Hoher ideeller Wert: Dreiste Diebe stehlen alte Opfergaben aus der Sixtuskirche

© (Archiv) Ralf Pieper

Hoher ideeller Wert: Dreiste Diebe stehlen alte Opfergaben aus der Sixtuskirche

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Die Sixtuskirche am Marktplatz steht Halterner Bürgern und Besuchern aus der ganzen Region täglich offen. Das Vertrauen der Pfarrei wurde leider für einen Diebstahl genutzt.

Haltern

, 13.11.2019, 17:17 Uhr / Lesedauer: 2 min

Aus der Sixtuskirche sind am Mittwochmorgen zwischen 8 und 10 Uhr alte Votivgaben entwendet worden, die Zeugnisse von tiefer Frömmigkeit sind und neben einem großen idiellen Wert auch kirchenhistorische Bedeutung haben. „Sie wurden aus Silber gefertigt. Der materielle Wert ist wohl überschaubar“, erklärte Karl-Heinz Gerritsen, Leiter der Zentralrendantur auf Anfrage.

Dennoch machten sich der oder die Täter die Mühe, die mit zwei Schlössern gesicherte Wandvitrine rechts neben dem Altarraum aufzubrechen. Vier bis fünf Votivgaben wurden mitgenommen. Der Diebstahl wurde gegen 10 Uhr vom Küster bemerkt. Die Polizei bittet Zeugen um Hinweise unter Tel. 0800/2361 111.

Die Vitrine mit den Votivgaben in der Sixtuskirche ist jetzt leer geräumt.

Die Vitrine mit den Votivgaben in der Sixtuskirche ist jetzt leer geräumt. © Silvia Wiethoff

Es handelt sich um ähnliche Silberplatten, wie sie während der Kreuztracht mit dem Halterner Gabelkreuz durch die Stadt getragen werden. In der Regel haben Gläubige die Anfertigung in Auftrag gegeben, um sich für das Wirken des Gabelkreuzes zu bedanken. Sie hatten in persönlicher Not, beispielsweise bei schwerer Krankheit oder familiären Problemen, vor dem Kreuz gebetet.

Auch ganze Gemeinden haben früher auf das wundertätige Kreuz in Haltern gehofft. So lautet ein historischer Beleg, der in der Vitrine nachzulesen ist: „Die Bauernschaften Berghausen, Röllinghausen und Hillen in der Pfarrei Recklinghausen überreichten (diese Gabe) dem Halterner Kreuz zur Abwendung einer Viehseuche mit frommen Händen im Jahr des Herrn 1750.“

Das Gabelkreuz ist über 700 Jahre alt

Das Gabelkreuz gehört zu den wertvollsten Kunstgegenständen, die die Pfarrkirche St. Sixtus besitzt und stammt aus der Zeit um 1340. Wie die Legende erzählt, soll es, gegen den Strom schwimmend, in Haltern von den Bürgern unterhalb der Kirche aus der Lippe gefischt und in die Kirche zur Verehrung gebracht worden sein.

Der Diebstahl der Votivgaben wirft erneut die Frage auf, ob es sich eine Pfarrei in der heutigen Zeit noch leisten kann, ihr Gotteshaus als Einladung an alle Menschen zu verstehen. „Wir pflegen den Stil der offenen Kirche“, sagte Karl-Heinz Gerritsen. Bisher sei der Kirchenvorstand der Pfarrei St. Sixtus bei diesem Leitbild geblieben. Nachdem jedoch in jüngster Vergangenheit verschiedene Kirchen in Haltern von Dieben heimgesucht und beispielsweise auch Opferstöcke aufgebrochen worden seien, könnte sich diese Sichtweise vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt noch ändern.

Die Sixtuskirche wird morgens geöffnet

Bisher ist die Sixtuskirche mit ihrem Inventar als weit über die Region bekanntes Gotteshaus ein zentraler Punkt in der Stadt, der den ganzen Tag über von 8 bis 18 Uhr aufgesucht werden kann. „Nicht nur der Annaberg ist ein Wallfahrtsort, auch die Sixtuskirche“, erinnerte Karl-Heinz Gerritsen.

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