Die Dorfgemeinschaft Lippramsdorf verliert einen Ankerpunkt. Ulli und Marianne Teltrop haben sich entschieden, ihre Gastronomie zu schließen. „Diesen Schritt haben wir uns lange und wohl überlegt“, sagt Ulli Teltrop (58) bei einem Treffen mit unserer Redaktion. Stadtgespräch ist das Ende von Haus Teltrop schon länger.
Das Bedauern ist überall zu hören. „Wir haben gerne und mit viel Freude die Gastronomie geführt“, betont Ulli Teltrop. „Wir haben uns auch die Frage gestellt, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist.“ Die Antwort ist unumkehrbar: Am 29. Oktober hat das Haus Teltrop zum letzten Mal geöffnet. Im November werden nur noch wenige gebuchte Veranstaltungen stattfinden.
37 Jahre hat Ulrich Teltrop den elterlichen Betrieb geführt, seit 1993 zusammen mit Ehefrau Marianne. Der Lippramsdorfer lernte von 1982 bis 1985 in der Küche des früheren Tagungshotels Seestern, danach wechselte er zum Münsteraner Hotel Krautkrämer, bis er zur Bundeswehr musste – und dort wieder in der Küche landete.
Kinder gehen andere Wege
Marianne Teltrop (geborene Stockhofe) ging 1990 in die Gastronomie. Sie absolvierte im Hotel Jammertal in Datteln ihre Ausbildung als Hotelkauffrau, anschließend arbeitete sie in der Großen Teichsmühle Dülmen. 1993 zog sie der Liebe wegen nach Lippramsdorf. Seit dieser Zeit führt sie mit ihrem Mann Ulrich das traditionsreiche Hotel-Restaurant inmitten des Dorfes. Das Ehepaar hat drei Kinder: Max (28), Tim (26) und Greta (19). Sie gehen beruflich andere Wege.
Die Zukunft hätte folglich so oder so Veränderungen gebracht, „Jetzt sind wir noch fit und voller Tatendrang und haben genug Kraft für die Gestaltung eines neuen Lebensabschnittes“, sagt Ulli Teltrop. Die Familie nehme sich ein oder zwei Jahre Zeit, um ein neues Konzept zu gestalten. Zum Schaden des Dorfes soll es nicht sein. Mit einem Augenzwinkern fügt er hinzu: „Uns haben viele gute Ratschläge erreicht, aber es war kein Treffer dabei.“

Entschieden sei noch nichts, erste Planungen gingen in verschiedene Richtungen, so Ulli Teltrop. Das alte, über 100 Jahre alte Haus zu sanieren, sei unwirtschaftlich. Realistisch ist dagegen, ein neues Haus mit zwei Ladenlokalen, einer kleinen Gastronomie im Erdgeschoss, Hotelzimmer und zwei Ferienwohnungen in der zweiten Etage und zwei Wohnungen in der dritten Etage zu bauen. „Im Moment ist eine Umsetzung angesichts der Lage in der Baubranche mit kaum kalkulierbaren Kosten schwierig.“ Natürlich müsse das Konzept wirtschaftlich sein. Ansonsten sei auf dem Grundstück Wohnbebauung möglich.
Gründerin war Großtante Molly
Schon 1910 konnten Reisende ihren Hunger in Lippramsdorf stillen. Damals trug das Haus den Namen „Zur Post“ und wurde von Großtante Molly Teltrop geführt. Dahinter verbarg sich nicht nur ein gastronomischer Betrieb, sondern auch ein Lebensmittelladen und die Postdienststelle von Lippramsdorf. 1919 erwarb Josef Teltrop die Immobilie von seiner Schwester.

Deftige, gutbürgerliche Küche kam auf den Tisch, dazu gab es frisch gezapftes Bier vom Fass. Sohn Ulrich erlernte das Bäcker- und Konditorhandwerk. Er übernahm 1956 den Betrieb. Ehefrau Gertrud kümmerte sich um die Küche. Von den drei Kindern konnte sich der jüngste Sohn Ulrich eine berufliche Zukunft in der Gastronomie vorstellen. Und übernahm wegen des schlechten Gesundheitszustandes seines Vaters 1987 schneller den Betrieb als zunächst geplant.

Ulli und Marianne Teltrop legten von jeher Wert auf eine gute, gern auch raffinierte und kreative Küche, den Wohlfühlcharakter des Hauses, eine persönliche Ansprache ihrer Gäste und einen perfekten Service. „Ich habe viel erlebt, trotz harter Arbeit immer Spaß gehabt, nichts verpasst und bereue deshalb auch meine Berufswahl nicht“, sagt Ulli Teltrop aus Überzeugung. Er weiß auch, dass er am Tag der Schließung wehmütig sein wird. „Aber, was jetzt kommt, ist auch spannend“, ist er sicher.
Marianne Teltrop ist inzwischen stellvertretende Geschäftsführerin beim Verein Naturpark Hohe Mark. „Ich habe so viele Ideen, was ich machen könnte und habe auch schon interessante Angebote erhalten.“ Auch Ulli Teltrop hat Pläne. Er werde über alles nachdenken und sich keinesfalls zur Ruhe setzen.

Als Ulli und Marianne Teltrop zu „Unternehmern des Jahres 2016 “ ausgezeichnet wurden, gratulierten auch die Bullemänner Augustin Upmann und Heinz Weißenberg per Video-Botschaft: „Haltern und Kulinarik, wie passt das zusammen? Teltrops haben da Pionierarbeit geleistet.“ Denn sie hätten die Menschen in der westfälischen Runkeltaiga davon überzeugt, dass es auch eine Welt jenseits von Schnitzeln gibt. „Ganz, ganz herzlichen Dank!“
Wenige Jahre später, also heute, ist das ein schöner Abschiedsgruß.
Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 20. September 2023.
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