Ganz vorsichtig schieben die Sythener Florian Höwing (29) und Matthias Tewes (31) ihren Bollerwagen aus der Garage. Die Kanten haben sie mit Schaumstoff ausgekleidet, damit keine Kratzer entstehen. Die brauchen sie auch, denn ihr Wagen für den 1. Mai hat maximale Übergröße. Und darauf sind sie stolz.

Auf den ersten Blick haut einen die schiere Größe ihres XXL-Bollerwagens förmlich um. Überall kleine Anbauten und Gimmicks, die sich um den ganzen Wagen ziehen. „Wir sind etwa 99 Prozent fertig“, erzählt Florian Höwing. Gemeinsam mit seinem Freund Matthias Tewes bastelt er daran herum. „Angefangen hat alles 2022. Damals hatte mein Bruder die Grundidee. Wir haben sie übernommen und optimiert. Seit dem kamen immer neue Ideen dazu, die wir an dem Wagen umsetzen“. So sei der Wagen über die Zeit immer weiter gewachsen – und immer mehr Gimmicks kamen hinzu.
Maiwagen mit Vollausstattung
Das einzige, was der XXL-Maiwagen mit einem traditionellen Bollerwagen noch gemein hat, ist der Handgriff vorne, mit dem der Wagen gezogen wird. Florian und Matthias haben den Wagen auf einem speziell entworfenen Fahrwerk aufgebaut, um das Gewicht besser zu tragen. Zudem gibt es Halterungen für Becher, eine Nebelmaschine, einen Mülleimer, ein integriertes Waschbecken, ein in der Höhe verstellbares Dach sowie einen eingebauten Computer, der die Licht- und Tonanlage steuert. Das Steuerprogramm hat das Duo ebenfalls selbst programmiert. Das Highlight des Wagens ist die Bierzapfanlage mit Ablauf. Daher bietet der Innenraum Platz für zwei Bierfässer. „Wir haben noch weitere an anderen Orten in Haltern gelagert. Dann können wir unterwegs auftanken“, erzählt Matthias Tewes.
Für die beiden Halterner ist ihr Maiwagen ein Herzensprojekt, ihr „kleines Baby“ sozusagen. Sie sind stolz auf ihren Wagen, betonen der 29-jährige Garten- und Landschaftsbauer und der 31-jährige Ingenieur. „Etwa fünf Monate vorher starten wir mit den Planungen für den 1. Mai“, erzählt Matthias Tewes. Das ist für ihn oft eine echte Herausforderung, denn er arbeitet in Hamburg und kommt extra für die Arbeiten an den Wochenenden nach Haltern. „Als ich den Kollegen im Büro von dem Projekt erzählt habe, bekam ich erstmal die lustig gemeinte Frage ‚Seid ihr eigentlich bescheuert?‘ Als ich ihnen alles erklärt hatte, gab es dann aber viel Anerkennung“. Die Kollagen wüssten mittlerweile, dass er am 1. Mai immer nicht da ist.

Hilfe vom Profi-Programm
Wie ernst es das Duo nimmt, zeigt sich spätestens, wenn man ihren umfassenden Planungsordner betrachtet. Er enthält die Baupläne und alle Maße der einzelnen Teile. Besonders bemerkenswert ist, dass sowohl der Wagen als auch die einzelnen Komponenten mit CAD (Computerunterstütztes Design) entwickelt wurden. Das war Tewes‘ Idee, da er im Beruf täglich mit diesem Programm arbeitet. Mit dieser Software werden unter anderem Flugzeuge, Züge, Großmaschinen und auch Formel-1-Rennwagen digital geplant.
Rund 5000 Euro haben die Freunde schon in ihr Projekt gesteckt – und ein Ende scheint nicht in Sicht. „Wir haben noch Ideen für die Zukunft, auch wenn der Platz für größere Anbauten knapp wird. Sonst muss ein größerer Wagen her“.
Von morgens um 9 bis teils abends um 23 Uhr bastelten sie an einem einzigen Tag oft an den Wochenenden an ihrem Fahrzeug. Dabei kamen die Freunde immer wieder mal an den Punkt, an dem sie fast verzweifelten und sich sagten: „Wir lassen es, das machen wir dieses Jahr nicht.“

Über allem steht für sie der Spaß. „Der 1. Mai in Haltern ist etwas Besonderes“, betont Florian Höwing. Für seinen Freund Matthias ist es vor allem das Wiedersehen, nach Hause kommen. „Der 1. Mai bedeutet für uns vor allem gemeinsam mit Freunden und Familie den Tag zu verbringen, zu feiern, zu lachen und einfach eine schöne Zeit zu haben“, ergänzt ihre Freundin Kathleen Seeland. Sie hilft bei der Organisation der Tour am 1. Mai. Sie wird in diesem Jahr wieder mit dabei sein, wenn die Gruppe mit ihrem Maiwagen durch Westuferpark und Co. zieht.