Etwa seit vier Wochen werden die Heizlüfter im Hagebaumarkt von Marktleiter Ralf Schürenkamp regelmäßig ausverkauft.

Etwa seit vier Wochen werden die Heizlüfter im Hagebaumarkt von Marktleiter Ralf Schürenkamp regelmäßig ausverkauft. © Benjamin Kübart

Heizlüfter in Haltern begehrt: Drohen Netzausfälle in der Seestadt?

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Die Bundesnetzagentur warnt vor der Belastung des deutschen Stromnetzes durch Heizlüfter. Auch in Haltern werden die Geräte regelmäßig ausverkauft. Die Stadtwerke schätzen die Situation ein.

Haltern

, 16.09.2022, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Winter könnte das Gas knapp bleiben. In Vorbereitung auf hohe Gasnachzahlungen legen manche Menschen Geld zurück, doch die Energiekrise macht sich auch im Baumarkt-Regal bemerkbar: Immer mehr Halterner greifen zu Heizlüftern, die auch im Winter für Wärme sorgen sollen. „Bei der Nachfrage sind wir kaum hinterhergekommen“, sagt Ralf Schürenkamp, Marktleiter bei Hagebau-Frieling in Haltern.

Seit etwa vier Wochen verkaufe der Hagebaumarkt weit mehr Heizlüfter als üblich, sagt der Marktleiter. Zeitweise sind die Geräte ausverkauft. Auch das Zentrallager habe dann keine Lüfter mehr, so Schürenkamp. Aber: „Die Ware ist bestellt“ und wird auch geliefert. „Von der bestellten Menge kommen etwa 20 bis 30 Prozent an.“

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Wenn der Hagebaumarkt wieder Heizlüfter hat, ließen die Kunden nicht lange auf sich warten, schildert Ralf Schürenkamp – denn online können sie sich den Warenbestand der Filiale anzeigen lassen. Die Bundesnetzagentur warnt vor dem übermäßigen Einsatz der Geräte.

Mit Heizlüftern an die Belastungsgrenze?

„Heizlüfter zu nutzen, ist selbst bei den sehr hohen Gaspreisen teurer als Heizen mit Gas“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller gegenüber dem Tagesspiegel. „Und wenn zu viele Menschen gleichzeitig mit Heizlüftern heizen, kann das die Stromnetze lokal an ihre Belastungsgrenzen und darüber hinaus bringen.“

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Auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, warnte gegenüber der Welt am Sonntag vor flächendeckenden Stromausfällen. Die Überlastung des Stromnetzes könne eintreten, „etwa wenn die 650.000 in diesem Jahr verkauften Heizlüfter ans Netz gehen, sollte die Gasversorgung ausfallen.“

Insgesamt spricht Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck allerdings von einer großen Netzstabilität. Am Montag (5. September) sagte er bei der Vorstellung der Ergebnisse des zweiten Netzstresstests: „Wir haben eine hohe Versorgungssicherheit. Wir sind ein Stromexportland.“ Er fährt fort: „Wir haben genug Energie in Deutschland und versorgen unsere europäischen Nachbarn mit dieser Energie mit.“

Dirk Schneider, Leiter der Technik bei den Stadtwerken Haltern am See, sieht nur eine geringe Gefahr für Netzausfälle in der Seestadt, die durch die Verwendung von Heizlüftern ausgelöst werden.

Dirk Schneider, Leiter der Technik bei den Stadtwerken Haltern am See, sieht nur eine geringe Gefahr für Netzausfälle in der Seestadt, die durch die Verwendung von Heizlüftern ausgelöst werden. © Benjamin Kübart

Aber wie sieht die Situation in Haltern aus? „Für das Netz der Stadtwerke Haltern halten wir die Gefahr eines Blackouts für eher gering“, sagt der Leiter für Technik bei den Stadtwerken, Dirk Schneider – „auch unter Berücksichtigung zusätzlicher Heizlüfter“, fügt er hinzu.

Geringe Gefahr für Blackout in Haltern

Das Stromnetz sei in Haltern mit angemessenen Reserven ausgelegt. „Wie sich die Belastung mit Heizlüftern in den nächsten Monaten entwickelt, ist schwierig vorherzusagen“, sagt Schneider. „Für zusätzliche Netzbelastungen, wie E-Mobilität und EEG-Einspeiseanlagen (Erneuerbare-Energien-Gesetz), ist kontinuierlicher Netzausbau und Netzverstärkung ein ständiges Tun bei den Stadtwerken.“ Ladesäulen für Elektroautos könnten durch den gebündelten Verbrauch in einer Nachbarschaft zur Belastung werden. Bei Photovoltaikanlagen oder Windrädern sind Spannungsunterschiede zum restlichen Netz für die Belastung verantwortlich – obwohl die regenerativen Energiequellen auch Strom erzeugen.

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Dirk Schneider schließt die Verwendung von Heizlüftern nicht aus: „Heizlüfter an sich sind erstmal nichts Schlimmes, wenn man die Nutzung nicht übertreibt.“ Allerdings könnte der Einsatz der Geräte sich nicht lohnen. Schneider: „Man muss sich trotz der enormen Preissteigerungen fragen, ob das Heizen mit Strom nicht teurer wird als das Heizen mit – zum Beispiel – Gas. Heizlüfter können die Elektroinstallation in älteren Häusern stark beanspruchen. Wer sich nicht sicher ist, sollte seinen Elektro-Installateur fragen.“