
Anika Pirronello vom Naturkindergarten Glückspilze Haltern am See e.V. zeigt den Schwarzschimmel unter den Bodendielen. © Benjamin Kübart
„Unhaltbare Zustände“ - Schimmel in der Naturkita nicht einmal zwei Jahre nach dem Bau
Naturkindergarten
Die „Glückspilze“ haben Sorgen. Denn ihre Unterkunft, zwei moderne Bauwagen, haben nicht einmal zwei Jahre durchgehalten. Schimmel breitet sich aus, eine teure Sanierung ist unausweichlich.
Der Eintrag bei Facebook liest sich großartig: „Jeden Tag sind wir dankbar für diesen traumhaften Kindergarten, unser liebevolles Team und die glücklichen Kinder.“ Der Naturkindergarten „Glückspilze“ in Sythen am Reiherhorst ist ein Vorzeigeprojekt. Eltern schlossen sich zusammen, gründeten 2019 einen Verein und konnten - mit städtischer Unterstützung - bereits 2020 ihren Naturkindergarten eröffnen.
Bei Wind und Wetter erleben die Jungen und Mädchen hautnah ihre heimische Natur. Erst war das Schloss Sythen ein vorübergehender Stützpunkt, um die Kinder (ab dem zweiten Lebensjahr) zu versorgen, im Januar 2021 konnten sie in ihr endgültiges Zuhause einziehen.
Doch das Glück hat einen Riss bekommen. Bei der Behebung eines Wasserschadens entdeckten Handwerker einen pelzigen Belag im Boden des Schlafwagens. Schimmel hatte sich ausgebreitet. „Wir befinden uns gerade in einer sehr unglücklichen Situation“, sagte Hannah Weber, Vorsitzende des Fördervereins, gegenüber der Halterner Zeitung.
Seit vier Wochen ist der Schlafwagen bereits gesperrt, im zweiten Wagen - dem Küchenwagen - dürfen sich die Betreuerinnen und Kinder nur kurz aufhalten. Vorausgesetzt, der Wagen ist gut durchlüftet. Auch die vom Schimmelbefall betroffene Toilette darf lediglich mit Maske und in Windeseile benutzt werden. „Das sind unhaltbare Zustände“, bedauert Hannah Weber.

Der Naturkindergarten "Glückspilze" in Sythen: Nach nicht einmal zwei Jahren Nutzung muss schon saniert werden. © Ingrid Wielens
Die brachte sie am Dienstagabend (13. September) auch dem Ausschuss Bauen/Digitalisierung näher. Die 21 Kinder der Naturkita (ab November 22 Kinder) sind bei gutem Wetter stetig in der Natur. Dazu konnte der Förderverein eine Waldparzelle im Linnert pachten. „Aber bei Regen haben sie nun keinen Schutzraum mehr“, machte Hannah Weber im Rathaus das Dilemma deutlich. Dann können sich die Kleinen nur draußen unter dem Sonnensegel aufhalten. Durch die Dauerbelüftung in den Waggons wird es kalt und nass, dadurch wird auch die Arbeit der Köchin erschwert.
Die Stadt hat als Ausweichquartier einen Raum in der Kita Conzeallee angeboten. Aber dann funktioniere die naturnahe Pädagogik der Glückspilze nicht mehr, so Hannah Weber. Im Gespräch mit der Halterner Zeitung sagte sie: „Man nimmt den Kindern den Tagesablauf. So steht dann alles auf Null.“
Fußboden-Konstruktion muss ausgebaut werden
Die Eltern suchen nach Alternativen in Sythen, es zeichnet sich aber noch keine Lösung ab. Ein Gutachter hat den Schaden besichtigt und untersucht. Im Ausschuss erklärte Diplom-Ingenieur Andreas Mollinga, die Einrichtungsgegenstände seien vom Schimmelbefall nicht betroffen, die Fußboden-Konstruktion aber müsse ausgebaut und neu gestaltet werden. Vermutlich gibt es zwischen Holzfaserplatte und Schotterschicht nicht genügend Luftzirkulation. Der Sanierungsplan soll in der kommenden Woche bei der Stadt eingehen.

Hannah Weber hat die Zustände in der Kita im Ausschuss geschildert. © Elisabeth Schrief
Bürgermeister Andreas Stegemann betonte wie auch Ausschuss-Vorsitzender Wolfgang Kaiser, dass die Stadt für den Schaden nicht verantwortlich sei. Sie sei lediglich Eigentümerin der Gebäude, habe sie aber nicht selbst gebaut. Architekt und Baufirma werden sich vermutlich nun darüber auseinandersetzen.
Während der Sanierung kann die Naturkita ihre Bauwagen gar nicht mehr benutzen. Andreas Mollinga sagte sogar, für einen dauerhaften Aufenthalt seien sie schon jetzt nicht mehr geeignet. Es müsse eine Übergangslösung gefunden werden. Im Ausschuss löste die Schadensnachricht Empörung aus. Für die Kinder und Erwachsenen sei die Situation unzumutbar, sie müssten die Kita so schnell wie möglich verlassen, so die einhellige Meinung.
Jugendamt verspricht: „Wir unterstützen Träger der Einrichtung“
„Wir haben gerade gar keine Planungssicherheit, das ist eine große Belastung und Katastrophe für uns alle“, sagte Hannah Weber. „Wir werden unser Möglichstes tun, um die Auswirkungen für alle Beteiligten so gering wie möglich zu halten und die Elterninitiative als Träger der Einrichtung zu unterstützen“, verspricht Jugendamtsleiter Gisbert Drees.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
