Kreis reagiert auf Brummton-Beschwerden „Der Fall ist noch nicht abgeschlossen“

Kreis reagiert auf Brummton: „Der Fall ist noch nicht abgeschlossen“
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Die Untere Immissionsschutzbehörde des Kreises Recklinghausen forscht weiter nach möglichen Ursachen des Brummtons, der Halterner Bürger insbesondere im Bereich Lavesum stört. Inzwischen haben unsere Redaktion weitere Zuschriften aus dem Halterner Ortsteil, aber auch aus Dorsten-Wulfen, Marl und Recklinghausen erreicht.

Aktuell seien die Mitarbeiter auf der Suche nach möglichen Quellen des Infraschalls, erklärte Kreissprecherin Lena Heimers. Infrage kämen grundsätzlich beispielsweise Baustellen oder Betriebe. „Wir prüfen die Situation und müssen zunächst einmal einen Grund für das Geräusch finden“, so Heimers. „Der Fall Lavesum ist noch nicht abgeschlossen.“ Der Leidensdruck der Betroffenen werde sehr ernst genommen.

Der Kreis sei allerdings nur in der Lage, Lärmmessungen durchzuführen. Im Fall von Infraschall-Belastungen müsse das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) mit entsprechenden Untersuchungen beauftragt werden.

Schall ab 3,5 Hz messbar

Als wissenschaftlich-technische Fachbehörde setzt das LANUV zur Messung von Geräuschen Schallpegelmesser ein, die - je nach Gerätetyp - Schall mit Frequenzen ab etwa 3,5 Hertz (Hz) erfassen können. „Zudem sind für die Schallpegelmesser besondere Mikrofone im Einsatz, mit denen Schall mit Frequenzen ab circa 0,07 Hertz erfasst werden kann“, erklärte Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia. Die Messungen werden nach Frequenzbereichen ausgewertet.

Im Fall unklarer störender Geräusche werde zunächst gemessen, um das Geräusch einordnen zu können. „Das kann manchmal schon Hinweise auf die Ursache geben“, sagte Kaiser de Garcia. Grundsätzlich aber sei die Suche nach der Quelle eine „Sisyphusarbeit“.

Nicht immer könne die Ursache ausgemacht werden. „Unsere Fachleute begeben sich in solchen Fällen gemeinsam mit dem Kolleginnen und Kollegen der örtlichen Behörden detektivisch auf die Suche nach möglichen Ursachen in der Umgebung.“

Amtshilfe für Kommunen

Das LANUV führt derartige Untersuchungen für Kommunen in Amtshilfe durch. Privatpersonen dagegen müssten sich an ein privates Messinstitut oder eben an den Kreis wenden. Wie Birgit Kaiser de Garcia mitteilte, liegt zum Fall im Bereich Haltern-Lavesum bislang kein Mess-Antrag des Kreises vor.

Beim Infraschall gebe es natürliche und nicht natürliche Quellen. Natürliche Infraschall-Quellen seien unter anderem Erdbeben, Vulkanausbrüche, Meeresbrandung, Wasserfälle, Gewitter, Sturm, Wind und Fön-Wetterlagen.

Als nicht natürliche Ursachen seien Sprengungen, der Überschallknall von Flugzeugen, große Auspacksiebe von Gießereien und große Lautsprechersysteme bekannt. „Andere technische Anlagen verursachen aufgrund ihrer Abmessungen und ihrer Betriebsparameter meist Schalleinwirkungen mit Frequenzen von über 16 Hertz.“ Infraschall sei aber ein tieffrequenter Luftschall im Frequenzbereich unter 16 Hertz.

Unterdessen haben weitere Leidensberichte von Lesern unsere Redaktion erreicht. Als besonders belastend wird immer wieder die Schlafbeeinträchtigung durch das Brummen genannt. Barbara Wallkötter aus Lavesum weiß aus eigener Erfahrung: „Das macht mit der Zeit richtig krank - und sogar aggressiv.“

Bürger, die sich von dem tieffrequenten Schall belästigt fühlen, können sich per Mail unter umwelt@kreis-re.de oder per Telefon unter 02361/530 an die Untere Immissionsschutzbehörde des Kreises Recklinghausen wenden. Auch wir sammeln weiter Hinweise, um ihnen nachzugehen. Sie sind betroffen? Dann schreiben Sie uns gerne, je nach Wohnort, eine Mail an redaktion@halternerzeitung.de oder redaktion@dorstenerzeitung.de.

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