Gelsenwasser investiert Millionen in Trinkwassernetz Rohre werden bis zu 100 Jahre alt

Gelsenwasser investiert Millionen in Trinkwassernetz
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Ob sie an diesem Morgen schon ein Gläschen Gelsenwasser getrunken haben? „Klar“, lachen die Mitarbeiter des Versorgungsunternehmens an diesem Morgen an einer Baustelle am Brookweg in Haltern am See: „War aber auch Kaffee drin.“

Jeder Tropfen, der in Haltern aus dem Wasserhahn kommt, läuft durch Gelsenwasser-Rohre. Zur Betriebsdirektion Recklinghausen gehören die Städte Haltern am See, Datteln, Marl, Oer-Erkenschwick, Recklinghausen, Waltrop und Herten.

Die rund 95 Mitarbeiter versorgen ein Leitungsnetz von 1800 Kilometern mit 87.000 Hausanschlüssen. „In alle Netze werden rund zehn Millionen Euro pro Jahr investiert“, sagt Gelsenwasser-Sprecher André Ziegert.

Dieses Leitungsrohr ist 58 Jahre alt. Es wird am Brookweg durch neue Leitungen ersetzt.
Dieses Leitungsrohr ist 58 Jahre alt. Es wird am Brookweg durch neue Leitungen ersetzt. © Christof Perrevoort

In Haltern ist das Versorgungsnetz 235 Kilometer lang, es gibt etwa 10.630 Hausanschlüsse. In der Stadt am See investiert der Konzern jährlich etwa 600.000 Euro. Deshalb tauchen immer wieder im Stadtgebiet Gelsenwasser-Baustellen auf.

Denn: Manche Leitung ist sehr alt – bis zu 100 Jahre. „Am Uferkastell in Haltern hatten wir jetzt so eine Leitung, die ersetzt werden musste“, so Netzmeister Tobias Albert. Dabei gibt es mehrere Techniken.

Besonders effizient: Mit einer speziellen Technik wird ein neues Rohr durch das alte gezogen. Das sei kostengünstiger und nicht ganz so aufwändig, als wenn man die ganze Straße aufreißen müsste, so Albert. Auf die Technik mit dem „Durchschießen“ hatte Gelsenwasser sogar mal das Patent.

„Normalerweise entfallen bei einer Baustelle alleine 70 Prozent der Kosten auf die Tiefbauarbeiten“, so Albert. Versorgungsleitungen in Wohngebiete haben meist 110 Millimeter Durchmesser, Hausanschlüsse liegen bei 32 Millimetern.

Ein Gelsenwasser-Arbeiter schiebt in Haltern ein neues Wasserrohr aus Kunststoff einfach in eine alte Leitung.
Wie hier an einer Baustelle an der Sixtusstraße zu sehen ist, werden neue Rohre in die alten Leitungen hereingezogen. Das senkt die Kosten. © Andre Ziegert/Gelsenwasser AG

Die Anforderungen an das Wassernetz sind heute ganz anders als früher. „Damals gab es die Kohle- und Stahlindustrie. Die hat 24/7 riesige Wassermengen abgerufen“, erklärt Torsten Gleißner. Das falle heute zum großen Teil weg. Zudem habe sich das Umweltbewusstsein der Konsumenten verändert. Deshalb sei der Wasserverbrauch gesunken.

Eine immer größere Herausforderung ist offenbar auch der Klimawandel für die Wasserversorger. „Wir merken es deutlich, wenn im Sommer nach Feierabend alle in den Garten gehen und sprengen. Und anschließend noch duschen“, so Gleißner. So werde das Netz ganz anders belastet, die Wasserwerke müssten auf diese Verbrauchsspitzen reagieren können.

Um für die Zukunft und den Klimawandel besser gewappnet zu sein, baut Gelsenwasser daher an einigen Stellen das Netz aus – zum Beispiel im Münsterland (Baumberge).

„Unser oberstes Ziel ist die hygienisch und technisch einwandfreie Versorgung der Bürger und Bürgerinnen an 24 Stunden und 365 Tagen im Jahr“, so Sprecher André Ziegert. Zuständig ist Gelsenwasser allerdings nur bis zum Hausanschluss. „Der Rest ist Angelegenheit von Vermieter oder Hausbesitzer“, erläutert Gleißner.

Besondere Qualität in Haltern

Bleirohre in den Häusern gehören eigentlich der Vergangenheit an und sind mittlerweile verboten. Deshalb sollte eigentlich reines Wasser aus dem Hahn kommen. Und auf diese Reinheit des Wassers – besonders in Haltern – ist Gelsenwasser besonders stolz. Grund: Das Trinkwasser kommt aus dem Stausee. Vorteil: der viele Sand im Boden. Er filtert das Wasser bis in 150 Meter Tiefe, bevor es Pumpen wieder nach oben holen.

„Deshalb hat das Trinkwasser in Haltern eine besonders hohe Qualität“, so Gleißner. Und deshalb hat der Verein „2Stromland“ mit den Städten Haltern, Olfen, Datteln und Oer-Erkenschwick die Kampagne „Unser Klares“ gestartet, die in diesem Jahr weiter an Schulen ausgerollt wird. „Damit lernen auch die Kinder, wie wertvoll das Wasser ist, das aus ihrem Wasserhahn kommt“, so Ziegert.

Unterdessen geht die Pflege des Leitungsnetzes in Haltern weiter. Die Baustelle am Brookweg wird in den nächsten Tagen zugeschüttet. Dann geht es ein paar Straßen weiter erneut los.