In der Begegnungsstätte Vitus gaben unzählige Halterner Spenden für die Zivilbevölkerung und Soldaten an der Front in Mykolaiv ab. Helferinnen und Helfer machten sie fertig für den Transport in die Ukraine.

In der Begegnungsstätte Vitus gaben unzählige Halterner Spenden für die Zivilbevölkerung und Soldaten an der Front in Mykolaiv ab. Helferinnen und Helfer machten sie für den Transport in die Ukraine fertig. © Schrief

Hilfe für Geflüchtete: Wie weit reicht die Solidarität der Halterner?

rnSpendenaktion für Ukraine

Ebbt die Welle der Hilfs- und Spendenbereitschaft ab, weil die Halterner sich angesichts der Energiekrise auf eigene Probleme fokussieren? Im „Vitus“ gibt es darauf eine eindeutige Antwort.

Haltern

, 14.10.2022, 13:05 Uhr / Lesedauer: 2 min

Krieg in der Ukraine, Konflikte im Jemen, Kongo, in Afghanistan, Syrien oder Äthiopien - an vielen Orten ist Hilfe und Solidarität gefragt. Die Spendenbereitschaft der Halterner war bislang immer beispielhaft. Daran hat sich trotz eigener Sorgen angesichts explodierender Lebenshaltungskosten offensichtlich nichts geändert. Das Ergebnis der Ukraine-Spendenaktion für Zivilisten und kämpfende Soldaten in Mykolaiv steht für diesen uneingeschränkten Unterstützungswillen.

Die beiden Organisatorinnen Marina Abdurakhmanova und Svetlana Pavlova sind glücklich: Am 11. und 12. Oktober wurden in der Begegnungsstätte Vitus an der Lippstraße viele Spenden wie medizinische Hilfsmittel, Hygieneartikel, Decken und warme Kleidung abgegeben, zusätzlich gingen auf das Spendenkonto 3600 Euro ein. Der Verein für Integration, Teilhabe und Solidarität (Vitus) hat nicht nur seine Räume zur Verfügung gestellt, sondern den beiden ukrainischen Frauen auch bei der Organisation unter die Arme gegriffen.

Spenderin in Tränen aufgelöst

Theo Haggeney und Hermann Döbber vom Vorstand haben die Aktion begleitet und beobachtet. „Die Hilfsbereitschaft ist ungebremst“, stellt Theo Haggeney zur größten Freude fest. Nicht nur, dass innerhalb von 90 Minuten ein Raum mit Spenden gefüllt war, hat ihn verblüfft, sondern auch das nach wie vor andauernde große Mitgefühl. Eine Frau, erzählt Hermann Döbber, sei wegen der aktuellen Angriffe auf die Ukraine in Tränen aufgelöst gewesen. Eine andere Frau brachte allein 18 Winterjacken vorbei.

Die Spenden wurden von ukrainischen Frauen sortiert und in Kartons verpackt.

Die Spenden wurden von ukrainischen Frauen sortiert und in Kartons verpackt. © Schrief

Sach- und Geldspenden werden nun geteilt: Die eine Hälfte ist für die Zivilisten in Mykolaiv bestimmt, die andere Hälfte für Soldaten dort an der Front. Zwei ukrainische Frauen planen, mit den Hilfsgütern aus Haltern Anfang nächster Woche nach Mykolaiv zu fahren. Die Transportkosten trägt der Verein Vitus.

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So viel Einsatz für die Ukraine bedeutet aber nicht, dass im Vitus oder im Asylkreis andere Geflüchtete das Nachsehen haben. Aktuell leben 823 Geflüchtete in Haltern am See. Darunter 428 aus der Ukraine, 84 aus Syrien und 50 aus Afghanistan. Nach Auskunft der Stadtverwaltung zogen in diesem Jahr bisher 540 Menschen zu - darunter 478 aus der Ukraine und 62 aus anderen Herkunftsstaaten.

Helferkreis ist konstant groß

„Seit Beginn des Jahres haben wir in Kooperation mit der Bürgerstiftung, dem Lions Club und privaten Spendern Geflüchtete mit 35.000 Euro unterstützt“, sagt Hermann Döbber. Jeder Ankommende, egal aus welchem Land, erhielt einen Einkaufsgutschein und einen 50-Euro-Gutschein für das Fairkaufhaus des Caritasverbandes. Hinzu kommen Hilfen wie Sprachkurse oder andere unterstützende Programme, die den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen das Ankommen in einer neuen Heimat erleichtern.

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„Wir freuen uns, dass die Zahl der Helferinnen und Helfer konstant groß ist“, sagt Theo Haggeney. Rund 150 aktive Ehrenamtliche und gut 300 Förderer engagieren sich unaufhaltsam. „Wir sind gut aufgestellt“, und das ist auch gut so, wie er meint.

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Denn es kommen immer mehr Flüchtlinge, die Aufgaben wachsen. „Die Zusammenarbeit zwischen Kirche, Stadt und Bürgergesellschaft funktioniert in Haltern vorbildlich“, findet Hermann Döbber. Er hofft, dass die Hilfe nicht an Grenzen stößt. Auf dem Wohnungsmarkt könnte das allerdings passieren.