Es klingt ein bisschen schräg: Die EU-Verordnung 2023/5 genehmigt entfettetes Pulver aus der Hausgrille und die EU-Verordnung 2023/58 erlaubt Larven des Getreideschimmelkäfers in gefrorener, pastenartiger, getrockneter und pulverisierter Form unter anderem in Backwaren. Was halten Halterner Bäcker davon? Setzen sie das Mehl ein?
Bäckermeister Theo Sanders ist skeptisch. „Das Wichtigste bei Backwaren ist für mich zunächst mal der Geschmack“, sagt er. „Ich weiß nicht, ob das Verwenden von Insektenmehl darauf Auswirkungen hätte. Ich verwende kein Insektenmehl und habe mich im Detail damit auch noch nicht beschäftigt“, so Sanders, der neben der Bäckerei und dem Café in Lippramsdorf noch Filialen in Dorsten-Wulfen und an der Weseler Straße in Haltern betreibt.
„Zwar ist das Insektenmehl besonders proteinreich, aber ich könnte mir vorstellen,. dass es zumindest heute noch die meisten Kunden eher abschrecken würde, wenn sie wüssten, dass in einem Produkt Insektenmehl verwendet wird“, so Sanders weiter.
Ein Brot namens „Popeye“
Sein Sohn Jan hat bei seiner Meisterprüfung ein Brot namens „Popeye“ aus Dinkelmehl und mit Spinat hergestellt, erzählt er. „Da gibt es noch viele kreative Möglichkeiten. Insekten kann ich mir zumindest heute da nicht vorstellen. Solche Produkte dürften sich wahrscheinlich nicht gut verkaufen.“
Auch für Julia Imping, Bäckermeisterin in Dorsten und Obermeisterin der Bäckerinnung Vest Recklinghausen, ist die Verwendung von Insektenmehl keine Alternative. „Es wird bei uns nicht verwendet, und ich kann es mir auch in Zukunft nicht vorstellen“, sagt sie.

Zwar habe eine Kollegin in Düsseldorf unlängst ein Brot aus Mehlwürmern produziert und dafür sogar einen Preis gewonnen, aber Julia Imping glaubt nicht, dass es im Alltagsgeschäft dafür bei uns eine große Kundenakzeptanz geben würde.
„Grundsätzlich weiß man aber nicht, ob solche Ersatzstoffe nicht auch sinnvoll eingesetzt werden könnten. Zum Beispiel, da in Afrika durch den Ukrainekrieg die Weizenlieferungen ausbleiben, könnten Alternativen möglicherweise ihre Berechtigung haben, um Hungersnöte zu vermeiden oder einzudämmen“, sagt Julia Imping.
Kennzeichnung ist erforderlich
Sie selbst schließt aber in der Herstellung von Backwaren für die 19 von der Bäckerei Imping betriebenen Fachgeschäfte (unter anderem in Dorsten, Raesfeld, Schermbeck, Marl und Recklinghausen) den Einsatz aus. „Auch unsere Mühlen sind safe, dort wird nirgendwo mit den Insekten-Produkten gearbeitet. Ich wüsste ehrlich gesagt auch spontan nicht, wo ich sie bekommen würde.“
Grundsätzlich sei es notwendig, dass Produkte, in denen Insektenmehl verarbeitet werde, auch gekennzeichnet werden, so Julia Imping., „Das muss für Lebensmittelprodukte genauso gelten wie für Backwaren“
Regionalität im Vordergrund
„Unsere Backwaren bleiben insektenfrei“, sagt auch Bäckermeister Berthold Brinkert, der unter dem Geschäftskonzept „Berthold‘s - der Naturbäcker“ mehrere Filialen in Haltern sowie in Olfen, Datteln, Selm und Hausdülmen betreibt.

„Wir legen schon seit Jahren besonderen Wert auf Regionalität“, sagt Berthold Brinkert. Sein Getreide stammt vorrangig von Landwirten, die Felder in Haltern Flaesheim oder Olfen bewirtschaften.
Auch die Mühle, mit der er zusammenarbeitet, verwende kein Insektenmehl, betont Brinkert. „Insekten erfüllen in der Natur wichtige Funktionen, zum Beispiel sorgen sie für leckeren Honig“, sagt Brinkert. „Aber im Brot haben sie nichts zu suchen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass solche Produkte von den Kunden akzeptiert würden.“
Allerdings werden Insekten und ihre Bestandteile schon lange von der Lebensmittelindustrie verwendet. Sie befinden sich auch in bekannten Markenprodukten. Mehlwürmer und Heuschrecken in Nahrungsmitteln zu verarbeiten ist seit anderthalb Jahren in der EU erlaubt. Scharlachschildläuse und Lackschildläuse schon viel länger zum Einsatz.
Glatteis-Unfälle am Morgen in Haltern: Pkw im Straßengraben, Lkw blockiert Kanalbrücke
Emotionales Video von Influencerin Jana Crämer: Halternerin spricht erstmals über Krankheit
„Immer eine Kugel himmelblau“: Netflix-Star Romina Küper über ihre Kindheit in Haltern