
Marina Uliczek (l.) und Nadine Krüger gehören zum Stammpersonal im Landhaus Föcker und haben jede Menge zu tun. © Jürgen Wolter
Immer noch zu wenig Personal: Einige Halterner Gastronomen müssen kämpfen
Gastronomie
In der Corona-Pandemie hat die Gastronomie massiv Personal verloren. Viele Mitarbeiter haben sich neue Jobs gesucht. Wie sieht es jetzt am Beginn der Biergartensaison aus?
Die Sommersaison hat begonnen, die Biergärten und die Außengastronomie von Restaurants und Cafés sind wieder geöffnet. Aber wie sieht es mit der Personalsituation aus? Haben die Halterner Gaststätten überhaupt genug Mitarbeiter, um den Betrieb in vollem Umfang aufrechterhalten zu können?
„Die Lage hat sich leider nicht gebessert“, sagt Taner Yalcin. Er betreibt in Haltern und auch in Recklinghausen je ein Café Extrablatt. Nach der Coronaflaute waren viele Mitarbeiter in Service und Küche abgewandert, hatten sich zum Teil Jobs in anderen Branchen gesucht. Und viele sind nicht zurückgekommen. Die Auswirkungen spüren Gastwirte bis heute.

Auch im Café Extrablatt fehlt Personal. © Jürgen Wolter (Archiv)
Taner Yalcin wirbt deshalb auf verschiedenen Portalen um neue Mitarbeiter. „Es gibt durchaus auch Interessenten und Vorstellungsgespräche und vielversprechende Leute, aber oft wird dann doch nichts daraus, entweder weil sie gar nicht zur Arbeit erscheinen oder nach einem Tag Probearbeiten nicht wiederkommen.“
Mehr Umsatz und mehr Arbeit
Die Sommersaison mit geöffneter Außengastronomie bedeutet durchaus auch mehr Umsatz, aber auch mehr Arbeit. „Man spürt schon, dass die Leute länger bleiben, wenn sie abends draußen sitzen können“, so Taner Yalcin. „Der verkaufsoffene Sonntag in Haltern war zuletzt auch super, aber wenn wir draußen bedienen, bedeutet das nicht nur längere Wege für die Mitarbeiter, es gibt auch in der Küche mehr zu tun.“
Das versucht Yalcin dadurch auszugleichen, dass er sein Personal in Haltern und Recklinghausen flexibel einteilt. „Außerdem machen einige dann auch mehr Stunden als im Winter“, sagt er.
Besser sieht es beim Biergarten Jupp am Halterner Stausee aus. „Wir sind inzwischen gut aufgestellt, haben aber auch mit mehrere Anzeigen massiv nach Personal gesucht“, sagt Inhaber Toddy Geldmann. „Trotzdem: Gutes Personal suchen wir natürlich weiterhin. Es kann immer jemand krank werden oder einer merkt, dass Gastronomie doch nicht das Richtige für ihn ist. Unser Hauptgeschäft läuft ja im Sommer und bei dem schönen Wetter ist aktuell natürlich jede Menge los.“

Auch Andreas Kleimann (hier in der Sunset Beach Bar) könnte noch mehr Personal gebrauchen. © Benjamin Glöckner (Archiv)
„Es ist besser geworden als in Corona-Zeiten, wir konnten unser Personal um rund 30 Prozent aufstocken, aber wir könnten auch noch Leute gebrauchen“, sagt Andreas Kleimann, der zusammen mit Christian Zehren neben dem Rossini auch Kajüte, Kombüse und die Sunset Beach Bar betreibt. „Insgesamt sind wir inzwischen gut aufgestellt. Aber je wärmer es abends wird, desto länger bleibt die Außengastronomie auf. Deshalb steigt der Personalbedarf noch. Wir suchen noch weitere Mitarbeiter.“
„Das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem“
Auch für Stephan Föcker vom Landhaus Föcker ist es weiterhin schwer, Personal zu finden. Er sieht mehrere Ursachen für den Engpass. „Klar hat Corona eine Rolle gespielt, dadurch sind vor allem während der Lockdowns Mitarbeiter aus der Gastronomie abgewandert. Aber es gibt auch andere Ursachen“, sagt er.
Föcker hat zu wenig Aushilfen und findet auch keine Auszubildenden. „Das Problem kennt aber nicht nur die Gastronomie“, sagt er. „Schauen Sie aufs Handwerk: Dort ist die Situation genau dieselbe. Es gibt genug zu tun, aber die Mitarbeiter fehlen. Und in der Gastronomie kommt mit den schwierigen Arbeitszeiten noch ein Problem obendrauf. Das hat aber nicht nur mit Corona zu tun, das ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.“
Das Stammpersonal ist bei der Stange geblieben, deshalb kann der Betrieb aufrechterhalten werden. Aber vor allem Aushilfen könnte Stephan Föcker gut gebrauchen.
Er hofft, dass die derzeitigen Teuerungen und die angespannte Wirtschaftslage nicht dazu führen, dass eines Tages die Arbeitslosigkeit steigt und die Gäste wegbleiben. „Dann hätten wir die umgekehrte Situation: Personal wäre da, aber es kämen keine Gäste mehr.“
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
