Weit über 1000 Liter Regen sind im Jahr 2023 auf die Felder in Haltern gefallen. Nach mehreren Jahren der Trockenheit ein Segen für die Böden. Für die Halterner Landwirte war das aber nicht immer ein Grund zur Freude.
„Wir können auf ein besonderes Jahr zurückblicken, denn so viel Regen hat es schon lange nicht mehr gegeben. Der gute Mais hat uns zum Glück schnell vergessen lassen, wie viel Nerven uns die Roggen- oder Weizenernte im Sommer gekostet hat. Kein Dürresommer in diesem Jahr - ein Aufatmen für die Natur und die Menschen, die in ihr arbeiten.“ So fasste die Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Recklinghausen, Regina Böckenhoff, das Jahr auf der Kreisverbandstagung Anfang Dezember in Haltern zusammen.
Ernteverluste bis 50 Prozent
„Wir erwarten in Haltern eine überdurchschnittlich gute Mais-Ernte“, hatte Landwirt Ludger Winkelkotte bereits im September gesagt. „Der Mais hat ausreichend Regen bekommen und zwischendurch gab es auch immer wieder warme Phasen für die Reife.“
Große Probleme hatte der Regen aber bei der Getreideernte verursacht, die im August wegen zu nasser Felder sogar unterbrochen werden musste. Gerste konnte noch rechtzeitig abgeerntet werden, Roggen und Weizen litten aber unter dem Wetter. Qualität und Menge des geernteten Getreides waren sehr eingeschränkt.
„Dieses Mehl war für den Bäcker nicht mehr geeignet. Damit konnte man kein Brot und keine Brötchen mehr backen“, hatte Kreislandwirt Georg Schulte-Althoff festgestellt. „Die Verluste betrugen bis zu 50 Prozent.“

Mit Erleichterung haben auch die Halterner Landwirte das Ergebnis zum Entwurf der „Sustainable Use Regulation“ (SUR) im Europäischen Parlament zur Kenntnis genommen. Diese neue Verordnung sollte den Pestizideinsatz bis 2030 halbieren.
„Pauschalverbote und praxisferne Vorgaben zum Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die die Existenz vieler landwirtschaftlicher Betriebe gefährdet hätten, wurden von einer Mehrheit der Abgeordneten klar abgelehnt“, sagte Regina Böckenhoff in Haltern.
Lebensmittelversorgung sichern
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Kinderhilfswerk Unicef hätten inzwischen die EU davor gewarnt, weitere landwirtschaftliche Flächen stillzulegen, ergänzt Georg Schulte-Althoff. „Wenn immer mehr Flächen unter anderem für Wind- und Solarenergie genutzt werden und die Diversifizierung des Anbaus fortschreitet, dann sinken die Erträge. Es muss zugekauft werden, mit der Folge, dass ärmere Länder letztlich ihre eigene Grundversorgung mit Getreide nicht mehr gewährleisten können.“
Positiv sieht Schulte-Althoff den Ausbildungssektor. „Anders als in vielen anderen Branchen bleibt in NRW die Zahl der Auszubildenden in landwirtschaftlichen Berufen konstant. Das stimmt uns optimistisch für die Zukunft der heimischen Landwirtschaft.“
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