den Hilflosesten unserer Gesellschaft auch zu Coronazeiten ein sicheres und gutes Zuhause, trotz aller Schwierigkeiten“, betont Tykwer. Und noch ein Beispiel: Christliche Pflegeeinrichtungen in der heimischen Region seien vorbildlich aufgestellt.

„Dies sind nur einige Beispiele, warum ich gerade jetzt gerne Kirchensteuer zahle“, sagt Klaus Tykwer. Was Kirche aber leider schon seit langem nicht könne: genau diese Botschaft nach außen zu tragen. Mit den digitalen Angeboten erreichten die Gemeinden endlich wieder mehr Menschen, doch reiche das natürlich noch nicht aus. „Ich hoffe sehr, dass wir es besser schaffen, die vielen guten Taten und Wege, die durch Kirchensteuer ermöglicht werden, einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen“, so der Presbyter.

„Die evangelische Kirchengemeinde freut sich immer über neue Ideen und Projekte, die in christlicher Gemeinschaft umgesetzt werden können - gerade zu Krisenzeiten“, lädt Klaus Tykwer statt zum Austritt zum aktiven Mitmachen ein.

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