
Ein Haus zu bauen, ist zurzeit ein teures Vorhaben. Bricht jetzt auch die Nachfrage in einem begehrten Wohnort wie Haltern am See ein? © picture alliance / Jens Büttner
Hohe Kosten, kein Material: Was wird aus Bauprojekten in Haltern?
Bauprojekte in Haltern
Hohe Kosten treiben Bauwilligen und Bauunternehmern Sorgenfalten auf die Stirn. Dennoch soll eine Reihe von Projekten in Haltern umgesetzt werden. Doch auch von Stornierungen ist die Rede.
Die Rohstoffpreise und die Zinsen steigen, Baumaterialien fehlen und die Handwerker sind überlastet: Der Bau eines Eigenheimes wird zu einem unkalkulierbaren Risiko. Hat der Bauboom auch in Haltern damit ein Ende gefunden? Immerhin wurden und werden neue Projekte in der Stadtmitte und in einigen Ortsteilen angestoßen. Was wird nun aus ihnen?
Baudezernent Siegfried Schweigmann bestätigt, dass viele Bauwillige zurzeit verunsichert sind. Er könne nicht sagen, ob die Nachfrage nach Baugrundstücken zurückgehe. Doch stelle er weniger Beratungsbedarf fest und die Bauverwaltung erteile augenblicklich weniger Baugenehmigungen. „Dennoch sind das keine signifikanten Zeichen, dass die Lust am Bauen vergangen sind“, ist Siegfried Schweigmann überzeugt.
Bauunternehmer sprechen von Zurückstellungen, die Halterner Flächenentwicklungsgesellschaft (FEG) blickt hingegen guten Mutes in die Zukunft. Aktuell habe man keine Verzögerungen in den Planungs- und Genehmigungsphasen. Lediglich der aktuelle Fachkräftemangel könne in den nächsten Jahren zu Verzögerungen führen.
Die FEG stellt sich bei ihren Vorhaben den notwendigen Veränderungen. Der Vorteil in der Umsetzung der aktuellen Bauvorhaben werde im Gleichklang des ökonomischen und ökologischen Bauens liegen, so FEG-Geschäftsführer Carsten Schier. „Mit der Auslobung eines Architektenwettbewerbs zum Bau eines Baukörpers aus Holz am Schüttenwall, welches ja erhebliche CO2-Mengen während der Bauphase einspart und darüber hinaus langfristig speichert, wurden wir seinerzeit belächelt. Jetzt sind wir im Trend.“ Dies gelte ebenso für das kalte Nahwärmenetz am Nesberg. „Hier waren wir unserer Zeit vor einem Jahr bereits voraus.“
Möglichkeiten zu bauen, Neubauwohnungen oder Gewerbeeinheiten zu beziehen, gibt es an einigen Orten in Haltern.
Am Schafstall, Lavesum
Mit der Bebauung einer 2,6 Hektar großen Fläche entlang der Merfelder Straße soll die Infrastruktur Lavesums gestärkt werden. Investor ist Generalbau Johannes Stock. Mehrfamilien- und zweigeschossige Häuser sind geplant. Am 20. Oktober findet eine Bürgerversammlung statt, bei der die Pläne vorgestellt werden.
Ärztehaus am Bahnhof
Die Fläche des ehemaligen Park & Ride-Platzes an der Annabergstraße soll in erster Linie für Gewerbeeinheiten entwickelt werden. Auf einem Teil der Fläche plant die Flächenentwicklungsgesellschaft ein Facharztzentrum mit weiteren Angeboten aus dem Gesundheitssektor. So will sich hier beispielsweise der Caritasverband mit seinen Büros und einer Tagespflege ansiedeln. Inzwischen wird auch überlegt, an der Annabergstraße entlang Wohnungen zu bauen, um Kosten aufzufangen.

Carsten Schier, Geschäftsführer der FEG, blickt guten Mutes auf die Vorhaben Schüttenwall, Bahnhof und Nesberg. © Jürgen Wolter
Bei der Gestaltung des Medical Center sollen die Ideen aus dem Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) der Stadt aus dem Jahr 2019 einfließen. Deshalb wurde dazu ein Architektenwettbewerb gestartet, dessen Siegerentwurf in einer Preisgerichtssitzung im Dezember dieses Jahres gekürt wird. Danach soll es nach Planung der FEG sehr schnell gehen mit der Beauftragung des Architekten und der Vorbereitung des Bauantrages.
Bezüglich des Medical Center gibt es eine Reihe von Anfragen aus der Halterner Ärzteschaft und aus anderen medizinischen Fachrichtungen, so FEG-Geschäftsführer Carsten Schier. Für die dahinter liegenden Flächen müsste die Planung zunächst zurückgestellt werden, da dort zunächst noch Altlasten aus der Zeit der Nutzung durch die Deutsche Bahn zu beseitigen seien. Auch für diese Flächen gebe es aber bereits eine ganze Reihe von Interessenten.
Wohn- und Gewerbeobjekt Schüttenwall
Am Schüttenwall will die Flächenentwicklungsgesellschaft Haltern einen städtebaulichen Akzent setzen. Auf dem ehemaligen Tankstellengelände entstehen Wohnen mit Gewerbeeinheiten. Im April 2021 wurde dazu ein Architektenwettbewerb gestartet, gewonnen hat ihn Lukas Droste aus Kassel.
Geschäftsführer Carsten Schier erklärt zum Fortgang: „Das Projekt Schüttenwall geht planmäßig voran. Im nächsten Schritt werden wir zusammen mit dem Planungsteam die Grundlagen für ein abgestimmtes Konzept erarbeiten.“ Angedachter Baustart: 2024.
Bebauung Brosthaus Lippramsdorf
Im Frühjahr wird das neue Baugebiet in Lippramsdorf-Mitte (auf der alten Hofstelle Brosthaus) erschlossen. Zwischen Grundschule und Kindergarten sollen 28 Wohneinheiten entstehen. Geplant sind zwei (eventuell auch drei) Mehrfamilienhäuser mit Eigentumswohnungen sowie zweigeschossige Einfamilien- und Doppelhäuser auf Grundstücksgrößen zwischen 236 und 580 Quadratmetern.

