
Holger Korf erzählt von seiner Zeit im Fundbüro. © Marius Koperski
Holger Korf packt aus: Kurioses aus dem Halterner Fundbüro
Interview
Was ist das seltsamste, was je abgegeben wurde? Wie hoch ist der Finderlohn? Holger Korf berichtet von seiner Zeit im Halterner Fundbüro und wie sich die Arbeit dort heute von damals unterscheidet.
Holger Korf hat von 1990 bis 1997 im Fundbüro gearbeitet. Heute ist er nach einem Studium im gehobenen Dienst beim Ordnungsamt tätig. Er kümmert sich unter anderem um Kampfmittelbeseitigung und die Einweisung psychisch kranker Menschen. Nun berichtet er von seiner Zeit im Fundbüro.
Wie unterscheidet sich der Beruf heute von den 90ern?
Früher gab es natürlich einen großen Stapel Akten. Heute wird das alles am Computer eingetragen. Außerdem gibt es heute weniger kleinteilige Funde. Man könnte auch sagen – also zumindest habe ich das Gefühl –, dass die Leute sorgloser geworden sind. Im Vergleich zu früher, nehmen sie Dinge eher mit nach Hause, anstatt sie abzugeben.
Was ist das kurioseste, was je abgegeben wurde?
Ein Gebiss, das in der Nähe der Oderstraße gefunden wurde. Es lag in Erbrochenem zusammen mit 900 Mark und wurde von einer jungen Frau zum Fundbüro gebracht. Ansonsten erinnere ich mich noch, dass jemand einen Rollstuhl verloren hat. Wie kann man einen Rollstuhl verlieren? Oder kürzlich hat jemand fünf Hängebauchschweine verloren.
Was ist das teuerste, was je abgegeben wurde?
An etwas wirklich teuerstes kann ich mich jetzt nicht erinnern. Es werden oft iPhones, Bargeld und Goldschmuck abgegeben, aber etwas in Richtung 1000 Euro wurde noch nie abgegeben.

Der Keller des Fundbüros steht voll mit Fahrrädern. © Marius Koperski
Wie hoch ist der Finderlohn und wurde dieser je geändert?
Der Finderlohn betrug damals wie heute 5 Prozent bei einem Wert bis 500 Euro, oder damals 1000 Deutsche Mark. Bei allem über 500 Euro gibt es 3 Prozent Finderlohn. Auf Fundtiere gibt es allerdings immer 3 Prozent. Das kann man auch nachlesen im Bundesgesetzbuch, Paragraf 971.
Darf man Fundsachen erst mit nach Hause nehmen, bevor man sie zum Fundbüro bringt?
Generell sollte man möglichst sofort zum Fundbüro. Es kommt aber vor, dass gefundene Fahrräder bei Privatpersonen untergebracht werden müssen, wenn im Keller des Fundbüros kein Platz mehr ist.
Was passiert, wenn der Besitzer sein Verlorenes nicht abholt und was passiert mit den Sachen?
Jeder Finder füllt eine sogenannte Fundanzeige aus. Auf der kann man dann angeben, ob man einen Finderlohn und, ob man den Erwerb des Gegenstands beanspruchen möchte, sollte dieser nach einem halben Jahr immer noch nicht abgeholt worden sein. Wenn kein Eigentumsrecht beansprucht wird, geht sie in das Eigentum der Stadt über und dann wird sie in den meisten Fällen versteigert. Manchmal werden Fundsachen aber auch an Bedürftige verschenkt oder, falls sich kein Wert für sie findet, verschrottet.

Eine fertig gedruckte Fundanzeige für einen Pullover. © Marius Koperski
Darf man Bilder von der Fundsache online posten?
Das macht wenig Sinn, aber erlaubt ist es im Prinzip. Es wird nur schwierig mit dem Persönlichkeitsrecht, gerade bei privateren Gegenständen.
Kann ich verlorenes online melden?
Melden kann man es nicht, aber es gibt online eine Liste der verlorenen Gegenstände. Sollte dort jemandem etwas bekannt vorkommen, kann er zum Bürgerbüro gehen und seine Situation schildern. (Anm. d. Red.: Die Liste ist unter vifo.citkomm.de/clients/haltern/ zu finden und bietet eine Übersicht der verlorenen Gegenstände der letzten 30 Tage.)
Kam es schonmal vor, dass jemand etwas abgeholt hat, das ihm nicht gehört?
Nicht, soweit ich mich erinnern kann. Es ist im Prinzip aber auch unmöglich uns zu betrügen, denn wer behauptet etwas verloren zu haben muss es uns etwas näher beschreiben: Wenn jemand reinkommt und sagt, er hat eine Uhr verloren, dann wird er für gewöhnlich gefragt welche Farbe sie hat, von welcher Marke sie ist und so weiter. Das sind Informationen, die man von der Liste online nicht einsehen kann, denn da ist weder ein Foto der Gegenstände noch eine genauere Beschreibung.