Klara* sitzt gemütlich auf dem Sofa, neben ihr ein Kaltgetränk und eine Tüte Chips. In der Hand das Smartphone. Im nächsten Moment öffnet sich eine App. Eine rote, lodernde Flamme erscheint auf dem Bildschirm. Dann durchstöbert die Halternerin die Profile von Männern.
Etliche Fotos springen der 23-Jährigen entgegen. Ein Mann, gepflegt, sportlich und ein nettes Lächeln. Er hat es ihr besonders angetan. Sie wischt mit dem Finger nach rechts, möchte die Person hinter dem Profil näher kennenlernen. „It’s a Match, zu deutsch: ,Es ist eine Übereinstimmung“, heißt es plötzlich.
Apps wie Tinder oder Parship sind aus der Dating-Welt nicht mehr wegzudenken. Auch Klara aus Haltern am See hat ihr Glück im Internet versucht. Und das nicht nur einmal.
Die 23-Jährige hat sich vorwiegend aus Zeitgründen für das Online-Dating entschieden. „Ich bin mit meinem Job, den Hobbys beschäftigt. Außerdem unternehme ich viel mit Freunden.“ Da bleibe wenig Zeit für ein Kennenlernen außerhalb der eigenen vier Wände.
Kuriose Gespräche
Intensiven Kontakt hatte sie zu insgesamt zehn Männern. Wobei sie nicht selbst die Initiative ergriffen hat. „Ich habe darauf gewartet, dass ich angeschrieben werde“, so Klara. Doch das waren nicht immer Glückstreffer. Im Laufe der Zeit hat die Halternerin so einige kuriose Geschichten erlebt.
Die 23-Jährige ist in der Versicherungsbranche tätig. Daraufhin folgte ein „Anmachspruch der besonderen Art“. Tatsächlich fragte eine Internetbekanntschaft: „Verkaufst du auch Versicherungen gegen eine Erektion.“ Klara war die Situation unangenehm, sie brach den Kontakt zu der Person sofort ab.

Ein weiteres Tinder-Match wollte, dass sie sich als Mann verkleidet. Mit dem nächsten Mann hatte sie gerade ein paar Nachrichten hin und her geschrieben. Dann hieß es direkt: „Ich komme heute Abend gerne zu dir.“
Ansonsten folgte einiges an Smalltalk. „Was hast du für Hobbys?“ oder „Was erwartest du von einer Beziehung?“ Schlussendlich habe sich Klara mit drei Männern getroffen. Aktuell datet sie sogar jemanden aus der Umgebung.
„Man ist im Internet offener“
Das erste Date lief immer anders ab. Einmal hat sie das Fußballspiel einer Internetbekanntschaft besucht. Mit einem anderen Mann ging Klara in ein Restaurant. Bei ihrem letzten Date folgte ein Spaziergang um den Baldeneysee in Essen.
Doch warum gab es kein erstes Treffen in Haltern am See? „Zufall“, sagt Klara. Der Ort sei ihr eigentlich egal. Ein guter Treffpunkt wären aus ihrer Sicht die Sunset Beach Bar oder der Halterner Stausee gewesen.
Grundsätzlich hatte sie vor jedem ersten Date ein komisches Gefühl. Ein Gespräch im Internet und ein Gespräch von Angesicht zu Angesicht - das sei schon ein Unterschied. „Man ist im Internet viel offener. Ich kann länger nachdenken über das, was ich der Person schreibe“, sagt die 23-Jährige.
In der Realität sei sie zu Beginn verschlossen. Manchmal ist es still. „Worüber soll man sich unterhalten? Über viele Dinge hat man bereits im Internet gesprochen.“
Beziehung entstanden
Alles in allem sind aus den Begegnungen zwei Beziehungen entstanden. „Wir haben uns getroffen, Nummern ausgetauscht und jeden Tag geschrieben. Ich habe den Mann meinen Freunden vorgestellt und wir haben uns immer besser kennengelernt“, so die Halternerin.
Schlussendlich ist es gescheitert. Dennoch bleibt Klara weiterhin offen. Sie würde das Online-Dating jederzeit weiterempfehlen. „Drei Freunden habe ich es bereits empfohlen und alle sind in einer glücklichen Beziehung.“ Darüber hinaus könne man das Kennenlernen im Internet langsam angehen lassen. „Falls jemand schüchtern ist, ist es über die App auf jeden Fall einfacher.“ Und vielleicht ist am Ende sogar der Richtige dabei, betont sie.
Klara* heißt eigentlich anders. Ihr echter Name ist der Redaktion bekannt.
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