Wie ergeht es einem Hausarzt, wenn er nach 42 Jahren seine Praxis übergibt und ein Dorf ihm mit einem Gartenfest mitten auf dem Dorfplatz „danke“ sagen will? „Ich habe Gänsehaut vom Kopf bis in die Zehenspitzen“, sagt Dr. Dirk Heufers. Ihm galt die außergewöhnliche Feier, die eigentlich bis zum Schluss für ihn geheim bleiben sollte.
Über 300 Patientinnen und Patienten aller Generationen sowie die Mitarbeitenden der Praxis und ihre Familien empfingen Dr. Dirk Heufers und seine Frau Silvia mit Applaus. Was zu einer Überraschung nach einer spontanen Radtour werden sollte (Ehefrau Silvia war natürlich eingeweiht), sickerte drei Stunden zuvor aus Versehen durch. Dirk Heufers wusste also, was ihn erwartete, aber so viele Menschen zu sehen, die seinetwegen gekommen waren, das überwältigte den 70-Jährigen dann doch.
„Du warst ein Hausarzt mit hohem Engagement. Tag und Nacht warst Du für Deine Patienten erreichbar und als ob dieser Einsatz noch nicht ausgereicht hätte, kam auch noch Covid und mit dem Virus der Dauerstress“, so fasste Ralf Mertmann stellvertretend zusammen, was Dirk Heufers für die Menschen im Dorf und darüber hinaus in den vergangenen Jahrzehnten geleistet hat.

Stefanie Auschra, die 2010 mit ihrer Familie von Herne nach Lippramsdorf gezogen ist, umarmte ihn wie so viele. „Dr. Dirk habe ich ihn immer genannt. Heute wollte ich ihm besonders danken, dass er immer so einfühlsam war und uns auch über den Tod meiner Mutter hinweggeholfen hat“, sagte sie gegenüber der Halterner Zeitung. Annette Büning war von Anfang an Patientin der Praxis - so wie die ganze Familie. „Er war immer nah bei den Patienten, hat aber auch seine Grenzen erkannt und gesehen, wenn ein Facharzt übernehmen musste.“
Einzigartiger Empfang
Marita Bromenne hatte diese persönliche Verabschiedung organisiert. „Wir konnten unseren Arzt doch nicht einfach so gehen lassen.“ Sie konnte bei der Organisation etliche Mitstreiter gewinnen. Es standen Zelte auf dem Dorfplatz, Tische waren mit Blumen geschmückt, das Kuchenbuffet war überreich gedeckt, Musik untermalte die bewegenden Momente.
„Es ist eine super Idee, Dirk Heufers so persönlich zu danken und seinen jahrzehntelangen Einsatz für uns auf diese Weise wertzuschätzen“, kommentierte Anne Crone, frühere Leiterin der Lippramsdorfer Grundschule, einen Sonntagnachmittag, wie es ihn so noch nicht im Dorf gegeben hat.

Dirk Heufers ist selten sprachlos, aber am Sonntag fehlten ihm die Worte. „Ich bin absolut überwältigt“, gestand er. Er schaffte es aber noch, seinem Team zu danken und ebenso allen Patientinnen und Patienten, die ihm Vertrauen geschenkt und ihre Gesundheit anvertraut hatten. „Ich sage nicht Adieu, nur auf Wiedersehen und bleibt gesund! Es war mir eine Ehre, Euer Hausarzt gewesen zu sein.“ Dann rollten die Tränen über seine Wangen. Als wäre das nicht ausreichend, setzte vorübergehend auch noch Regen ein.
Dirk und Silvia Heufers bleiben weiterhin in Lippramsdorf wohnen, hier fühlen sie sich zu Hause.
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