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„Junges Ensemble“ führt neues Stück „on-line: Limit überschritten“ auf
Lea-Drüppel-Theater
Das neue Stück vom „Jungen Ensemble“ feiert im Lea-Drüppel-Theater im März Premiere. Wir verraten vorab, worum es in „on-line: Limit überschritten“ geht.
Mitten im Zuschauerraum stehen sie, die Kinder und Jugendlichen. Verstrickt in ein Netz aus roter Wolle, das eines der Mädchen – Jule eigentlich, aber jetzt gerade ist sie „Romy“ – um sie gewoben hat. Die Klänge des Klaviers werden lauter, als sie fast erbost spricht, und wieder leiser, wenn sie trauriger oder besonnen wird.
„Setz dir eine Kappe auf, dann mögen dich die anderen auch!“, sagt ein Mädchen, herablassend, abfällig. „Sei stark!“, sagt ein anderes, und noch jemand anders ruft: „Such dir jemand anderes und lauf dem hinterher!“ Solche Sprüche gibt es heute nicht nur auf dem Schulhof, sondern – erst recht – digital. Es wird wieder still im Theater. Die Szene hallt bei allen nach. „So, und jetzt lockern wir uns alle ein wenig“, ruft Silke Eumann, die Regisseurin und Theaterpädagogin, die hier buchstäblich die Fäden in der Hand hat.
„Eine Grenzüberschreitung, die bei jedem anders ist“
Es ist eine Impro-Übung, die das „Junge Ensemble“ während einer der Proben zu der neuen Eigenproduktion des Lea-Drüppel-Theaters macht. Die meisten Darsteller waren bei „Honk“ im vergangenen Jahr dabei, einige neue Nachwuchsschauspieler sind dazu gekommen. „Aber diesmal ist trotzdem alles anders“, so Silke Eumann, die ja selbst in roten Fäden „hängt“. „Mit dem Titel verraten wir ja schon, worum es geht – ‚on-line: Limit überschritten‘ bedeutet eine Grenzüberschreitung, die bei jedem anders ist.“
Das Handy, also das internet-taugliche Smartphone, ist da nur die Klammer, die die Geschichte des Stücks am Anfang und Ende zusammenbringt. Es geht um die verschiedenen Grenzüberschreitungen, die die Kommunikation untereinander ab einer bestimmten Generation, definitiv aber bei den Jugendlichen, bestimmen.
Die Fragen, die einen gefangen halten – Wann war der andere online? Hat er meine Nachricht gelesen? Dürfen die so was über mich in der WhatsApp-Gruppe schreiben? Warum antwortet sie nicht? – üben eine große Macht aus. Die Darsteller und Darstellerinnen haben sich bei der Entstehung des Stücks damit auseinandergesetzt, und sich gefragt: „Wie viel Stärke gehört dazu, mit dieser Macht richtig umzugehen? Als Empfänger und als Sender? Wo und wie fühle ich mich wohl? Wo will ich hin? Wer bin ich? Wie groß sind die Rollen von Kleidung und Mode, Liebe und Beziehungen, Eltern und Geschwistern, Schule und Zukunftsplanung in meinem Leben?“
„Es ist eine szenische Darstellung von tatsächlich Erlebtem“
Bei „on-line: Limit überschritten“ handelt es sich nicht um eine fertige Produktion, die maximal adaptiert und inszeniert wird, sondern um ein Stück, das von und mit den jungen Talenten entsteht. Silke Eumann: „Es sind szenische Darstellungen von tatsächlich Erlebtem, allerdings so verfremdet, dass niemand Persönliches von sich preisgeben muss.“ Oder aber die Szenen werden von ganz anderen Jugendlichen gespielt.
„Dennoch ist das Thema eine Plattform der Selbstdarstellung – weil es aber auch um Sachen geht, die jeder von uns kennt, auf die eine oder andere Art.“ Der Untertitel „Limit überschritten“ lässt zudem eine Interpretation des eindeutigen „Zuviel“ auf verschiedenen Ebenen zu: Das überschrittene Datenlimit, das persönliche Limit, zwischenmenschliche Grenzen und individuelle Stressbelastungen können gemeint sein. Sind gemeint. Sie ziehen sich wie ein roter Faden durch das Stück.
„Wir erzählen das Stück collagen-artig“, erklärt die Regisseurin. „In Dialogen, Monologen und in Liedern.“ Einige davon haben die Jugendlichen selbst geschrieben, mithilfe des Profimusikers Niclas Floer. Während sie das erzählt, gehen alle gemeinsam auf die Bühne, machen stimmbildende Übungen, mal hoch, mal tief, zum Lockern und Trainieren der Stimmen. Und dann singen die Jugendlichen einen Song aus dem Stück „Mein Wegweiser“. Paulina, 20, und Nele, 13, haben ihn selbst geschrieben. Die Gänsehaut ist nicht nur vorprogrammiert, sie ist schon da. Als Silke Eumann das bemerkt, sagt sie: „Ja, wir sind gespannt, was das Stück für einen Eindruck auf das Publikum machen wird.“
- Die Premiere findet statt am 9. März (Samstag) um 19 Uhr.
- Weitere Vorstellungen stehen für diese Daten im Spielplan: Sonntag, 10. März, 15 Uhr; Freitag, 29. März, 19 Uhr; Sonntag, 31. März, 15 Uhr; Freitag, 12. April, 19 Uhr; Samstag, 4. Mai, 19 Uhr; Freitag, 17. Mai, 19 Uhr; Samstag, 18. Mai, 19 Uhr.
- Die Karten sind im Vorverkauf in der Buchhandlung Kortenkamp und im Internet auf der Seite des Theaters erhältlich.
Mareike Graepel ist Journalistin, Autorin und Übersetzerin, seit 2017 selbstständig. Die Mutter von zwei Töchtern lebt teils in Haltern, teils in Irland. Von der Grünen Insel berichtet sie für DEINE KORRESPONDENTIN und die dpa. Am liebsten schreibt sie über Kultur, Gesellschaft und Umwelt.
