Einen Moment unaufmerksam und schon macht es „bumm“. Da spielt das Alter des Fahrers keine Rolle. Dennoch möchte die EU einen Fahrtauglichkeitstest ab 70 Jahren einführen. Dann ist der Führerschein nur noch fünf Jahre gültig und nicht mehr ein Leben lang. Zwei Halterner sind sich uneinig.
Hans Kirschbaum hat seit 59 Jahren seinen Führerschein. Er möchte die Entscheidung, wann es Zeit ist, das Auto stehenzulassen, jedem selbst überlassen. Fahrlehrer Ralf Köhler sieht das anders. Ab einem gewissen Alter hält er einen Fahrtauglichkeitstest für sinnvoll.
Alle 14 Tage fährt Hans Kirschbaum den Bürgerbus. Die ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrer befördern bis zu acht Personen durch ganz Haltern. Jedes Jahr unterzieht er sich einem Gesundheitstest. Der Arbeitsmediziner führt einen Seh- und Hörtest durch und misst den Blutdruck.
„Es wird darauf geachtet, dass man dem Autofahren gesundheitlich gewachsen ist“, erklärt der 77-Jährige. „Wenn er sagt, dass ich nicht mehr fahren darf, mache ich das sofort.“ Ansonsten sei es eine persönliche Entscheidung, meint Kirschbaum.
Die Erfahrung prägt
Hans Kirschbaum setzt auf seine Erfahrung. „Wenn man viel fährt, erlebt man auch viel. Ich bin heute viel vorsichtiger und aufmerksamer als mit 18 oder Anfang 30. Die Erfahrung nehme ich mit“, betont er. In seinem Leben sei er mehr als zwei Millionen Kilometer gefahren.
Darüber hinaus hat er an einem Reaktionstest sowie einem Fahrsicherheitstraining teilgenommen. Das beinhaltet eine Gefahrenbremsung und das sogenannte Aquaplaning.
„Das bezeichnet das Aufschwimmen des Reifens auf dem Wasser einer nassen Fahrbahn. Die Reifen verlieren den direkten Kontakt zur Straße“, heißt es in einer Definition des ADAC. Hans Kirschbaum habe durch das Training eine gewisse Sicherheit gewonnen, sagt er. Doch diese Erfahrungswerte kann nicht jeder Senior vorweisen.
Senioren oft unsicher
Deshalb hält Ralf Köhler einen Fahrtauglichkeitstest für sinnvoll. Seit 15 Jahren ist er Fahrlehrer und betreibt Ralli’s Fahrschule in Haltern. „Ich will den Senioren nichts Böses. Aber man sollte schauen, ob sie körperlich und geistig fit und dem Straßenverkehr gewachsen sind“, meint er.
Ralf Köhler ist regelmäßig mit älteren Fahrern konfrontiert. Einige trauen sich in der Stadt nicht, mit Tempo 50 zu fahren. Bei anderen könne er „das Auto um die Ecke schieben“, sagt er. Deshalb sieht er den Fahrtauglichkeitstest als Chance.

Die Senioren bekommen vor Augen geführt, ob sie noch alles mitkriegen, so der Fahrlehrer. Er sei bereit, sie dabei zu unterstützen. Schon in der Vergangenheit haben Halterner Auffrischungsstunden genommen. „Ich finde es toll, wenn sie von sich aus kommen. Doch die freiwillige Basis wird nicht angenommen. Viele überschätzen sich und ihre Fahrkenntnisse“, sagt Köhler.
Wissen auffrischen
Wer keine Auffrischungsstunden nimmt, sollte zumindest regelmäßig sein Wissen auffrischen. Das betreffe vor allem die Verkehrsschilder, so der Fahrlehrer. „Ich bin immer auf dem neuesten Stand“, betont Senior Hans Kirschbaum. Er mache sich mit den neuen Regeln und Verkehrsschildern vertraut.
Den Fahrtauglichkeitstest ab 70 findet der 77-Jährige altersdiskriminierend. „Man darf es nicht vom Alter abhängig machen, sondern muss den Gesamtzustand des Menschen betrachten.“
„Wenn ich merke, dass die Sicherheit nicht mehr gegeben ist, würde ich eine Fahrstunde nehmen. Jetzt gerade brauche ich das nicht“, so Kirschbaum. Für Ralf Köhler ist das Alter 70 für den Test ein guter Richtwert. Schließlich müsse man sich ja irgendwo festlegen, meint er.
Hans Kirschbaum beschreibt sich als sicheren Fahrer. „Ich nutze meine Augen und betrachte das gesamte Umfeld.“ So fahre er vorausschauend, betont der 77-Jährige. „Ich hoffe, dass es noch viele Jahre so weitergeht.“
Zugverkehr in Haltern steht wieder still: Nächster Bahn-Streik angekündigt
So öffnen Blumenläden in Haltern zu Muttertag: Lieferfristen, Vorbestellungen und Trends
Hund Koda braucht dringend OP: Nele Overhoff (22) startet Aktion für schwer kranken Streuner