Der Weg zum Lieblingsort von Mario Niehues führt direkt in die Haard. Der "heilige Baum" ist ein Dokument christlicher Missionierung.

Der Weg zum Lieblingsort von Mario Niehues führt direkt in die Haard. Der "heilige Baum" ist ein Dokument christlicher Missionierung. © Benjamin Kübart

Heiligtum im Wald: Mario Niehues brennt für die Haard und Flaesheim

rnIhr Lieblingsort

Wir haben Sie nach Ihren Lieblingsplätzen gefragt. Mario Niehues radelt regelmäßig durch die Haard. Auf seinen Touren fand er einen Ort, der Natur, Geschichte und Mythologie kombiniert.

Haltern

, 04.07.2022, 11:50 Uhr / Lesedauer: 2 min

Mario Niehues hat einen Lieblingsplatz mitten in der Haard. An einer großen Weggabelung zwischen Haltern am See, Oer-Erkenschwick und Marl steht ein Baum, der keiner mehr ist: Das Holzkreuz zwischen zwei Pfaden ragt bis zum Blätterdach hinauf. Dieser „heilige Baum“, erzählt der Flaesheimer, ist Teil der Geschichte der Germanen. An selber Stelle soll vor Jahrhunderten eine Eiche – ein Naturheiligtum – gestanden haben, die nach der christlichen Missionierung der Stämme durch ein Kreuz ersetzt wurde.

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Niehues entdeckte die Stelle, während er die Haard mit dem Fahrrad erkundete. Mindestens einmal in der Woche durchfährt er den Wald für knapp vier Stunden am Stück. „Ich packe alles ein: Den Helm, den Rucksack mit Wasser und einem Erste-Hilfe-Kasten“, sagt er. „Dann fahre ich einfach drauf los, ohne ein bestimmtes Ziel.“

Dafür nimmt er sich nicht nur am Wochenende Zeit – denn selbst nach der Arbeit helfe ihm eine Radtour zu entspannen. Mit einer Touring-App auf seinem Smartphone zeichnet der 35-Jährige seine Route auf. „Auch im Winter ist es hier wunderschön“, schwärmt Niehues. „Dann lasse ich das Rad zu Hause und fotografiere die Natur.“

Der "heilige Baum" an der Weggabelung. Auf der Bodenplatte unter dem Kreuz ist ein Stern zu erkennen. Von diesem Ort führen die Pfade Richtung Flaesheim, Sinsen und Oer-Erkenschwick.

Der "heilige Baum" an der Weggabelung. Auf der Bodenplatte unter dem Kreuz ist ein Stern zu erkennen. Von diesem Ort führen die Pfade Richtung Flaesheim, Sinsen und Oer-Erkenschwick. © Benjamin Kübart

Ein Gefühl wie früher

Niehues lebt bereits sein ganzes Leben „auf dem Dorf“ in Flaesheim. „Ich will hier nicht weg“, beteuert er. Vor mehr als 20 Jahren zeigte sein Großvater ihm die Haard. Damals war er fast täglich auf ihren Wanderwegen unterwegs. Sein Großvater verstarb 2016, doch die Verbundenheit mit der Haard bleibt dem Enkel erhalten: „Das ist diese Ruhe. Wenn ich mich hier hinstelle und die Augen schließe, ist es wie früher.“

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Im gemäßigten Tempo dauert die Fahrt bis zum „heiligen Baum“ fast 25 Minuten. Während Niehues in die Pedale tritt, deutet er auf Ansammlungen von Bäumen, die vom Borkenkäfer betroffen sind, auf Senken, in denen sich Wildschweine suhlen, und auf Kiefern, die beim nächsten Sturm entwurzelt werden könnten. Es stört ihm, wenn Touristen ihren Müll im Wald entsorgen. „Gerade seit der Pandemie liegen überall Masken herum“, sagt er.

Mario Niehues fährt mindestens einmal in der Woche für mehrere Stunden durch die Haard.

Mario Niehues fährt mindestens einmal in der Woche für mehrere Stunden durch die Haard. © Benjamin Kübart

Fan von Anti-Helden

Am Wegkreuz berichtet der Flaesheimer von der Geschichte des Ortes: Die Germanen versammelten sich einst regelmäßig am „heiligen Baum“. In späteren Schriftstücken taucht der Platz unter dem Namen „Am Baumkreuz“ auf –zusammen mit fünf christlichen Gräbern, die in der Haard gefunden wurden, deute dies auf Missionierung hin.

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Die Grundplatte unter dem Kreuz bildet einen Stern ab, den die Mutter des christlichen Missionars Suitbert in einem Traum gesehen habe. Im Umfeld des Sternes liegen Rasenerzsteine (Steine mit einem hohen Eisengehalt), die sich in der Haard gebildet haben sollen.

Der historische Bezug zu den Germanen interessiert Niehues, weil er sich mit nordischer Mythologie befasse. Götter wie Odin, Tyr und Freya stürzten sich in „viele verflochtene und verworrene Geschichten“, so Niehues. „Dafür begeistere ich mich.“

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