„Ich brauche Sie hier!“ Irakerin (26) findet Ausbildungsplatz bei Zahnarzt in Haltern

Ausbildungspaten: Irakerin (26) findet Ausbildungsplatz in Haltern
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So etwas nennt man heute gern eine „Win-Win-Situation“: Hadil Jalil Mustafa Al-Jadi (26), vor zwei Jahren zusammen mit ihrem Mann aus dem Irak geflüchtet, hat bei Zahnarzt Dr. Christian Cuhlmann in Haltern einen Ausbildungsplatz gefunden. Ausbildungspate Udo Dilewski hat dabei tatkräftig mitgeholfen.

Für den Halterner Zahnarzt ist Hadil ein Glücksfall. Sie hat bei ihm im März ein zweiwöchiges Praktikum absolviert und beide Seiten haben sofort gemerkt: Das passt. „Ich brauche sie“, sagt Christian Cuhlmann. Denn auch für den Zahnarzt wird es immer schwieriger, qualifizierte Fachkräfte zu finden.

Mit Mitarbeitern aus dem arabischen Raum hat er bisher gute Erfahrungen gemacht, zurzeit ist bei ihm bereits eine Auszubildende aus Syrien beschäftigt, die ihre Ausbildung in diesem Jahr abschließt. „Wir brauchen hier engagierte junge Leute, die für den Beruf motiviert sind, da der Fachkräftemangel immer gravierender wird“, sagt Cuhlmann. Er findet es bedauerlich, dass es dafür immer noch viele bürokratische Hürden gibt, auch im Fall von Hadil.

Zwei Jahre Flucht

Die junge Irakerin hat eine lange Odyssee hinter sich. Sie ist mit ihrem Mann Mustafa im Dezember 2021 in Haltern angekommen. Insgesamt zwei Jahre hat ihre Flucht aus dem Irak gedauert. Griechenland, Bosnien, Albanien, Serbien und Slowenien waren Stationen ihres langen Weges, der immer wieder durch Aufenthalte in Flüchtlingslagern unter zum Teil menschenunwürdigen Bedingungen unterbrochen wurde.

In Haltern kamen sie in der Unterkunft am Lorenkamp unter, wo sie auch heute noch wohnen. Hier trafen sie Udo Dilewski, der gerade begonnen hatte, sich bei der Caritas und den Ausbildungspaten in Haltern ehrenamtlich zu engagieren. „Hadil und Mustafa waren meine ersten Deutsch-Schüler“, berichtet der Halterner, der auch lokaler Ansprechpartner für das Projekt Ausbildungspaten in Haltern ist.

Zahnarzt Dr. Christian Cuhlmann freut sich, in Hadil Jalil Mustafa A-Jafi eine neue Auszubildende gefunden zu haben. Ausbildungspate Udo Dilewski half dabei mit.
Zahnarzt Dr. Christian Cuhlmann (r.) freut sich, in Hadil Jalil Mustafa A-Jafi eine neue Auszubildende gefunden zu haben. Ausbildungspate Udo Dilewski (l.) half dabei mit. © Jürgen Wolter

Die Sprache erlernen und mehr über Deutschland erfahren: Das stand für die beiden jungen Iraker am Beginn ihres Aufenthalts in Deutschland. Sie haben inzwischen den Integrationskurs des B1-Levels abgeschlossen und beginnen jetzt mit dem B2-Kurs. „Das heißt, sie haben 600 Stunden Deutschunterricht gehabt und 100 Stunden zum Leben in Deutschland“, so Udo Dilewski.

Arbeit und Unterricht

Mustafa fand eine Anstellung in Vollzeit bei McDonald’s in Haltern, etwas später begann auch Hadil dort in Teilzeit zu arbeiten. Zeitgleich begannen die Integrationskurse, sodass das junge Ehepaar häufig eine doppelte Belastung zu tragen hatte. „Morgens war Unterricht, deshalb haben sie hauptsächlich in der Spät- und Nachtschicht gearbeitet, und das konnte auch schon mal über 24 Uhr hinausgehen“, sagt Dilewski.

Der erste Asylantrag der beiden Iraker wurde vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) abgelehnt. „Dagegen läuft das Klageverfahren, das ist inzwischen ein sehr häufiger Weg“, sagt Udo Dilewski. „Bei der Entscheidung darüber spielt es eine wichtige Rolle, wie sehr sich die Geflüchteten um Integration bemühen. Ein Ausbildungsplatz in Deutschland ist dabei ein dicker Pluspunkt.“

Mit einem Blumenstrauß begrüßte Dr. Christian Cuhlmann seine neue Auszubildende.
Mit einem Blumenstrauß begrüßte Dr. Christian Cuhlmann seine neue Auszubildende. © Jürgen Wolter

Über seine Kontakte als Ausbildungspate vermittelte er Hadil das Praktikum bei Dr. Cuhlmann. „Das hat mir sehr viel Spaß gemacht“, sagt die junge Irakerin. „Ich bin hier sehr freundlich aufgenommen worden“. Sie hat inzwischen McDonald’s darüber informiert, dass sie am dem 1. August eine Ausbildung zur Zahnarzthelferin beginnt. Ihr Ehemann Mustafa sucht zurzeit, ebenfalls mit Hilfe von Udo Dilewski, nach einer neuen beruflichen Perspektive.

Der Verein Ausbildungspaten im Kreis Recklinghausen hat es sich zur Aufgabe gemacht, Jugendliche in der Phase des Übergangs von der Schule in den Beruf zu begleiten. Er unterstützt die jungen Menschen bei der Entscheidung, ob für sie eine Ausbildung infrage kommt oder eher die schulische Weiterqualifizierung. Gefragt ist die Unterstützung bei der Suche nach einer geeigneten Stelle und bei dem Bewerbungsverfahren sowie die Begleitung während der Ausbildung. Weitere Informationen finden sich auf der Homepage unter ausbildungspaten.de. Anfragen beantwortet auch Udo Dilewski unter Dilewski@ausbildungspaten.de.

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