In der ganzen Stadt waren am Wochenende wieder Sternsinger unterwegs. Sie sind von Tür zu Tür gezogen, haben ihren Segen gesprochen, gesungen und Geld für Kinder in Not gesammelt. Auch ein prominentes Trio hat sich erneut unter die Sternsinger gemischt.
Bürgermeister Andreas Stegemann, Pfarrer Michael Ostholthoff und Christoph Kleinefeld von der Werbegemeinschaft sind als Caspar, Melchior und Balthasar durch die Innenstadt von Haltern gezogen. Alle drei Männer haben eine goldene Krone, lange Gewänder und einen Umhang getragen - wie es sich für die Heiligen Drei Könige gehört.
Um den afrikanischen König zu verkörpern, hat sich Christoph Kleinefeld das Gesicht mit schwarzer Schminke angemalt. Lange Zeit war das so üblich und wurde auch von den Kindern gemacht. Inzwischen sieht man kein Kind mehr in Haltern mit einem angemalten Gesicht.
Kindermissionswerk distanziert sich von Blackfacing
Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ empfiehlt schon seit Jahren, darauf zu verzichten. Im Gespräch mit dem Bayrischen Rundfunk sagte Pressesprecher Thomas Römer: „Vielleicht haben nach zwei Jahren Corona, in denen keine Sternsinger unterwegs waren, die Menschen auch vergessen, dass wir schon länger empfehlen, die Sternsinger nicht zu schminken“, vermutet der Pressesprecher. „Das ist nicht neu.“

Leuten, die im Blackfacing eine „schöne Tradition“ sehen, entgegnet Thomas Römer: „Viel wichtiger ist doch, dass Kinder und Jugendliche den christlichen Segen zu den Menschen bringen und Spenden für benachteiligte und Not leidende Gleichaltrige in aller Welt sammeln. Darin steckt der wahre Wert des Sternsingens. Die Aktion ist bunt, lebendig und fröhlich – eben eine echte Aktion von Kindern für Kinder.“
„Ist das euer Ernst?“
Dass sich einer der Promi-Sternsinger trotzdem wieder dazu entschieden hat, sorgt für Kritik in den sozialen Medien. Unter den Kritikern ist Raphael Brinkert. Der Halterner wurde durch erfolgreiche Werbekampagnen weit über die Stadtgrenzen bekannt. Er kommentierte unter dem privaten, aber öffentlichen Instagram-Beitrag von Bürgermeister Andreas Stegemann ganz ungehemmt: „Frohes Neues Jahr! Aber Blackfacing im Jahr 2024. Ist das euer Ernst?“
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Der Bürgermeister antwortete: „Lieber Raphael, auch dir ein frohes neues Jahr 2024. Es ist kein Blackfacing. Im Ernst.“ Was es stattdessen sei, fragte Raphael Brinkert. Eine öffentliche Antwort blieb daraufhin aus. Die Kommentarfunktion bei Instagram wurde zudem limitiert.
Im Gespräch führt Raphael Brinkert aus: „Es gibt eine ganz klare Empfehlung und der sollte man folgen. Man sollte mit der Zeit gehen“, sagt der Werbe-Experte. „Es ist leicht, das zu korrigieren. Es ist doch viel wichtiger, niemandem vor den Kopf zu stoßen und Geld für Kinder zu sammeln.“

Bürgermeister Andreas Stegemann wollte gegenüber der Redaktion keine Stellung dazu beziehen. „Für ihn ist das Thema abgeschlossen“, ließ Stadtsprecher Thomas Gerlach ausrichten. „Zumal es sich um seinen privaten Instagram-Account handelt.“
Kritische Kommentare bei Instagram
Doch es gab nicht nur unter dem Sternsinger-Beitrag von Andreas Stegemann Kritik. Die Sixtus-Gemeinde hat auf ihrem Instagram-Profil ebenfalls ein Bild des Sternsinger-Trios veröffentlicht. Auch hier wurde das Blackfacing mehrfach kritisiert.
„In diesem Jahr wieder mit Blackfacing?“, fragte jemand. Darauf hat jemand anderes kommentiert: „Traurig, dass man aus dem letzten Jahr nicht gelernt hat und wieder eine Plattform für sowas bietet…“
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Eine andere Person hat geschrieben: „Ich bin geschockt von den Kommentaren, dass das NICHT das erste Mal Blackfacing ist und in Vergangenheit schon drauf hingewiesen wurde? Und die Kritik offensichtlich ignoriert wird? Junge, Junge, aber unsere Generation ist unbelehrbar.“
Stellungnahme der Gemeinde
Christoph Kleinefeld selbst wollte sich auf Anfrage nicht dazu äußern, wieso ihm die schwarze Schminke im Gesicht wichtig erschien. Pfarrer Michael Ostholthoff bezieht Stellung aus Sicht der Sixtus-Gemeinde. „Die Heiligen Drei Könige stehen für die gesamte Menschheit“, sagt er. Das schwarze Gesicht sieht er „nicht als Diskriminierung, sondern als inklusives Denken“.
Er führt aus: „Jesus Christus war nicht nur für die Mitteleuropäer da, sondern für alle Menschen auf der Welt - egal, welche Hautfarbe sie haben.“ Außerdem findet er es schade, dass durch solche Diskussionen das Eigentliche aus dem Blick gerät.
Sternsinger in Haltern: Kinder und Erwachsene brachten den Segen und sammelten Spenden
„Blackfacing“ zum Dreikönigstag: Madrid entschuldigt sich
Kritik an Knecht Ruprecht mit schwarz angemaltem Gesicht: Vereine beziehen Stellung