„Elegie für Gartenabfälle“ lautet der Titel ihres spontanen Solo-Konzerts, mit dem die aus Haltern stammende Musikerin Ruth Kemna am Sonntag (11. Juni) auf Missstände im Lippramsdorfer Kirchwald aufmerksam machen will. Eigentlich war die 33-Jährige, die inzwischen im sizilianischen Palermo in Italien lebt, nur zu Besuch bei ihren Eltern. Doch dann kam es anders.
„Ich ging durch den kleinen Kirchwald in Lippramsdorf und mochte meinen Augen nicht trauen“, berichtet Ruth Kemna. An „unzähligen Stellen“ im Wald stieß sie auf Gartenabfälle. „Ich kenne den Wald schon aus meiner Kindheit. Wir haben dort oft gespielt“, erinnert sich die Musikerin.
Gartenabfälle seien auch damals schon in dem Wald entsorgt worden - „das war aber nicht viel“. Seit dem Neubau vieler Häuser in unmittelbarer Nähe des Wäldchens seien die Abfall-Berge gewaltig gewachsen. „Berge von Gras und anderen Gartenabfällen.“
„Bäume sterben“
Die Musikerin, die am 9. Juni mit dem Künstler-Kollektiv Group50:50 beim „Africologne Festival“ in Köln auftritt, kann es nicht fassen. „Illegal abgeladene Gartenabfälle können im Wald große Schäden anrichten“, stellt sie klar. „Bäume sterben nach und nach ab, wenn sie zugemüllt werden“, weiß Ruth Kemna.
Und genau darüber will sie mit ihrem Konzert aufklären. Am Sonntag spielt sie um 16 Uhr auf ihrer Viola im Lippramsdorfer Kirchwald, sozusagen mitten auf der „Müllkippe“.
Persönliche Einladung
Man darf gespannt sein, wie wehmütig und klagend die Darbietung ausfällt. „Ich werde eigene Lieder spielen und eine Solo Suite von Johann Sebastian Bach“, kündigt die Violinistin an. Die Anrainer des Waldes will sie dazu per Einladungskarte auch ganz persönlich einladen.

In Köln geht es in Kemnas Musiktheaterstück „The ghosts are returning“ (Die Geister kehren zurück) um koloniale Verbrechen, um Tod und Trauern. Erzählt wird die Geschichte von sieben „Pygmäen-Skeletten“, die ein Schweizer Arzt in den 50er-Jahren aus dem Kongo nach Genf brachte.
Diese reisen in den äquatorialen Wald zum nomadischen Volk der Mbuti, das von der illegalen Abholzung des zweitgrößten Regenwalds der Erde bedroht ist und aus den Wäldern vertrieben wird. In dem multimedialen Musiktheaterstück entwickeln die Künstler der Group50:50 aus dem Kongo, der Schweiz und Deutschland singend und tanzend ein Ritual, mit dem die sieben Geister zur Ruhe kommen können.
„Rücksichtslos“
„Ich kann doch nicht ein Stück über diese Regenwald-Zerstörung machen, wenn hier in Mitteleuropa meine eigenen Nachbarn unseren einzigen kleinen Wald im Dorf schon so rücksichtslos behandeln“, sagt Ruth Kemna auf die Frage nach ihrer Motivation für das kleine Waldkonzert am Sonntag. Etwa eine halbe Stunde soll es dauern.
Die Halterner Musikerin ist politisch sehr engagiert. In Palermo lebe sie seit zwei Jahren wegen der besonderen Flüchtlingsproblematik und aufgrund der Tatsache, dass „Italien die Grenzen dichtmacht“. Mit den Migranten mache sie dort viele Projekte.
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