
© Ingrid Wielens
Haard-Klinik versucht ganz normalen Alltag aufrechtzuerhalten
Halterner Haard-Klinik
Patienten mit psychischen Erkrankungen kann das Klinikpersonal nicht mit kompletter Schutzkleidung begegnen. Das wäre problematisch. Wie geht die Haard-Klinik mit der Corona-Epidemie um?
Die LWL-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in der Haard ist ein Krankenhaus, aber eines, in dem besondere Regeln gelten. Chefarzt Dr. Claus Rüdiger Haas erläutert im Interview, wie dort die Behandlung trotz Coronavirus aufrecht erhalten wird.
Wie wird der Klinikbetrieb in Coronazeiten in der Haard-Klinik organisiert?
Der Betrieb auf den Stationen läuft weitgehend normal. Die Patienten leben weiterhin in familienähnlichen Verbünden, sitzen auch auf dem Sofa zusammen. An ihrem Alltag hat sich nicht viel geändert. Unsere Mitarbeiter tragen auch keine Schutzkleidung oder Atemschutzmasken. Das wäre bei Patienten mit psychischen Erkrankungen problematisch. Wir gehen auch weiterhin zum Joggen in die Haard oder bieten beispielsweise Bogenschießen an. Allerdings achten wir darauf, Abstände einzuhalten und die Regeln zu beachten, die auch außerhalb der Klinik gelten.
Wirkt sich die Corona-Krise bei Patienten oder Hilfesuchenden verschärfend auf ihr Krankheitsbild aus?
Das wirkt sich bei uns noch nicht spürbar aus. Wir sind als stationäre Klinik ein relativ hochschwelliges Angebot. Ich weiß aber aus Gesprächen mit Kollegen in Beratungseinrichtungen, dass das Thema dort immer häufiger angesprochen wird. Das gilt auch für das Problem wachsender häuslicher Gewalt.
Haben Sie Ihr Beratungsangebot verändert?
Ja, wir bieten jungen Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden und ihren Angehörigen in akuten Fällen telefonische Beratung an. Dazu sollte man sich vorab möglichst bei der Notfallassistentz unter der Telefonnummer 02365/802 3282 oder unter 02365/8020 anmelden. Jungen Patienten, die sich bereits in ambulanter Behandlung in der LWL-Klinik befinden, bietet die Fachklinik eine telefonische Sprechstunde an. In Ausnahmefällen können die Kinder und Jugendlichen auch in die Klinik kommen und dort direkt mit den Therapeuten sprechen. Termine sowohl für die telefonische Sprechstunde als auch das persönliche Gespräch vor Ort vergibt das Ambulanzsekretariat montags bis freitags in der Zeit von 8 bis 13 Uhr unter der Rufnummer 02365/80 22 402. Ich möchte betonen, dass wir auch weiterhin als Anlaufstelle für Patienten zur Verfügung stehen.
Gibt es neue Besuchsregelungen in der Klinik?
Die Patienten können weiterhin Besuch von ihre Familien empfangen, allerdings darf immer nur eine Person auf die Station. Spaziergänge im Außengelände sind mit der Familie aber weiterhin möglich.
Werden Therapieangebote verschoben?
Therapien, die seit seit Langem vereinbart sind, werden dann verschoben, wenn es möglich ist. Angststörungen, die schon seit Jahren auftreten, müssen nicht akut behandelt werden. Wenn aber eine extreme Essstörung vorliegt oder ein Patient selbstmordgefährdet ist, kann er selbstverständlich zu uns kommen.
Ist die LWL-Klinik zurzeit voll belegt?
Die Akutabteilung ist voll ausgelastet. Insgesamt beträgt die Belegung aber zurzeit nur rund 60 Prozent unserer Gesamtkapazität. Für den Fall, dass wir Patienten bekommen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, haben wir zwei Isolierstationen eingerichtet. Dort würden unsere Mitarbeiter, Ärzte und Therapeuten Schutzkleidung anlegen, denn sonst wäre das Risiko einer Infektion zu hoch. Bisher haben wir aber noch keine positiv getesteten Patienten bei uns gehabt.
Studium der Germanistik, Publizistik und Philosophie an der Ruhr Universität Bochum. Freie Autorentätigkeit für Buchverlage. Freier Journalist im nördlichen Ruhrgebiet für mehrere Zeitungshäuser. „Menschen und ihre Geschichten faszinieren mich nach wie vor. Sie aufzuschreiben und öffentlich zugänglich zu machen, ist und bleibt meine Leidenschaft.“
