
© Jürgen Wolter
Halterner Einzelhändler öffnen wieder, aber immer noch mit Auflagen
Einzelhandel
Ab Freitag (21. Mai) dürfen Geschäfte des Halterner Einzelhandels wieder öffnen. Halterner Geschäftsleute freuen sich über die neuen Möglichkeiten, sehen aber auch noch Kritikpunkte.
Freitag wird die Notbremse im Kreis Recklinghausen aufgehoben. Der Einzelhandel darf wieder Kunden ohne Termin einlassen. Aber es gelten immer noch komplizierte Bestimmungen: Sie müssen entweder aktuell getestet, zwei Mal geimpft oder von einer Coronainfektion genesen sein.
Für Peter Heckmann vom Modehaus Heckmann ist das zunächst grundsätzlich ein Grund, wieder optimistischer in die Zukunft zu blicken: „Die Gastronomie darf in den Außenbereichen wieder öffnen, der Einkauf im Geschäft ist ohne Termin möglich. Also lohnt sich ein Besuch in der Stadt wieder und ich kann als Kunde den Einkauf auch mit einer Tasse Kaffee oder einem Essen im Restaurant verbinden“, sagt er. Das sieht Günter von Buer vom Modehaus van Buer und Mittendrin ganz genauso.
Hoffnung auf nachhaltige Entwicklung
Bei weiter sinkenden in Inzidenzzahlen und zu erwartenden wärmeren Temperaturen sieht Heckmann die Chance, dass sich diese Entwicklung auch nachhaltig fortsetzt. Kritisch sieht er aber, ebenso wie Christoph Kleinefeld, der Geschäftsführer der Werbegemeinschaft „Haltern handelt“, die politischen Entscheidungen den vergangenen Wochen und Monaten.
„In Coesfeld (dort betreibt Peter Heckmann ebenfalls ein Modegeschäft) waren die Inzidenzzahlen stabil unter 50, jetzt muss da wieder ein Test vorliegen. Dafür haben die Kunden kein Verständnis mehr, es kommt oft zu Disputen, das kann ich auch nachvollziehen“, sagt er.
Die Lockerungen für den Einzelhandel findet Christoph Kleinefeld „überfällig“. „In Anbetracht der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Infektionsrisiko waren die Schutzmaßnahmen seit Beginn der Pandemie nicht zielführend. Im Modehaus kann man sich anstecken, im Lebensmittelgeschäft aber nicht? Seit März 2020 hat sich nachweislich kein Mensch im Einzelhandel mit dem Coronavirus infiziert“, schreibt er auf Anfrage.
„Digitale Kontaktnachverfolgung wäre sinnvoller gewesen“
Aus Sicht des Handels wäre eine Öffnung mit digitaler Kontaktnachverfolgung richtiger gewesen, so Kleinfeld. „Aber digitale Kontaktnachverfolgung war politisch und behördlich gar nicht gewollt. Monatelang warten wir auf eine Anbindung der Luca-App im Landkreis. Stattdessen gibt es eine regionale Insellösung im Kreis, die jetzt auch wieder nicht gebraucht wird. Auch ein digitaler Nachweis für „GGG“ – Genesene, Geimpfte und Getestete – erleidet das gleiche Schicksal: fehlende Innovationen und angepasste zeitnahe technische Lösungen in der Pandemiepolitik. Stattdessen darf der Einzelhandel Impfbücher und PCR- und Schnelltest-Ergebnisse kontrollieren. Hinzu kommt erschwerend, dass die Schnelltests der Kinder aus den Schulen in Geschäften nicht anerkannt werden dürfen. Diese Regeln sind so falsch und wenig durchdacht!“
„Den Rest des Weges schaffen wir auch noch“
Kleinefeld bemängelt außerdem, dass die Entscheidungen der Politik sehr auf den Inzidenzwert abgestellt sind. „Ich sehe uns in der nächsten Woche die 50er-Marke unterschreiten. Hoffnung auf heute gültige Lockerungen habe ich aber nicht. Dem Land NRW fällt mit der nächsten Allgemeinverfügung bestimmt wieder etwas Neues ein, wie es doch noch komplizierter geht.“
Petra Eikelschulte vom Schuhgeschäft an der Mühlenstraße wäre es lieber, wenn es noch einen Einkauf auf Termin, aber dafür ohne Testpflicht gäbe. „Das hat bei uns bisher immer gut funktioniert“, sagt sie. Sie freut sich aber über die neuen Öffnungsmöglichkeiten. „Da der Test lange genug gültig bleibt, kann man auch den Einkauf mit anderen Aktivitäten in der Stadt verbinden“, sagt sie. „Wir hoffen, dass die Kunden das auch nutzen. Außerdem bewegen wir uns immer weiter auf die Inzidenzzahl 50 zu, die wir hoffentlich bald erreichen. Das macht Hoffnung. Jetzt haben wir uns schon so weit durchgekämpft, den Rest des Weges schaffen wir auch noch.“

Der Baubetriebshof holte am Donnerstag die Gitter wieder ab, mit denen die Stadt Marktbrunnen und die Sitzgelegenheiten am Alten Rathaus über Wochen abgesperrt hatte. Die Aktion hatte für Unmut gesorgt und war wegen ihrer Sinnhaftigkeit angezweifelt worden. © Elisabeth Schrief
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
