
Theo Sanders (r.) hat die Liebe für das Bäckerhandwerk an seinen Sohn Jan weitergegeben, der kürzlich seine Meisterprüfung abgelegt hat. © Jürgen Wolter
Bäcker leiden unter Energiekrise – was das für den Brötchenpreis bedeutet
Energiekosten
Angesichts zahlreicher Preissteigerungen könnte Bäckermeister Theo Sanders schwindelig werden. Nicht nur die Energiekosten belasten seine Brötchenproduktion.
Wenn er an seine Betriebskosten denkt, macht sich Bäckermeister Theo Sanders aus Lippramsdorf einige Sorgen. „Alles wird täglich teurer“, beschreibt er die aktuelle Lage. Früher seien mal die Mandeln oder der Kakao teurer geworden. Jetzt drehe sich die Preisspirale in fast allen Bereichen immer weiter nach oben.
Zu Ostern habe er zuletzt seine Brötchenpreise erhöht. Das normale Brötchen kostet bei Sanders 42 Cent, ein Kürbiskernbrötchen 75 Cent. Die aktuellen Energiekosten seien da noch nicht eingepreist gewesen, sagt Theo Sanders. Bis zum Ende des Jahres will der Bäcker die Preise für seine Backwaren stabil halten. „Mein Vertrag für Strom läuft dann aus“, erklärt er. Wenn die Strompreise auf dem aktuellen Niveau bleiben, muss er im kommenden Jahr mit Mehrkosten von 150.000 Euro rechnen.
Der Großbackofen läuft mit Heizöl
„Wir sind ein energieintensives Gewerk“, macht der Lippramsdorfer deutlich, wo der Schuh drückt. Zum Backen brauche er viel Hitze. Zum Glück werde sein Großbackofen nicht mit Gas betrieben, sondern laufe noch mit Heizöl. Dessen Preis sei noch nicht so explodiert und habe sich lediglich fast verdoppelt. Zum Kühlen benötigt die Bäckerei viel Strom, was die befürchteten Mehrkosten für 2023 zeigen.
Verteuerungen für Rohstoffe wie Weizen („Damit fing es an.“) und Sonnenblumen („Davon brauchen wir allein fünf Tonnen.“) sowie für Sprit („Wir sind keine Spedition, aber wenn die Kosten an der Zapfsäule von 1000 Euro auf 1500 Euro steigen, merken wir das auch.“) und Dienstleistungen („Die Gebäudereinigung hat eine Preissteigerung von 15 Prozent angekündigt.“) wirkten sich ebenfalls auf die Bilanz aus. Außerdem „stehen wir vor einer kräftigen Lohnerhöhung“, führt Theo Sanders aus. Diese müsse vor dem Hintergrund gestiegener Verbraucherpreise und der Inflation aber sein, denn „sonst haben unsere Leute keine Lust mehr zu arbeiten.“

Der Brötchenpreis ist ein Index für die Preissteigerungen in Deutschland. Johanna Niedermark bedient in der Filiale der Bäckerei Sanders auf der Weseler Straße. © Jürgen Wolter (A)
Die Mehrkosten bewegten sich in einer Größenordnung, die für einen kleineren Betrieb enorm sind, so Theo Sanders. „Im besten Fall wird die Ertragslage stark angekratzt, im schlimmsten werde die Existenz bedroht“, schildert er die Lage und die Stimmung in Deutschlands Bäckereien. Der Lippramsdorfer will seine Preise nur dann erhöhen, wenn es nicht anders machbar ist. „Das Brot soll kein Luxusartikel werden“, sagt er. Weiterhin gibt er übrigens seine „Restbrote“ an die Tafel ab, denn soziale Verantwortung hört in der Krise nicht auf.
Die Kunden halten sich zurück
„Wir erreichen einen Punkt, an dem wir Kunden verlieren, wenn wir unsere Kosten 1:1 weitergeben“, ist er sich sicher. Schließlich litten die Verbraucher ebenso wie die Betriebe unter den vielfach gestiegenen Kosten. Die Kunden reagierten zwar zum größten Teil mit Verständnis, berichtet Theo Sanders. Aber bei den Erdbeeren und beim Spargel habe man schon sehen können, dass sich die Verbraucher in Zurückhaltung geübt hätten, weil sie sich die Ausgaben nicht mehr leisten konnten.
„Es ist ein Ritt auf der Rasierklinge“, beschreibt der erfahrene Unternehmer die Situation. Er befürchtet, dass Kunden in den Discounter abwandern und/oder Fabrikware kaufen, wenn die Preise in den Bäckereien zu sehr angehoben werden. Gleichzeitig ärgert sich der Bäcker darüber, dass energieintensive Unternehmen, die überregional arbeiten, auf staatliche Entlastungen hoffen dürfen, während die örtlich verankerten Traditionsbetriebe leer ausgehen.
Theo Sanders hofft, dass sich die Lage am Energiemarkt mittelfristig wieder beruhigt.
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