Fragen und Antworten Krebserregende PFAS in Stever und Wesel-Datteln-Kanal in Haltern

PFAS: Krebserregende Substanzen in Stever und Kanal gefunden
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Laut Recherche von NDR, WDR und SZ lassen sich PFAS an mehr als 1.500 Orten in Deutschland nachweisen, darunter auch in Haltern.

Eine interaktive Karte zeigt dabei PFAS-Funde in Haltern im Wesel-Datteln-Kanal im Jahr 2022 (16 Nanogramm/Liter) und 2015 in der Stever (18,3 Nanogramm/Liter) sowie 2019 in der Stever (10,8 Nanogramm/Liter). Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Was sind PFAS?

Hinter der Abkürzung verbergen sich „per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen“. LANUV-Sprecherin Birgit Kaiser de Garcia: „Diese Stoffgruppe umfasst aktuell mehrere tausend Verbindungen und war früher auch unter der Bezeichnung ‚PFC‘ (perfluorierte Chemikalien) oder ‚PFT‘ (perfluorierte Tenside) bekannt.“

Was macht PFAS so gefährlich?

Birgit Kaiser de Garcia: „PFAS-Verbindungen können krebserregend wirken und reichern sich im menschlichen Körper an. Je mehr wir also über unsere Lebensmittel an PFAS-Verbindungen aufnehmen, desto höher kann das Krebsrisiko sein.“ Die einzige dauerhaft wirksame Maßnahme zur Vermeidung weiterer Belastungen liege im Verbot weiterer PFAS-Verbindungen. „Wir als Umwelt- und Verbraucherschutzbehörde begrüßen daher die Bestrebungen der EU, genau an solchen Verboten anzusetzen.“

Warum werden PFAS hergestellt und wozu verwendet?

PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch stabil. Deshalb stecken sie in Regenjacken, Pfannen, Kettenfett, Zahnseide oder in Papier, in das Burger eingewickelt werden. Auch im Löschschaum der Feuerwehr können Substanzen vorhanden sein, die sich in der Umwelt zu PFAS entwickeln.

Als „PFT-Skandal“ wurde das Ausbringen von PFAS-belasteten Klärschlämmen in NRW 2006 bekannt. Was hat das LANUV seitdem getan?

Kaiser de Garcia: „Die Fälle von belasteten Klärschlämmen mit entsprechenden Auswirkungen auf die Gewässer, waren der Ausgangspunkt für eine ganze Reihe von Maßnahmen. Für uns als LANUV bedeutete dies vor allem, ein wirksames Messnetz aufzubauen, um mögliche Belastungen in den Abwässern, Oberflächengewässern und im Grundwasser nachvollziehbar zu machen.“

Stimmen die PFAS-Werte, die in der interaktiven Karte NDR, WDR und SZ für Haltern veröffentlicht wurden?

Kaiser de Garcia: „Welche einzelnen Messstellen vom Recherchekollektiv verwendet worden sind und welcher einzelne Wert zu welchem Zweck in dieser Karte zu finden ist, kann von uns nicht ohne weitere Recherchen nachvollzogen werden. Die genannten Werte sind von unseren Fachleuten nur schwer nachzuprüfen, da genauere Angaben zu den einzelnen Messstellen und der jeweiligen Örtlichkeit fehlen.“

Welche PFAS-Höchstwerte hat das LANUV bisher in Haltern gemessen?

Birgit Kaiser de Garcia: „In Haltern gab es 2019 16 Untersuchungen auf PFAS-Einzelsubstanzen im Heubach. Dabei wurden keine PFAS nachgewiesen. 2015 bis 2019 wurden an der Stever in Haltern insgesamt 351 Analysen durchgeführt. In 310 Fällen wurden keine PFAS nachgewiesen. Die höchste Konzentration wurde im März 2015 an der Messstelle Heimingshof mit 18,3 Nanogramm pro Kubikmeter gemessen. Im November 2015 betrug der Wert hier 7,2 Nanogramm pro Kubikmeter. An der Messstelle unterhalb der Kläranlage Haltern wurde die höchste Konzentration von 15,8 Nanogramm pro Kubikmeter im Februar 2016 gemessen. Dort wurden im Mai 2019 5,4 Nanogramm pro Kubikmeter gemessen. 149 Analysen fanden von 2016 bis 2022 am Wesel-Datteln-Kanal in Haltern statt. Im Juni 2016 wurde bei Flaesheim für die Summe der untersuchten PFAS ein Wert von 129 Nanogramm pro Kubikmeter gemessen. Hier betrug der Wert 2019 maximal 35 Nanogramm pro Kubikmeter.

Wie sind solche Werte in Bezug auf die Gesundheitsgefahr einzuordnen?

Die Stever in Haltern
Auch in der Stever wurden die PFAS bereits gemessen. (Symbolbild) © Andre Ziegert

Kaiser de Garcia sagt, das langfristig anzustrebende Mindestqualitätsziel der Trinkwasserkommission sei ein Höchstwert von 100 Nanogramm pro Liter für die Summe aller PFAS. Ein Nanogramm ist übrigens das Tausendstel eines Mikrogramms, das wiederum das Tausendstel eines Milligramms ist.

Bedroht die PFAS unser Trinkwasser?

Das Trinkwasser in NRW sei sicher, sagt Kaiser de Garcia. „Die PFAS-Vorsorgewerte gelten bereits für das Rohwasser, welches entnommen wird, um daraus Trinkwasser zu generieren.“ Zudem werde es aufwendig filtriert und durch stetige Laboranalysen geprüft.

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