Ob die DLRG ihre Testzentren weiter betreiben wird, wenn Corona-Tests kostenpflichtig werden, wird sie in Kürze entscheiden.

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Halterner zu kostenpflichtigen Corona-Tests: „Ein taktischer Fehler“

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Die Ministerpräsidenten und die Kanzlerin haben beschlossen, dass Corona-Tests ab Oktober Geld kosten. Das könnte das Aus für die Testzentren bedeuten, befürchten Betreiber.

Haltern

, 13.08.2021, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die aktuelle Runde der Ministerpräsidenten bei Kanzlerin Angela Merkel hat beschlossen, dass ab Oktober Corona-Tests nicht mehr kostenfrei sind. Wer sich testen lässt, soll dafür die Gebühr selbst tragen, gleichzeitig ist für den Besuch in Innenräumen wie der Gastronomie häufig ein Test für alle nicht Genesenen oder Geimpften vorgeschrieben.

Das Ziel dahinter: Es sollen mehr Menschen dazu bewegt werden, sich impfen zu lassen. Das sei aber zu kurz gedacht, findet Apotheker Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck, der das Testzentrum auf der Rekumer Straße betreibt. „Das ist ein taktischer Fehler“, sagt er. „Mit dieser Regelung erhöhen wird das Risiko für uns alle.“

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„Ein Risiko, das wir nicht abschätzen können“

Durch die kostenlosen Tests sei bisher die Lage besser zu überschauen gewesen, so Schulte-Mecklenbeck. „Wer sich nicht impfen lassen will, der wird auch kein Geld für einen Test bezahlen wollen. Dadurch laufen wieder viel mehr ungetestete Menschen unter uns herum und bilden ein Risiko, dass wir nicht abschätzen können.“

Apotheker Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck kritisiert die Entscheidung für kostenpflichtige Tests.

Apotheker Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck kritisiert die Entscheidung für kostenpflichtige Tests. © Jürgen Wolter

Ein weiteres Problem sieht er bei den Impfdurchbrüchen. Insbesondere von der Delta-Variante ist bekannt, dass sich auch viele Geimpfte infizieren können. Der Apotheker befürchtet, dass viele Testzentren schließen könnten, wenn die Tests kostenpflichtig werden. „Je weniger aber getestet wird, desto weniger positive Fälle werden erfasst und desto weniger aussagekräftig wird der Inzidenzwert.“

Dass es eine vierte Welle geben wird, davon gingen alle Experten inzwischen aus, so Schulte-Mecklenbeck. „Viele erwarten im Herbst Inzidenzwerte um die 400. Deshalb bleibt es weiterhin unabdingbar, zu testen.“

Auch Genesene und Geimpfte weiter testen

Auch Sebastian Grüter beurteilt kostenpflichtige Tests skeptisch. Er betreibt das Testzentrum im Galen Park vor dem Halterner Rathaus. „Wenn die Tests kostenpflichtig werden, werden sich weniger Menschen testen lassen“, befürchtet er. „Es ist aber ein Trugschluss zu glauben, dass Genesene und Geimpfte nicht trotzdem die Krankheit übertragen und sich damit nicht infizieren können. Ich habe in meinem Bekanntenkreis mehrere Personen, die bereits zum zweiten Mal an Covid erkrankt sind. Und man weiß auch, dass die Verläufe bei Geimpften nicht immer nur harmlos sind.“

Auch Sebastian Grüter vom Testzentrum im Galen-Park ist skeptisch in Bezug auf die Kostenpflicht für Tests.

Auch Sebastian Grüter vom Testzentrum im Galen-Park ist skeptisch in Bezug auf die Kostenpflicht für Tests. © Jürgen Wolter

Auch Grüter befürchtet, dass die Testinfrastruktur ausgedünnt wird, wenn Tests kostenpflichtig werden. „Es werden sich definitiv weniger Leute testen lassen und ich muss dann überlegen, ob der Betrieb noch wirtschaftlich ist“, sagt er. „Ich kann verstehen, dass nach Maßnahmen gesucht wird, um mehr Menschen dazu zu bewegen, sich impfen zulassen. Aber die Impfung ohne weitere Tests reicht nicht aus und birgt immer noch das Risiko, dass andere angesteckt werden.“ Grüter will aber zunächst bis Oktober abwarten, welche konkreten Regeln dann gelten und was die Tests kosten sollen.

Auswirkungen auf Schwimmkurse

Auch die DLRG Haltern, die ein Testzentrum am Halterner Seebad betreibt, will die Lage jetzt neu bewerten. „Ob es sich noch lohnt, mit ehrenamtlichen Helfern ein Testzentrum aufrecht zu erhalten, wenn kaum noch jemand kommt, das müssen wir in Kürze diskutieren“, informiert Pressesprecher Markus Treder.

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Auch die Auswirkungen auf die Indoor-Kurse und Trainings der DLRG kann er noch nicht abschätzen. „Wenn sich für Teilnehmer die Kosten durch einen kostenpflichtigen Test drastisch erhöhen sollten, dann könnten auch einige unserer Angebote gefährdet sein“, befürchtet er.

Unbeantwortet blieb übrigens unsere Anfrage an das NRW-Gesundheitsministerium, ob Geimpfte und Genesene für Tests zukünftig ebenfalls zahlen müssen. Sie wurde mit dem lapidaren Hinweis beantwortet, dass sie zurzeit von der Testpflicht befreit seien.

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