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Steuerzahler-Bund vergleicht Hundesteuer in NRW-Städten - wie schneidet Haltern ab?
Umstrittene Steuer
Der Bund der Steuerzahler lässt nicht locker: Er fordert die Abschaffung der Hundesteuer. Erstmals hat er die Steuerforderungen aller 396 NRW-Kommunen verglichen. So schneidet Haltern ab.
Ob Mops, Dackel, Mix, Bulldogge oder Rottweiler - ein Hund kann seinen Besitzer unter Umständen teuer zu stehen kommen. Es hängt ganz von der Kommune ab, in dem die beiden wohnen.
Die Hundesteuer ist umstritten. Zum einen, weil sie nicht zweckgebunden ist und daher lediglich für eine besser gefüllte Stadtkasse sorgt. Viele Hundebesitzer fühlen sich zudem ungerecht behandelt, weil es auch keine Katzensteuer gebe.
Der Bund der Steuerzahler Nordrhein-Westfalen dagegen hält die Bagatellsteuer für nicht zeitgemäß. Sie diene keinem Zweck und werde meistens mit der Begrenzung der Zahl der Hunde im Gemeindegebiet erklärt, heißt es. Rigoros fordert der eingetragene Verein die Abschaffung der Hundesteuer.
Laut Steuerzahler-Bund erheben seit dem Jahr 2011 alle 396 nordrhein-westfälischen Kommunen eine Hundesteuer. Bis 2010 sei Hörstel über einen langen Zeitraum die einzige Kommune gewesen, in der Hunde steuerfrei leben konnten. Sind die Kommunen sich inzwischen zwar hinsichtlich der Erhebung der Hundesteuer einig, so gibt es dennoch riesengroße Unterschiede bei der Beitragshöhe.
Haltern liegt im hinteren Mittelfeld
In Haltern kostet der erste Hund jährlich 96 Euro, bei zwei Hunden zahlt der Besitzer bereits 108 Euro je Hund, bei drei Hunden werden es gar 120 Euro je Hund. In Lienen liegt die Steuer dagegen bei 24, 60 und 72 Euro, beim Negativ-Spitzenreiter Hagen bei 180, 210 und 240 Euro. Haltern befindet sich im NRW-Städtevergleich mit Platz 281 (1. Hund) im hinteren Mittelfeld. Dass es im benachbarten Münsterland vergleichsweise ein wenig günstiger ist, einen Hund zu halten, zeigen die Städte Dülmen (84, 96,108 Euro), Olfen (72, 84, 96 Euro) und Lüdinghausen (72, 100, 120 Euro). Die Nachbarstädte im Ruhrgebiet dagegen liegen über den Werten der Seestadt - siehe Marl (110, 125, 140 Euro), Recklinghausen (108, 124, 140 Euro) und Dorsten (108, 120, 132 Euro).
Vom „Hundekorn“ zum Mittel gegen Tollwut
Schon im 15. Jahrhundert mussten die Bauern das sogenannte „Hundekorn“ an ihre Lehnsherren entrichten. Im Jahr 1807 wurde in Offenbach am Main erstmalig eine Hundesteuer erhoben. Diese war zweckgebunden und diente zur Tilgung der städtischen Kriegsschulden. Nach und nach beschlossen weitere Städte und Gemeinden, eine Hundesteuer einzuführen. Der Grund hierfür war die Verbreitung von Tollwut. Man wollte die Zahl der Hunde reduzieren, um so eine Ansteckung der Menschen zu verhindern.Auch bei den Steuersätzen für gefährliche Hunde hat der Bund der Steuerzahler eine „enorme Spannbreite“ ermittelt: Heimbach verlangt beispielsweise für zwei gefährliche Hunde 3.600 Euro. Recke dagegen nur 280 Euro. Bei dem dritten gefährlichen Hund zahlt man in Heimbach 5.400 Euro, in Recke 420 Euro.
Halterner zahlen nicht mehr für gefährliche Hunde
Vorbildlich zeigt sich hier die Stadt Haltern, denn für gefährliche Hunde werden keine höheren Steuersätze erhoben. Es gebe nur eine Handvoll Hunde dieser Kategorie und darüber hinaus habe man damit niemals Probleme gehabt, erklärt Stadt-Sprecher Georg Bockey.
NRW-weit sehen 304 Kommunen in ihrer Satzung einen gesonderten Steuersatz für gefährliche Hunde vor. In Legden ist der günstigste Steuersatz für gefährliche Hunde mit 120 Euro zu finden, in Heimbach und Solingen mit 1.200 Euro der teuerste.
Steuervergünstigungen und -befreiungen sind auch möglich
Eine Steuerbefreiung für Hunde, die aus einem Tierheim übernommen werden, wird von vielen Kommunen angeboten ‒ meist für ein Jahr. Auch in Haltern ist dies der Fall. Insgesamt 310 Kommunen, einschließlich der Seestadt - bieten sozial schwachen Einwohnern (Empfänger von Leistungen zum Lebensunterhalt) eine Vergünstigung an. In Haltern gilt diese Vergünstigung wie in den meisten NRW-Kommunen für einen Hund und beträgt 50 Prozent, also 48 Euro.
In fast allen untersuchten Kommunen - so auch in Haltern - wird auf Antrag Steuerbefreiung gewährt für Hunde, die ausschließlich zum Schutz und der Hilfe Blinder, Gehörloser und sonstiger hilfloser Personen dienen.
3500 Hunde in der Seestadt bringen rund 326.000 Euro ein
Gut 3500 Hunde sind zurzeit in Haltern gemeldet. Die Stärkungspakt-Kommune nimmt dadurch jedes Jahr 326.000 Euro Hundesteuer ein.
Geboren in Dülmen, Journalistin, seit 1992 im Medienhaus Lensing - von Münster (Münstersche Zeitung) über Dortmund (Mantelredaktion Ruhr Nachrichten) nach Haltern am See. Diplom-Pädagogin und überzeugte Münsterländerin. Begeistert sich für die Menschen und das Geschehen vor Ort.
