Land unter in Haltern Nicht nur der Hof Beermann kämpft mit dem Hochwasser

Hochwasser in Haltern: Nicht nur Hof Beermann kämpft gegen die Fluten
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Dieses Weihnachtsfest wird Tobias Beermann so schnell nicht vergessen: Seit Tagen kämpfen er und seine Familie gemeinsam mit vielen Helfern gegen das Hochwasser der Lippe, das inzwischen den Hof und das Wohnhaus an der Westruper Straße von allen Seiten bedroht.

Spundwände schützen inzwischen Garten, Terrasse und Wintergarten, an mehreren Stellen sickert aber Wasser durch, das den Boden in eine Schlammwüste verwandelt hat. Zwei große Dieselpumpen, die ein Bauunternehmer zur Verfügung gestellt hat, laufen ununterbrochen. Sie befördern das Wasser dorthin zurück, wo es herkommt: in die Lippe, die sich Beermanns Haus bedrohlich genähert hat.

Am Freitag vor Weihnachten war Tobias Beermann noch relativ entspannt, aber jetzt sieht man ihm die Anspannung der letzten Tage und Nächte an. Über Weihnachten half das THW mit Sandsäcken, neue Dämme gegen die Fluten zu errichten. Mit Baggern wurden inzwischen kleine Deiche rund um den Hof aufgeschüttet, weil das Wasser sich auch über die Wiesen ausgebreitet hat und den Hof von der Seite umschließt.

40 Schweine evakuiert

Mehrere schlaflose Nächte hat Familie Beermann verbracht, 40 Strohschweine aus nahe gelegenen Stallungen mussten evakuiert werden. „Ich hoffe, dass die anderen bleiben können“, sagt Beermann. Rund um die Uhr haben er und seinen Familie die Situation im Blick.

Stark beeindruckt ist er von der Hilfsbereitschaft vieler Nachbarn, Freunde und Bekannten: „Alles in allem haben hier rund 50 Leute mit angepackt“, sagt er. „Ungefähr 200 haben sich insgesamt gemeldet, aber das wäre natürlich zu viel gewesen. Das hat uns sehr bewegt“, so Tobias Beermann.

Zwei große Dieselpumpen helfen, das eingeflossene Wasser von Beermanns Hof wieder abzupumpen.
Zwei große Dieselpumpen helfen, das eingeflossene Wasser von Beermanns Hof wieder abzupumpen. © Jürgen Wolter

Der Lippepegel hatte am Mittwoch nach Weihnachten den Wert eines zehnjährigen Hochwassers überschritten. Am Mittwochmittag lag er bei 6,42 Metern. Das berichtet Ilias Abawi, Sprecher des Lippeverbandes, auf unsere Anfrage. Der Hochwasserstand an der Lippe in Haltern sei bei 4,60 Metern erreicht.

440.000 Liter pro Sekunde

„Der Durchfluss am Lippepegel Haltern hat die beeindruckende Zahl von 444,4 Kubikmetern pro Sekunde erreicht“, so Abawi am Mittwoch. „Das entspricht einer Wassermenge von 440.000 Litern.“

Gesperrt: Auch die Bahnunterführung am Ikenkamp ist überlutet.
Gesperrt: Auch die Bahnunterführung am Ikenkamp ist überflutet. © Jürgen Wolter

Den Höhepunkt des Hochwassers erwartet der Lippeverband in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag. „Er dürfte etwa bei 6,60 Metern liegen“, so Ilias Abawi. „Danach dürften die Pegelstände wieder sinken. Wir haben allerdings Glück gehabt, dass es nicht noch weiteren Starkregen gegeben hat. So sind alle Deiche unbeschädigt, wir kontrollieren weiterhin rund um die Uhr. Die Lage zeigt aber auch: Die Investitionen in den Hochwasserschutz sind unumgänglich. Die HaLiMa-Deiche haben sich schon jetzt bewährt.“

Mit Baggern haben Tobias Beemann und seine Helfer kleine Schutzdeiche rund um den Hof errichtet.
Mit Baggern haben Tobias Beermann und seine Helfer kleine Schutzdeiche rund um den Hof errichtet. © Jürgen Wolter

Zahlreiche Einsätze verzeichnete auch die Feuerwehr Haltern unter anderem mehrfach an der Papenbrückstraße, die zum Teil überflutet ist. Auch die Durchfahrt des Eisenbahntunnels am Ikenkamp ist gesperrt.

Bürgermeister Andreas Stegemann betont, dass die derzeitige Lage zwar nicht entspannt sei, die Einsatzkräfte sie aber gut im Griff hätten: „Wir sind mit den hauptamtlichen und ehrenamtlichen Mitarbeitern im Dauereinsatz, auch das THW und die DLRG unterstützen uns. Viel mehr Wasser sollte es trotzdem nicht werden.“

Die Reduktionsflächen, in die das Wasser abfließen kann, seien nämlich schon gut vollgelaufen, auch in der Innenstadt stünden bereits einige Keller unter Wasser. Im Rathaus sei aufgrund dieser Ereignisse ein Stab für außergewöhnliche Ereignisse einberufen worden.

Wichtig ist dem Bürgermeister, dass kein Sensationstourismus zu Gefahrenstellen stattfindet: „Das kann für die Bürgerinnen und Bürger gefährlich werden, außerdem werden so Einsatzkräfte behindert.“

Auch in Flaesheim hat die Lippe die Wiesen in eine Seenlandschaft verwandelt.
Auch in Flaesheim hat die Lippe die Wiesen in eine Seenlandschaft verwandelt. © Jürgen Wolter

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