Das Lambertusstift in Lippramsdorf.

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Impfpflicht in Heil- und Pflegeberufen: „Spielt uns eher in die Karten“

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Die vom Bundestag und Bundesrat kürzlich beschlossene Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegeberufe sorgt für Diskussionen in der Bevölkerung. So sind die Meinungen in Halterner Einrichtungen.

Haltern

, 18.12.2021, 15:27 Uhr / Lesedauer: 2 min

Impfpflicht für Menschen, die beruflich mit vulnerablen Personengruppen zu tun haben? Was in anderen Ländern längst Gesetz ist, wird nun auch in Deutschland spätestens im März Realität. Dann müssen Personen, die in Gesundheits- und Pflegeberufen tätig sind, geimpft sein - so will es die Regierung. Ab Mitte März muss jeder, der in einem dieser Berufe tätig ist, nachweisen, dass er geimpft ist - andererseits drohen Konsequenzen.

„Appelliere an den gesunden Menschenverstand“

In Halterner Seniorenheimen sind die Meinungen dazu geteilt. „Ein sperriges Thema“, sagt Ulrike Roß, Geschäftsführerin der Heime St. Sixtus und St. Anna. „Ich weiß nicht, ob eine Impfpflicht das Problem löst.“ Persönlich finde sie es schwierig, sie nur für bestimmte Gruppen einzuführen. „Die Küchenhilfe fällt zum Beispiel auch unter Gesundheitsberufe. Sie hat aber gar keinen direkten Kontakt zu den Bewohnern.“

In den katholischen Heimen sei man auf einem sehr guten Weg, was die Impfquote unter den Mitarbeitern angehe. „Wir sind bei fast 100 Prozent.“ Sie glaube, dass man den Rest auch noch erreiche. „Ich appelliere an den gesunden Menschenverstand, was das Impfen angeht.“

Ulrike Roß, Geschäftsführerin der Heime St. Sixtus und St. Anna

Ulrike Roß, Geschäftsführerin der Heime St. Sixtus und St. Anna © privat

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Auch im Lambertusstift Lippramsdorf seien die Mitarbeiter nahezu komplett geimpft und geboostert, sagt Geschäftsführer Wilfried Kersting. Insofern glaube er nicht, dass eine Impfpflicht auf die Personalsituation in seinem Haus gravierende Auswirkungen habe. Nur in einem Fall gebe es noch Überzeugungsarbeit zu leisten. „Wenn das nicht gelingt, spielt uns die Impfpflicht eher in die Karten“, sagt Wilfried Kersting.

„Ich habe eher Unverständnis für Leute, die sich nicht impfen lassen. Bei Urlaubsreisen lassen sich die Menschen auch freiwillig gegen viele Krankheiten impfen.“ Er hält die angeordnete Impfpflicht für unausweichlich. „Die Richtung muss gezeigt werden.“ Die Freiheit des Einzelnen höre dort auf, wo die Freiheit aller eingeschränkt werde.

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Er habe eine Verantwortung für Mitarbeiter und Bewohner. „Ich möchte, dass wir das Virus in den Griff kriegen“, sagt Kersting. Es sei schwieriger, als man vor einem Jahr erwartet habe. Weiterhin gilt im Heim, dass alle Besucher getestet werden. „Auch Physiotherapeuten und Ärzte.“ Man stoße dabei aber auf Verständnis. Über Weihnachten können die Bewohner von ihren Angehörigen nach Hause geholt werden, wenn es gewünscht sei. Bis dahin mache man kleine interne Weihnachtsfeiern mit den Bewohnern. „Gerade in der dunklen Jahreszeit müssen wir für gute Stimmung sorgen.“

Gute Impf-Quote bei Pflegedienst

Ludwig Borger, Geschäftsführer des Pflegedienstes PuG in Haltern, plädiert ganz klar für eine Impfpflicht für Pflegeberufe. „Grundsätzlich ist für uns das Impfen der einzige Weg, um aus dieser Pandemie herauszukommen und dadurch unser relativ unbefangenes Leben in Gemeinschaft zurückzubekommen.“ Sein Team übernehme in der täglichen Arbeit am Menschen mit Pflege- und/oder Betreuungsbedürftigkeit eh eine sehr hohe Verantwortung. „Dafür ist es unseres Erachtens eine Pflicht, sich selbst und damit auch andere zu schützen, vor welcher Erkrankung auch immer.“

PuG beschäftigt über 280 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in Haltern arbeiten etwa 120 von ihnen. Anfang des Jahres hätten sich bereits etwa 90 Prozent der Mitarbeitenden impfen lassen, so Ludwig Borger. „Einige Mitarbeitende brauchten noch Zeit für die Entscheidung.“ Mit Ausnahme einer sehr kleinen Anzahl derjenigen, die sich bisher aus gesundheitlichen Gründen nicht hätten impfen lassen können, seien aktuell aber nahezu alle geimpft und bereits zu 70 Prozent geboostert. Auswirkungen auf die personelle Situation in der Firma sehe er deshalb nicht.

Ludwig Borger ist Geschäftsführer des PuG Pflege- und Gesundheitsteams mit Sitz in Haltern.

Ludwig Borger ist Geschäftsführer des PuG Pflege- und Gesundheitsteams mit Sitz in Haltern. © Jürgen Wolter

„Für uns pendelt sich eine Normalität im Leben und Arbeiten mit Corona ein. Neueinstellungen werden zum Masern- und Corona-Impfstatus befragt. Hygienische Maßnahmen gehören zum Alltag“, berichtet der Geschäftsführer.