„Höllischer Krach“: Bürger klagen über Lärmbelästigung durch ADAC-Platz

© Ingrid Wielens

„Höllischer Krach“: Bürger klagen über Lärmbelästigung durch ADAC-Platz

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Bürger aus Hamm-Bossendorf klagen über Lärmbelästigung, die vom ADAC-Übungsplatz ausgehen soll. Die Betreiber des Fahrsicherheitszentrums zeigen sich überrascht.

Haltern

, 01.06.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

An diesem Morgen ist es leise auf dem ADAC-Übungsplatz in Haltern. Man kann die Vögel zwitschern hören. Corona-bedingte Ruhe. Nur im hinteren Teil des knapp 50.000 Quadratmeter großen Geländes drehen angehende Fahrsicherheitstrainer ab und an die Motoren ihrer Autos auf. Das Kurvenfahren auf regennasser Fahrbahn wird geübt. Reifen quietschen hin und wieder.

Um die Lärmbelästigung durch den ADAC-Übungsplatz am Rande der Stadt ist ein Streit entbrannt. Bürger aus Hamm-Bossendorf beschweren sich. Andreas Nimz klagt über den „höllischen Krach, der schon seit längerer Zeit jedes Wochenende und an Feiertagen vom Übungsplatz kommt“.

Bürger in Hamm Bossendorf fühlen sich belästigt vom Lärm, der vom ADAC-Übungsplatz ausgeht (v.r.): Nicole Laska, Bernd Wiethoff, Dirk Heinze, Dieter und Christa Malone, Andreas Nimz.

Bürger in Hamm Bossendorf fühlen sich belästigt vom Lärm, der vom ADAC-Übungsplatz ausgeht (v.r.): Nicole Laska, Bernd Wiethoff, Dirk Heinze, Dieter und Christa Malone, Andreas Nimz. © privat

In seiner Siedlung sei er nicht der Einzige, der ein Problem mit der Geräuschbelästigung habe: „Wir kennen das hier alle“, sagt Andreas Nimz. Jetzt hat er sich mit gut einer Handvoll weiterer Familien zusammengetan. Viele Anwohner hätten zunächst gar nicht gewusst, woher der Lärm komme. „Manchmal ist es ein hohes sirrendes Geräusch wie bei einem ferngesteuerten Auto.“

Täglich von 8 bis 20 Uhr

Auf dem Gelände des ADAC-Fahrsicherheitszentrums sind fast ausschließlich Autos unterwegs - Motorradfahrer üben hingegen auf dem Platz in Recklinghausen. Das Fahrsicherheitstraining, das in Haltern in Gruppen absolviert wird, beginnt nach Auskunft von Geschäftsführer Daniel Kaiser in Corona-freien Zeiten täglich morgens um 8 Uhr, Ende sei meistens gegen 16 Uhr, spätestens jedoch um 20 Uhr.

Außerdem trainiert eine Jugendgruppe (6 bis 13 Jahre) mit Karts zweimal pro Woche. Dann wird auf einem vorgegebenen Parcours gefahren.

Einmal pro Woche trifft sich außerdem die Motorsportgruppe der über 16-jährigen Jugendlichen. Hier steht das Auto-Slalomfahren im Fokus. „Jeder sollte zum Beispiel wissen, wie sein Auto bei einer Vollbremsung bei Tempo 50 bis 60 funktioniert“, erklärt Vorsitzender Rainer Bussieweke dazu. Die Rennkart-Gruppe der Erwachsenen schließlich kommt alle vier Wochen zusammen.

„Hier werden keine Rennen gefahren, hier wird geübt“

Wie reagiert der Wagen in Kurven oder bei einer Vollbremsung? „Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene sollen hier ohne Gefahr und unter professioneller Anleitung geschulter Trainer ihre Grenzen kennenlernen, damit sie das nicht auf der Straße ausprobieren und dort immer gut unterwegs sind, auch in kritischen Situationen“, sagt Bussieweke. Dabei werde gar nicht unbedingt im hohen Tempobereich gefahren.

Es gehe zwar darum, „den Kurs zügig zu absolvieren“. Ein Haftungsverlust der Reifen bis hin zum Ausbrechen des Fahrzeughecks und somit quietschende Reifen sollten aber dabei vermieden werden. Denn sonst, das betont auch Daniel Kaiser, steige die Gefahr des Kontrollverlusts über das Fahrzeug. Fahrfehler auf dem Trainingsgelände seien letztlich jedoch dazu da, um aus ihnen zu lernen. Rainer Bussieweke legt großen Wert auf die Feststellung: „Hier werden keine Rennen gefahren, hier wird geübt.“

Ein Lärmgutachten liegt vor

Andreas Nimz und seine Mitstreiter sind frustriert: „Am Wochenende können wir nicht mehr in Ruhe im Garten sitzen“, stöhnt er. „Das ist einfach zu laut.“ Die Hamm-Bossendorfer Gruppe sieht die Lösung in einer Lärmschutzwand.

Rainer Bussieweke und Daniel Kaiser legen ein Gutachten aus dem Jahr 2018 vor. Demnach befänden sich die vom ADAC-Platz ausgehenden Lärmemissionen im grünen Bereich. „Dennoch wollen wir Lärm und Schall weiter reduzieren“, verspricht Kaiser.

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Der Verein habe bereits ein Ingenieurbüro beauftragt. Erwogen werde beispielsweise das Aufbringen von geräuschmindernden Fahrbahnbelägen. „Bis Ende des Jahres hoffen wir, ein Konzept vorliegen zu haben.“

Gemeinsame Suche nach einer Lösung

Die Hamm-Bossendorfer wollen mit den ADAC-Verantwortlichen ins Gespräch kommen. „Ich habe es bislang erfolglos versucht“, sagt Andreas Nimz. Rainer Bussieweke ist überrascht. Seit 50 Jahren sei der ADAC mit dem Übungsplatz vor Ort. Das Thema Lärmbelästigung sei immer wieder diskutiert worden - intern wie auch mit vielen Bürgern. „Wir haben immer gemeinsam nach einer Lösung gesucht“, sagt der 1. Vorsitzende.

Der ADAC-Übungsplatz in Haltern: Hinten rechts ist Hamm-Bossendorf zu sehen. Nicht im Bild ist ein Teil des Ortsteils, der auf selber Höhe mit dem Platz rechts auf der gegenüberliegenden Kanalseite liegt.

Der ADAC-Übungsplatz in Haltern: Hinten rechts ist Hamm-Bossendorf zu sehen. Nicht im Bild ist ein Teil des Ortsteils, der auf selber Höhe mit dem Platz rechts auf der gegenüberliegenden Kanalseite liegt. © Hans Blossey

Auch mit den Bürgern aus Hamm-Bossendorf wolle man sprechen. Entsprechende Anfragen sind ihm aber nicht bekannt. Jetzt sollen die Anwohner eingeladen werden - „zu einem Treffen, gerne auch in Verbindung mit einem kostenlosen kleinen Fahrsicherheitstraining“, sagt Rainer Bussieweke. „Wir sind gesprächsbereit.“

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