Die Angeklagten an der Seite ihrer Verteidiger und Dolmetscher kurz vor Prozessbeginn. Ganz rechts außen: der angeklagte Rechtsanwalt. In der zweiten Reihe, zweiter von links (noch sitzend): der Kfz-Gutachter.

Die Angeklagten an der Seite ihrer Verteidiger und Dolmetscher kurz vor Prozessbeginn. Ganz rechts außen: der angeklagte Rechtsanwalt. In der zweiten Reihe, zweiter von links (noch sitzend): der Kfz-Gutachter. © Werner von Braunschweig

„Autobumser-Vorwürfe“: Duo aus Haltern und Datteln steht vor Gericht

rnGericht

Ein Rechtsanwalt aus Haltern und ein Kfz-Sachverständiger aus Datteln sollen in eine Serie von betrügerisch inszenierten Autounfällen verwickelt sein. Beide bestreiten das jedoch vehement.

Haltern, Datteln

, 11.08.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Nach einer Serie von mutmaßlich abgesprochenen oder gezielt herbeigeführten (sogenannten) „Autobumser-Unfällen“ im Ruhrgebiet müssen sich fünf Männer vor dem Bochumer Landgericht verantworten. Zu den Mitangeklagten gehören auch ein in Haltern lebender Rechtsanwalt (45) mit Kanzleisitz in einer Ruhrgebietsstadt sowie ein Kfz-Sachverständiger (51) aus Datteln.

Beide Männer wiesen eine Verwicklung in mögliche Betrügereien beim Prozessauftakt zurück. „Unser Mandant wird alle ihm zur Last gelegten Taten bestreiten“, erklärte Verteidiger André van der Pütten für den angeklagten Rechtsanwalt, der selbst nicht das Wort ergriff. Der mitangeklagte Kfz-Sachverständige aus Datteln äußerte sich selbst: „Ich bestreite alle Taten.“

Häufung sei Angeklagten nicht komisch vorgekommen

Er sei sich überhaupt keiner Schuld bewusst, habe stets ordnungsgemäß seine Arbeit getan. Dass er ein und dasselbe Auto des Hauptangeklagten häufiger begutachtet hat, war dem 51-Jährigen nach eigenen Angaben keinesfalls komisch vorgekommen.

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Hauptangeklagter ist ein 39-jähriger Bochumer, der laut Anklage zwischen 2016 und 2019 insgesamt 22 Verkehrsunfälle inszeniert haben soll, um zu Unrecht Schäden bei den Versicherern geltend machen zu können.

Im Prozess vor der 1. Strafkammer geht es um Unfälle in Bochum, Herne und Mülheim. Mal auf Autobahnabfahrten, mal auf Supermarktparkplätzen, mal an viel befahrenen Kreuzungen.

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Im Anschluss an die Unfälle, die stet das klare Ziel gehabt haben sollen, dem Unfallgegner die Schuld zuzuschreiben, soll fast immer der angeklagte Kfz-Sachverständige aus Datteln eingeschaltet worden sein. „Er machte in seinen Gutachten regelmäßig falsche Angaben zu den Vorschäden der Fahrzeuge und führte bewusst Schäden auf, die nicht durch das jeweilige Schadenereignis verursacht sein konnten“, heißt es in der Anklageschrift wörtlich.

Betrugsschaden von rund 30.000 Euro

Obwohl dem Rechtsanwalt ab einem bestimmten Zeitpunkt bewusst gewesen sein soll, „dass die Unfälle abgesprochen oder absichtlich herbeigeführt worden waren“ (so die Anklage), soll der Jurist die Abwicklung der Fälle danach trotzdem weiter gefördert, Versicherungszahlungen entgegengenommen und teils bar an den Hauptangeklagten ausgezahlt haben. Durch die 22 angeklagten Verkehrsunfälle soll ein Betrugsschaden von rund 30.000 Euro entstanden sein.

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Auch wenn nicht in erster Reihe angeklagt, steht insbesondere für den in Haltern lebenden Rechtsanwalt viel auf dem Spiel. Im Falle einer Verurteilung könnte der Entzug der Anwaltszulassung drohen.

Bei den zwei weiteren Mitangeklagten aus Oberhausen geht es jeweils um einen Fall, bei denen ein Unfall mit dem Bochumer Hauptangeklagten inszeniert worden sein soll. Mit einem Urteil ist voraussichtlich nicht vor Ende September zu rechnen.

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