Matthias Jander betreibt den Unverpackt-Laden am Gantepoth in Haltern.

Matthias Jander betreibt den Unverpackt-Laden am Gantepoth in Haltern. © Jürgen Wolter

Kein Geld für Nachhaltigkeit? Wie geht’s dem Unverpackt-Laden von Matthias Jander?

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Einkaufen gehen, ohne Verpackungsmüll anzuhäufen, das ist der Gedanke, der hinter den Unverpackt-Läden steht. Jetzt schließen aber viele wieder. Wie geht es dem Halterner Unverpackt-Laden?

Haltern

, 25.07.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mehl, Nüsse, Haferflocken, Seife, alles zum Selberabfüllen in mitgebrachte Gefäße: Das ist das Konzept der Unverpackt-Läden. In den vergangenen Jahren war das vielerorts in Deutschland ein Trend. Doch nun schließen zahlreiche Läden wieder oder sind kurz davor. Wie geht es dem Laden in Haltern?

Für Kunden bedeutet das Konzept: eigene Behälter und Gefäße für Mehl, Haferflocken oder Seife mitnehmen. In den vergangenen Jahren funktionierte das sehr gut. So auch im Halterner Unverpackt-Laden von Matthias Jander, der zunächst an der Rekumer Straße gegründet wurde und dann an den Gantepoth 7 umgezogen ist.

„Ich habe mir große Sorgen gemacht“

Im Dezember 2019 war Matthias Jander mit dem für Haltern neuen Konzept an der Rekumer Straße gestartet. „Vier Monate später kam Corona“, sagt er. „Und da habe ich mir natürlich große Sorgen gemacht, denn was ich zunächst eingenommen hatte, hatte ich auch wieder investiert“. Rücklagen gab es nicht.

Lebensmittel unverpackt einkaufen und in eigene Gefäße füllen: Das ist das Konzept der Unverpackt-Läden.

Lebensmittel unverpackt einkaufen und in eigene Gefäße füllen: Das ist das Konzept der Unverpackt-Läden. © Stefanie Rink (Archiv)

Würden sich die Kunden in Coronazeiten nicht mehr trauen, Verpackungen selbst mitzubringen, aus Angst vor Ansteckungen? Die Sorgen waren zum Glück eher unbegründet, konnte Matthias Jander feststellen. Nach einer kurzen Phase der Unsicherheit erholte sich auch der Verkauf in seinem Laden. Die meisten Produkte kommen über kurze Vertriebswege, sind oft fair gehandelt und nach Bio-Standards produziert. „Dafür wächst das Bewusstsein bei vielen Kunden“, so Matthias Jander.

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Sortiment nach dem Umzug verdoppelt

Im Februar 2021 eröffnete er neu am heutigen Standort am Gantepoth mit 50 Quadratmetern mehr an Verkaufsfläche und einem großen Lagerraum. „Den hatte ich vorher nicht, deshalb konnte ich mein Sortiment nahezu verdoppeln“, sagt er.

Insbesondere den Food-Bereich konnte er ausbauen, bietet heute von frischer Milch über Käse bis zu Eiern viele frische Produkte an und konnte sogar ein kleines Haushaltswaren-Sortiment aufnehmen.

Der Berufsverband der Unverpackt Läden zählt knapp 500 Läden zu seinen Mitgliedern. Er wurde 2018 gegründet. Haben im gesamten vergangenen Jahr 14 Unverpackt-Läden in Deutschland geschlossen, waren es allein in den ersten drei Monaten 2022 schon 13, stellt der Verband fest.

Diesen Trend kennt auch Matthias Jander. „Man kann immer wieder verfolgen, dass hier dund da Läden aufgeben“, sagt er. Das sei mehr eine Krise des Einzelhandels als eine Krise des Konzepts, Lebensmittel unverpackt zu verkaufen, so der Verband der Unverpackt-Läden. Der Trend, sich Waren ins Haus liefern zu lassen, laufe dem Konzept, sich vor Ort Waren abzufüllen, entgegen.

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Dem stimmt Matthias Jander nicht unbedingt zu. Er setzt in Haltern vor allem auf seine Stammkundschaft. Und die geht sehr bewusst im Unverpackt-Laden einkaufen. Zu der zählt auch Wilfried Pöppelbaum. „Das ist ein sehr gutes Konzept“, sagt der Halterner, der sich regelmäßig im Laden mit Haferflocken versorgt.

Kein Problem mit Lieferengpässen

Schon seit Beginn der Coronapandemie und jetzt noch einmal verstärkt durch den Angriff Russlands auf die Ukraine kam es im Lebensmittelhandel immer wieder zu Lieferengpässen. Davon ist Matthias Jander aber verschont geblieben. „Das ist der Vorteil unseres Konzepts“, sagt er. „Unsere Produkte stammen aus der Region oder aus Deutschland. Sonnenblumenöl und Sonnenblumenkerne beispielsweise beziehen wir aus Bayern. Diese Vertriebswege funktionieren weiterhin, deshalb gibt es mit Lieferengpässen bei uns keine Probleme.“

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Matthias Jander spürt allerdings eine gewisse Kaufzurückhaltung. „Ich denke, dass viele Kunden jetzt Rücklagen bilden und sparen, weil sie nicht wissen, welche Energiekosten möglicherweise auf sie zukommen und weil sich alles verteuert.“

Den Haltener Unverpackt-Laden wird es trotzdem auch in Zukunft geben. „Es läuft so, dass es immer noch Spaß macht, diesen Laden zu führen“, sagt Matthias Jander.

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