Nachbarn hatten die Möglichkeit, sich die Pläne für das Baugebiet Brosthaus in Lippramsdorf anzusehen. © Schrief
Momentan sei angesichts der allgemeinen unsicheren Wirtschaftslage die Nachfrage geringer als erwartet, so Bauunternehmer Ralf Mertmann. Verbindliche Kostenkalkulationen seien derzeit nicht möglich, das verunsichere Bauwillige. Aber Ralf Mertmann will nicht in Pessimismus verfallen: „Es wird für uns alle wieder aufwärts gehen.“
Bebauung Stigthaube Lippramsdorf
Im neuen Baugebiet Stigthaube an der Birkenallee und St. Florianstraße wird ab Frühjahr gebaut. Bis dahin müssen die Kanalanschlüsse noch gelegt werden.

Ralf Mertmann (Bauunternehmen Mertmann) entwickelt aktuell zwei Baugebiete in Lippramsdorf. © Spiller
Bauunternehmer Mertmann startet mit drei Objekten, insgesamt ist Platz für 15 Einzelhäuser mit maximal zwei Vollgeschossen und für ein Mehrfamilienhaus.
Baugebiet Nesberg
In der Ratssitzung im Dezember soll der Satzungsbeschluss gefasst werden, damit wäre in dem Baugebiet an der Sundernstraße Baurecht geschaffen. Auf 80 Grundstücken werden Ein- und Zweifamilienhäuser, aber auch Reihen- und Mehrfamilienhäuser gebaut. Hier wird es keine Gasversorgung geben, die Stadtwerke planen, Energie über kalte Nahwärme zu liefern. Ein beauftragter Gutachter hat bestätigt, dass das betriebswirtschaftlich gesehen die beste Variante für die Hauseigentümer ist.
Die Verantwortung liegt in den Händen der Flächenentwicklungsgesellschaft (FEG) Haltern. „Mit dem Baugebiet Nesberg sind wir auf die Zielgerade eingebogen, was die Genehmigung durch die Stadt betrifft. Wir erwarten nun, dass die Bagger im ersten Halbjahr 2023 mit den Erdarbeiten beginnen können“, gibt Carsten Schier, Geschäftsführer der FEG, einen Zwischenbericht. Baustart der ersten Häuser könnte Ende 2023 / Anfang 2024 sein.
Hotel am See
In der Abteilung Architektur und Planung des sozialen Dienstleisters Franz Sales Haus aus Essen ist man momentan sehr vorsichtig mit konkreten Aussagen zu den aktuell im Bau und in der Planung befindlichen Projekten des Hauses. Explodierende Kosten, Engpässe bei Baustoffen, hohe Energiepreise, Fachkräftemangel in Handwerksbetrieben - das alles bereite Sorgen.
Kosten müssten neu kalkuliert und in den Architekturbüros nach besseren Lösungen gesucht werden, heißt es seitens des Unternehmens. 2018 stellte das Franz Sales Haus Pläne vor, aber bis heute ist nicht einmal der Grundstückskauf abgewickelt worden.
Jägerhof Flaesheim
Eigentümer und Investor Jörg Jäger teilt mit, dass die Baugenehmigung im September erteilt wurde. Anfang 2023 soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Geplant sind zwei Häuser mit insgesamt elf Eigentumswohnungen, außerdem zieht Bäcker Brinkert mit Backstube und Café ein. Der Abbruch des Jägerhofs ist an die Halterner Firma Köster vergeben, die Vermarktung der Wohnungen übernimmt Immobilien Wessel.
Katharinenhöfe
Am Bossendorfer Kreuz bauen Michael Hiesgen und Johannes Stock als Investoren ein neues urbanes Quartier mit 100 unterschiedlich großen Mietwohnungen, einer Kita, einer Wohngemeinschaft für Demenzkranke und Gewerbeflächen. Gerade wird das erste von sechs Häusern gebaut, es sollte zum 1. August 2023 fertig sein. Dieser Termin verschiebt sich.
Die Verzögerungen begründen die Investoren mit der Corona-Pandemie und ihren Folgen wie Personalmangel, dem akuten, mit höheren Kosten verbundenen Materialmangel sowie steigenden Zinsen.
Eigentumswohnungen
Eigentumswohnungen entstehen 2023 unter anderem an der Münsterstraße auf dem Grundstück des Brandhauses an der Münsterstraße 30 sowie an der Pirmasensstraße und an der Ecke Dahlienstraße/Hennewiger Weg. Ansprechpartner ist die Firma Mertmann.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
