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Horst Bilkenroth 46 Jahre in der Werbegemeinschaft: Immer einen Schritt schneller
Werbegemeinschaft Haltern
Wenn man sich nicht beteiligt, kommt man auch nicht vor. So einfach ist das für Horst Bilkenroth. Er jedenfalls hat sich in die Geschichte der Halterner Werbegemeinschaft eingeschrieben.
Vor 46 Jahren übernahm Horst Bilkenroth ein Vorstandsamt in der Werbegemeinschaft Haltern. Da war aus der Rekumer Straße gerade eine Fußgängerzone geworden, es gab das erste Kaufhaus und die Kaufmannschaft stritt mit der Politik um die Ansiedlung von innenstadtrelevantem Gewerbe auf der grünen Wiese. Horst Bilkenroth wollte mitgestalten und hat das all die Jahre mit großem Einsatz getan. Nun zog er sich aus der Vorstandsarbeit zurück.
Er wollte nicht die graue Eminenz sein, die sich für unverzichtbar hält. „Neue, junge Kaufleute müssen die Chance haben, ihre Ideen umzusetzen“, findet er. Er gehe mit dem Abschied ganz unsentimental um. Aber am Abend der Verabschiedung, da war er dann doch mehr als gerührt.

Heimat shoppen: Für das Einkaufserlebnis vor Ort warb Horst Bilkenroth mit anderen Kaufleuten immer gerne. © Halterner Zeitung
Der Vorstand hat ihm eine Foto-Collage geschenkt – zusammengefügte Bilder zur Erinnerung an besondere Ereignisse, die Horst Bilkenroth miterlebt hat. Sie hängt bereits im Esszimmer. Aber der 69-Jährige braucht sie nicht als Gedächtnisstütze, um 46 Jahre Revue passieren zu lassen. Alles ist ihm gegenwärtig. Und so erzählt er in seinem Wohnzimmer vor der großen Bücherwand von kleinen und großen Aktionen, die Haltern als Ziel für Besucher populär und attraktiv gemacht haben. „Wir waren immer einen Schritt schneller als die Nachbarstädte“, sagt der Kaufmann.
So mühelos wie es sich anhört, war das anfangs jedoch nicht. 1976 ging es zunächst um die Reanimierung des Verkehrsvereins, der sich um das Image der Innenstadt und Dörfer gleichermaßen kümmerte. Es gab Reibungspunkte, deshalb gründete sich die Abteilung Werbegemeinschaft. Sie konzentrierte sich ganz auf die Fortentwicklung der Innenstadt.

Die Glücksthaler-Ziehungen in der Weihnachtszeit lagen Horst Bilkenroth immer besonders am Herzen. © Privat
Horst Bilkenroth nahm zunächst die Finanzen in den Blick. Anfangs wurden die Beiträge noch zu Hause bei den Mitgliedern abgeholt und die Buchführung per Hand erledigt. In den 90er Jahren trugen ihm die Mitglieder den Vorsitz an, zehn Jahre bekleidete er das Amt. Horst Bilkenroth holte sich zu bewährten Kräften einen jungen Geschäftsführer dazu: Christoph Kleinefeld. Ein inspirierender Dialog zwischen Jung und Alt war ihm immer wichtig.

Die Werbegemeinschaft pflegte und pflegt die Kontakte untereinander. Zusammen ging es auch auf das nachgebaute Römerschiff Victoria. © Privat
Die Werbegemeinschaft installierte die Heimatfeste in den Jahreskalender, die Glückstaler-Ziehung, die Nikolausumzüge, die Muttertagsaktionen und vieles mehr. Schmunzelnd erinnert sich Horst Bilkenroth an die Dame, die bei der Glückstaler-Ziehung ein Auto gewonnen hatte. Die Bühne in der Gaststätte Reismann blieb leer, die Kaufleute wurden immer nervöser, bis die Gewinnerin endlich atemlos ins Lokal stürzte. Zur Entschuldigung brachte sie an, sie habe sich in Recklinghausen für diese besondere Angelegenheit in Haltern noch schnell ein Kleid gekauft.

Ein großes Geduldsspiel und am Ende der filigranen Arbeit klebten die Finger zusammen: Für die Aktion Knack die Nuss zum Gänsemarkt mussten in einigen Nüssen Gewinnlose versteckt werden. © Halterner Zeitung
Mit den Jahren justierte die Werbegemeinschaft ihre Veranstaltungen immer wieder nach. „Man muss am Puls der Zeit bleiben“, sagt Horst Bilkenroth. Sei jeher habe man Besucherinnen und Besuchern ein schönes Einkaufserlebnis vermitteln wollen: „Menschen sollen davon zehren, wenn sie Zeit in Haltern verbringen.“ Diese Philosophie hat sich der neue Verein „Haltern am See. Tut gut“ mit neuen Akzenten auch auf die Fahnen geschrieben. Die Gründung begrüßt Horst Bilkenroth. Dieser Verein vermittle das starke Gefühl, dass das Leben in Haltern ein Besonderes ist. Wichtig sei es, Menschen davon zu überzeugen, dass sie in der Kleinstadt Haltern gut einkaufen können. „Damit nicht mehr Kaufkraft abfließt, als uns guttut“, das hat Horst Bilkenroth schon immer gesagt. Das verlangt Flexibilität.
Zur Familiengeschichte
Franz Bilkenroth gründete das Unternehmen 1903. Er war Kautabakvertreter aus Halle, den es auf seinen Reisen nach Haltern verschlagen hatte. Zu Beginn bezog Franz Bilkenroth mit seinem Geschäft ein Haus in der Merschstraße 36, 1919 erwarb er das Haus an der Merschstraße 2, in dem Bilkenroth Schenken & Genießen mit seinen edlen Spirituosen noch heute zu finden ist. Damals trug das „aelteste Specialgeschäft am Platze“ den Namen „Havannahaus“. Zum Unternehmen gehörte lange Zeit ein Großhandel an der Annabergstraße und heute noch ein Tabak-, Zeitschriften- und Lotto-Geschäft an der Koeppstraße. Der gelernte Bankkaufmann und studierte Betriebswirt Horst Bilkenroth hat seinen Beruf gelebt und geliebt. Heute führt Sohn Klaus das Unternehmen. Neues probieren, Neues planen, das sei doch etwas Schönes, findet Horst Bilkenroth. Das galt 46 Jahre, das gilt auch jetzt. „Es war eine schöne Zeit, ich möchte sie nicht missen. Wir haben viel erreichen können“, mit dieser Gewissheit zieht sich Horst Bilkenroth zurück. Aber nicht in die Langeweile. Lesen, reisen, Münzen sammeln, Musik machen, Gutes genießen – so wird er seine gewonnene Zeit nutzen. Denn von seiner Leidenschaft, neugierig auf das Leben zu bleiben, verabschiedet er sich natürlich nicht. Nur die Verpflichtungen, die sind jetzt weg.
Haltern am See ist für mich Heimat. Hier lebe ich gern und hier arbeite ich gern: Als Redakteurin interessieren mich die Menschen mit ihren spannenden Lebensgeschichten sowie ebenso das gesellschaftliche und politische Geschehen, das nicht nur um Haltern kreist, sondern vielfach auch weltwärts gerichtet ist.
