Es waren Schwachstellen im Spannbetonteil des Beton-Stahl-Hybridturms, die das Windrad in Lippramsdorf nur einen Tag vor seiner Einweihung zusammenstürzen ließen.
Am 29. September 2021 ragte nur noch ein 40 Meter hoher Stumpf in die Luft, der Turm im Windpark AV 9 in der Hohen Mark war abgeknickt und samt Gondel in die Tiefe gestürzt.
17 weitere baugleiche Windräder waren daraufhin in ganz Deutschland stillgelegt worden. Wie der Sprecher des in Hamburg-Langenhorn ansässigen Herstellers Nordex erklärte, stehen davon aktuell noch neun Windräder. Allerdings werden einige Anlagen auch komplett gesprengt. Spektakuläre Fotos gibt es derzeit aus dem brandenburgischen Jacobsdorf.
Demontage gängig
Normalerweise werden beim Rückbau der Windräder zunächst Rotorblätter, Narbe, Maschinenhaus und der obere Teil des Turms (die Stahlkonstruktion) in einzelnen Schritten demontiert. Der dann noch verbleibende Betonturm wird gesprengt. Dies gilt nach Angaben von Nordex als „weltweit gängige Methode für den sicheren und schnellen Rückbau von Betonbauwerken“.

In Jacobsdorf allerdings baute man bei einer Anlage nicht zuerst zurück, sondern sprengte sofort. Die mangelhafte Standfestigkeit des Turms ließ kein anderes Vorgehen zu.
Nordex-Sprecher Felix Losada erklärt hierzu: „In Abhängigkeit vom jeweiligen Schadensbild wurde bisher vereinzelt bei Anlagen auf die vorherige Demontage der Hauptkomponenten verzichtet.“
Auch im Windpark Jüchen sowie in Prenzlau (Uckermark) war eine Demontage in jeweils einem Fall aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
Fallbett für Schutt
Bei der Komplett-Sprengung wird zunächst ein sogenanntes Fallbett genutzt. Hierzu wird eine Grube ausgehoben, in der der Schutt sicher aufgefangen und anschließend restlos geborgen werden kann.

Drei weitere Windräder des Typs Nordex N 149/4.0 bis 4.5 sollen diese Woche in Jacobsdorf noch „geordnet gesprengt“ werden. Noch in diesem Jahr werden laut Losada auch die restlichen baugleichen Windkraftanlagen zurückgebaut. Der Wiederaufbau sämtlicher 18 Turbinen soll ebenfalls im Laufe dieses Jahres abgeschlossen sein, sagt Losada.

In Lippramsdorf steht an der Unglücksstelle wieder ein neues Windrad. Die neue Anlage, die mit einem anderen Turm ausgerüstet ist, wird grünen Strom für den durchschnittlichen Bedarf von 4.200 Haushalten liefern.
Zu den Kosten der Havarie in Haltern, sämtlichen Stilllegungen und damit verbundenen Ausfällen bei der Stromproduktion sowie den Rück- und Wiederaufbau-Arbeiten von insgesamt 18 Anlagen in ganz Deutschland äußert sich Nordex nicht.
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