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Impf-Nachfrage in den Halterner Praxen hat sich entspannt - mehr Infektionen
Corona-Impfung
Durch die externen Impfangebote hat sich die Lage in den Halterner Praxen verbessert. Kurzfristige Termine seien möglich, so die Ärztesprecherin. Auch Erstimpfungen werden wieder nachgefragt.
Die Halterner Ärztesprecherin Dr. Astrid Keller hat auf Anfrage der Halterner Zeitung ein Update zu der momentanen Situation in den Halterner Arztpraxen gegeben. Die vielen Impfangebote in der letzten Zeit hätten einiges an Druck rausgenommen, bilanziert sie. Auch zu anderen aktuellen Fragen nimmt sie stellvertretend für die Halterner Ärzteschaft Stellung.
Wie hat sich die Situation in den Praxen angesichts der ausgelagerten Impfaktionen in den letzten Wochen entwickelt? Ist der Andrang nach wie vor hoch?
Nachdem wir uns vor 4 Wochen vor Anfragen nicht retten konnten, trudeln jetzt eine Menge Terminabsagen ein. Dadurch entspannt sich die Lage merklich und es können auch wieder kurzfristiger Impftermine vergeben werden. Es kann sich also lohnen, sich nach einem früheren Termin zu erkundigen. Die Telefonleitungen sind allerdings weiterhin unter Druck und sollten für akute Beschwerden freigehalten werden. Daher sollte hierfür weiterhin E-Mail-Verkehr oder Terminbuchungsportale etc. genutzt werden.
Wie sieht die Versorgung mit Impfstoff zurzeit aus?
Biontechdosen wurden aufgrund der hohen Nachfrage gekürzt. Moderna können wir in unbegrenzter Menge bestellen, das daher vorwiegend verimpft wird. Die meisten Kollegen impfen allerdings Personen unter 30 Jahren und Schwangere mit Biontech, obwohl seit letzter Woche auch Moderna wieder für alle ab 18 (außer Schwangere) freigegeben wurde.

Dr. Astrid Keller, Sprecherin der Halterner Ärzteschaft, freut sich über mehr Erstimpfungen. © privat
Wer sollte sich jetzt boostern lassen? (im Hinblick auf den Abstand zur Zweitimpfung)
Der Abstand zur zweiten Impfung sollte laut derzeitiger Empfehlung mindestens 5 Monate betragen außer bei Johnson&Johnson, hier sollte baldmöglichst geboostert werden (mind. 4 Wochen nach der ersten Impfung). Die Variante Omikron wird zum Jahreswechsel die Delta-Variante verdrängen, so sind die Prognosen. Und für diese Variante ist die Boosterimpfung für einen guten Schutz wichtig.
Gibt es weiterhin den Wunsch von Patienten nach einem bestimmten Impfstoff?
Nur wenige Impflinge bestehen auf eine bestimmte Impfstoffart. In der Regel freuen sich die Menschen, dass sie die Boosterimpfung erhalten haben und sind erleichtert. „Spikevax“ von Moderna, mit dem die niedergelassenen Ärzte vorher kaum Erfahrung hatten, hat sich, was die Nebenwirkungen angeht, gleichwertig zu Biontech gezeigt.
Erfreulicherweise melden sich wieder mehr Menschen für eine Erstimpfung. Die Einschränkungen, denen Ungeimpfte ausgesetzt sind, zeigen ihre Wirkung auf bisher noch unentschlossene oder zögernde Personen.
In den letzten 3 Wochen ist die Zahl der Corona-Infizierten in Haltern recht stark gestiegen. Haben Sie vermehrt Covid-Patienten in Behandlung?
Covid-Infektionen sind deutlich mehr geworden. Geimpfte haben recht milde Verläufe und können meist telefonisch betreut werden. Jede Praxis hat etwas unterschiedliche Konzepte. Wir persönlich haben eine Infektionssprechstunde. Hier behandeln wir, durch Schutzkleidung geschützt, die Infektpatienten. Auch Covid-Patienten müssen zwischendurch abgehört werden, auch die Sauerstoffsättigung muss gemessen werden. Auch Hausbesuche kamen schon vor, waren in dieser vierten Welle bei uns bisher noch nicht erforderlich.
Gibt es bereits Covid-Medikamente, die Sie einsetzen können?
Spezifische Covid-Medikamente sind derzeit für die ambulante Medizin unpraktikabel. Sie müssen infundiert werden, dafür bräuchte man ja einen mit Schleuse abgetrennten Bereich in der Praxis. Wir können aber unterstützend bereits mit anderer Indikation auf dem Markt befindliche Medikamente einsetzen, die Komplikationen verringern.
Definitiv sind die medikamentösen Möglichkeiten immer noch wenig effektiv. Für diese Infektionskrankheit ist die Impfung immer noch die einzig wirklich wirksame Behandlung.
Wie schätzen Sie die Situation im Hinblick auf die Festtage ein? Was raten Sie den Halternern?
Auch an den Feiertagen werden wir noch hohe Fallzahlen haben. Trotzdem halte ich ein komplettes Isolieren wie im letzten Jahr nicht für sinnvoll. Man sollte die Kontakte gut planen, abwägen, welche wichtig sind. Eine Absprache mit der Familie, dass man zum Beispiel kurz vorher Selbsttests macht, ist eine Option. Damit fühlen sich alle sicher.
Vor mehr als zwanzig Jahren über ein Praktikum zum Journalismus gekommen und geblieben. Seit über zehn Jahren bei Lensing Media, die meiste Zeit davon als Redakteurin in der Nachrichten- und Onlineredaktion in Dortmund. In Haltern seit September 2019.
