Halterner Ehepaar hilft Igelbabys „Die kleinen Tiere könnten ohne uns nicht überleben!“

Ehepaar in Lippramsdorf päppelt hilfsbedürftige Igelbabys auf
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Voller Stolz steht das Ehepaar Golka aus Lippramsdorf vor dem kleinen Igel-Zimmer in ihrem Keller. Für jedes der drei Babys wurde ein Zuhause zum Überleben eingerichtet. In jedem Käfig steht ein kleines Holzhäuschen, das Gregor Golka selbstgemacht hat. Gefüllt mit Stroh und Laub, sodass sich Red, Blue und Grey, so heißen die Igel, wohlfühlen und in Ruhe zunehmen können. Für die Eheleute ist die Aufgabe eine Herzensangelegenheit. Denn nur so können die Wildtiere den Winterschlaf überleben.

Zur Überwachung der Fortschritte wird Tagebuch geführt. Das sei der erste Schritt, wenn ein Igel zu ihnen gebracht werde. „Zuerst geht es auf die Waage und dann wird geschaut, ob die Tiere Wunden oder Verletzungen haben“, erklärt Ilona Golka. Aber meistens seien die Sprösslinge unterernährt.

„Immer wenn ich daran denke, wie viele Insekten früher auf der Autobahn an der Windschutzscheibe kleben geblieben sind, dann frage ich mich, wo sind die heute alle“, erzählt Igelmama Ilona. „Für die Igel bedeutet das Insektensterben, dass es in der natürlichen Umgebung immer weniger Futter gibt. Sie fressen dann Schnecken und Würmer und werden davon krank.“ Deshalb seien die Wildtiere auf die Hilfe des Menschen angewiesen.

Auf dem Foto ist ein kleines Igelbaby zu sehen.
"Blue" ist als erstes eingezogen und mittlerweile sehr zutraulich und neugierig. Sie ist circa zehn Wochen alt. © Jennifer Wachter

Neben der Unterernährung können auch schwere Verletzungen lebensbedrohlich sein. Insbesondere, wenn Fliegen Eier in die Wunde legen. „Diese müssen umgehend entfernt werden. Denn sonst schlüpfen daraus Larven und die fressen dann den Igel von innen auf“, so Ilona Golka. Mit einer einfachen Maskarabürste aus dem Drogeriemarkt können die Eier vorsichtig ausgebürstet werden.

Große und üble Wunden seien häufig den Rasenmährobotern geschuldet. „Die laufen oft auch in der Nacht und sind eine riesige Gefahr für die Igel. Das muss einfach nicht sein“, erklärt die Halternerin. Vor großen Wundversorgungen hat das Ehepaar Respekt. „Wir trauen uns das nicht zu. Dafür gibt es Spezialisten, die gute Arbeit leisten.“

Auf dem Foto sind drei Nester zusehen, die mit Laub bedeckt sind. Die Igel können darin ihren Winterschlaf halten.
Das Winterquartier für die dreiköpfige Igelfamilie ist vorbereitet. © Jennifer Wachter

Denn das Aufpäppeln von Igeln ist nicht nur kostspielig, sondern auch zeitintensiv. „Damit wir qualitative Leistung vollbringen können, konzentrieren wir uns auf das Beifüttern“, so Gregor Golka. Denn zwar gäbe es im herkömmlichen Tierbedarfsladen Igelfutter, aber meist sei darin Getreide verarbeitet, das nicht gut für das Tier sei. „Igel sind Fleischfresser und vertragen keine Milch“, erklärt Ilona. Deshalb sollte nur Wasser angeboten werden und zum Fressen beispielsweise ein ‚schlotziges‘ Rührei oder Katzenfutter ohne Gelee und Soße.“ Auch Obst und Gemüse solle nicht beigefüttert werden.

Im Moment machen alle drei gute Fortschritte und erreichen bald das ideale Gewicht für einen Winterschlaf. Den dürfen sie draußen im Garten machen. „Dafür haben wir extra ein kleines Gehege gebaut, das mit allem ausgestattet ist, das für das Überwintern nötig ist“, so Gregor.

Im Frühjahr geht es weiter

Wenn die dreiköpfige Igelfamilie aus dem Winterschlaf erwachen wird, dann müssen sie nicht sofort ausziehen. Zuerst dürfen sie sich in Ruhe akklimatisieren. „Stimmt das Gewicht, dann kommen sie in ein weiteres Gehege, das 30 Quadratmeter groß sein wird. Dort sollen sie sich ein paar Tage an die neue Umgebung gewöhnen. Wenn dann alles in Ordnung ist und alle überlebensfähig sind, dann öffnen wir wieder das Türchen zur Freiheit“, so Ilona Golka.

Zusätzlich soll noch ein Futterhaus gebaut werden, sodass die Igel immer wieder zurückkehren können, wenn es in der Natur nicht ausreichend Futter gibt.

Dass eine große Notwendigkeit besteht, zeigen die vielen Facebook-Anfragen, die das Halterner Ehepaar bekommt. „Zwar werden die Anfragen weniger. Aber zu Beginn des Monats war der Bedarf groß“, erzählt die Igelmama.

Für den Winter 2022 ist die private Igelstation von Familie Golka belegt. Mittlerweile durften zwei weitere Igel in Lippramsdorf einziehen und belegen somit die Station vollzählig.

Nichtsdestotrotz bietet Igelmama Ilona bei Facebook (Cindy Glk) weiter ihre Hilfe an. Für Erste-Hilfe-Tipps oder eine weitere Vermittlung kann die Halternerin online kontaktiert werden.

Generell könne die Facebook-Gruppe „Igelfreunde und solche die es werden wollen“ empfohlen werden. „Dort sollten die Leute sich melden und in ihrem Beitrag direkt Notfall mit Postleitzahl angeben. Es wird dann umgehend geholfen“, so Ilona Golka.

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