Haltern geht nicht wie andere Städte präventiv gegen Eichenprozessionsspinner vor

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Haltern geht nicht wie andere Städte präventiv gegen Eichenprozessionsspinner vor

rnSchädlinge

Im gesamten Stadtgebiet hat sich der Eichenprozessionsspinner im Sommer ausgebreitet. Zur Vorbeugung versprüht die Stadt Castrop-Rauxel ein Mittel, Haltern hat sich dagegen entschieden.

Haltern

, 01.04.2019, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Egal ob Lippramsdorf, Flaesheim oder Sythen: Überall waren im vergangenen Sommer Nester des Eichenprozessionsspinners zu sehen. Mai und Juni bilden die Hochsaison, dann werfen die Raupen laut Naturschutzbund (Nabu) ihre Brennhaare ab, um sich gegen Feinde zu schützen.

Bis zu zehn Kunden seien damals pro Woche wegen Quaddeln auf der Haut in die Römerapotheke gekommen, berichtete Leiter Dr. Hannes Müller: „Die Brennhaare können relativ lange in der Luft schweben oder auf dem Gras liegen.“ Allergische Reaktionen, Pusteln oder Bindehautentzündungen können die Folgen des Kontakts sein, in schwereren Fällen auch Fieber, Schock oder Schwindel. Atmet man Brennhaare ein, kann es zu Bronchitis und Asthma kommen.

An diesen Stellen waren 2018 die Nester gemeldet:

Vor allem an Schulen und Spielplätzen aber auch stark befahrene Radwege müssen die Nester professionell entfernt werden, die Stadtverwaltung lässt die Bereiche dann großräumig absperren. Die Stadt Castrop-Rauxel hat sich jetzt zu präventiven Maßnahmen entschieden.

Ab Mitte April wird eine Fachfirma an ausgewählten Stellen den „Bacillus thuringiensis“ einsetzen. Die Mittel mit diesem Wirkstoff seien rein biologisch und wirken ausschließlich gegen die Schmetterlings-Raupen, indem sie deren Verdauung zum Erliegen bringen.

Die Bekämpfung sei nur in bestimmten Bereichen wünschenswert

Eichenprozessionsspinner sind Teil der Natur und auch der natürlichen Nahrungskette. Feinde des Eichenprozessionsspinners sind Wanzen, Schlupfwespen, Raupenfliegen, der Kuckuck und räuberische Käfer. Darum sei eine Bekämpfung nur an Punkten mit besonders hohem Aufkommen sinnvoll, in Wäldern weder sinnvoll noch wünschenswert.

Die Halterner Stadtverwaltung hat sich allerdings bewusst entschieden, nicht im Vorfeld tätig zu werden. „Nach unseren Erkenntnissen gibt es zu den präventiven Einsätzen keine klaren Meinungen“, sagt Sprecher Georg Bockey: „Einige sagen, ja, das ist sinnvoll, andere sagen, nein, nicht sinnvoll.“ Vor allem wolle man sicherlich nicht großflächig mit Chemie arbeiten.

Das Umweltbundesamt äußert sich unentschlossen

Aus Castrop-Rauxel heißt es, das biologische Mittel sei für Menschen und andere Tiere vollkommen wirkungslos. In einem aktuellen Bericht des Umweltbundesamts ist zu lesen: „Es ist nicht erforscht, ob und wie sehr diese auch Nicht-Ziel-Organismen schaden.“ 2013 hat das Amt aber bereits eine Übersetzung eines Leitfadens der Niederländischen Behörde für Verbraucherschutz veröffentlicht, in der es heißt: „Da die Ergebnisse der Bekämpfung mit Bakterienpräparaten positiv ausfielen, war geplant, diese auszuweiten.“

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