Verein für Schall-Betroffene „Die Normen für die Messung sind veraltet“

Verein für Schall-Betroffene: „Normen für die Messung sind veraltet“
Lesezeit

Einige Schall-Betroffene, die sich in der Redaktion gemeldet haben, spüren Erleichterung. Endlich fühlen sie sich nicht mehr allein mit ihrem Problem. Was soll man auch denken, wenn selbst der eigene Partner das nervtötende Brummen nicht wahrnimmt oder zumindest die Intensität nicht nachempfinden kann? Als Vorsitzender des Vereins Deutsche Schutzgemeinschaft Schall für Mensch und Tier (DSGS) kennt Peter J. Jaeger diese Situation.

An ihn und seinen Verein, der sich die ehrenamtliche Aufklärung und Beratung über Schallerkrankungen zum Ziel gesetzt hat, haben sich schon viele verzweifelte Menschen gewendet. Peter Jaeger weiß, worum es dabei geht, denn er ist selbst betroffen und gehörte nach einer Ärzteodyssee vor fünf Jahren zu den Mitbegründern der Schutzgemeinschaft.

„Normen sind veraltet“

In seinem Fall sei festgestellt worden, dass Windräder die Ursache für seine Belastungssymptome sind. Bis es so weit war, sei aber viel Zeit vergangen. Die zuständigen Landesämter würden sich auf veraltete Normen stützen und den tieffrequenten Schall und Infraschall nicht richtig messen, macht Peter Jaeger den Behörden zum Vorwurf. „Die TA Lärm und die DIN 45680 sind 25 Jahre alt und überholt“, sagt er. Sie seien nicht an den neusten Stand der Technik angepasst worden. Im Zuge der Energiewende sei das aktuell politisch unerwünscht.

Eine Wärmepumpe an einem Haus
Wärmepumpen sind im Trend. © Steffi Papproth (A)

Bei den meisten Vereinsmitgliedern der Schutzgemeinschaft, die in ganz Deutschland - auch in Haltern - zuhause sind, stehe eine Belastung durch Schall im Raum, der von Windkraftanlagen verursacht wird. Doch in jüngster Zeit kommen weitere Betroffene hinzu, die von Schallemissionen anderer technischer Anlagen gequält werden. „Es sind zwischen 15 und 18 Prozent“, berichtet Peter Jaeger. Insgesamt reagierten 20 bis 30 Prozent der Menschen auf tieffrequenten Schall und Infraschall. „So wie manche von Pollen gereizt werden“, beschreibt er das Phänomen.

Technische Anlage im Verdacht

Neben Anlagen wie Blockheizkraftwerken, Abluftturbinen, Kühlaggregaten oder sogar Kraftfahrzeugen werden bei der DSGS auch Wärmepumpen als Aussender für tieffrequenten Schall und Infraschall aufgelistet. Den angestrebten flächendeckenden Ausbau mit dieser Technik bezeichnet Peter Jaeger deshalb als „Blindflug“.

Es sei nicht leicht, qualifizierte Messtechniker und Gutachter in Deutschland zu finden, erklärt er. Der Verein DSGS sammle zurzeit über einen Erfassungsbogen für Schallbetroffene Daten und Fakten, um sich einen Überblick über die Lage zu verschaffen.

„Dieser Brummton ist eine Foltermethode“: Neue Leidensberichte von Halterner Bürgern

Brummen in Haltern: Ursachen und Gesundheitsrisiken von tieffrequentem Schall

Rätselhafter Brummton in Haltern : Weitere Betroffene melden sich und äußern Verdacht