Großbrand in Herten-Süd Schrotthändler Tarik El Hamad zwischen Schock und Erleichterung

Großbrand in Herten-Süd: Schrotthändler zwischen Schock und Erleichterung
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Tarik El Hamad ist der Schock immer noch anzuhören, als die Redaktion den Inhaber des Hertener Schrotthandels (HSH) mittags erreicht. Seit 5 Uhr ist der 39-jährige Herner an diesem Mittwoch (21.12.) auf den Beinen. Um diese Zeit kam der Anruf, auf dem Gelände seiner vor etwas mehr als fünf Jahren eröffneten Firma brenne ein Schrotthaufen.

Mitarbeiter hätten das Feuer bei Arbeiten entdeckt, berichtet Tarik El Hamad. „Wie es sich entwickelt hat, ist unklar. Alles, was brennt, hat im Schrott nichts zu suchen“, sagt der Schrotthändler. Sie hätten hohe Sicherheitsstandards bei HSH, in dem Haufen sei auch nichts Gefährliches gewesen. „Darin sind zum Beispiel Badewannen, Fahrräder, alles, was alt ist.“ Schrott, Eisenwaren, Altmetall. „Keine Öle, keine Autos“, so Tarik El Hamad.

Als die Hertener Berufsfeuerwehr an der Einsatzstelle an der Straße Im Emscherbruch eintrifft, schlagen die Flammen bis zu 15 Meter hoch aus dem Schrottberg. Sofort werden die drei Löschzüge der Freiwilligen Feuerwehr nachalarmiert. Die Polizei sperrt die Straße auf dem Teilstück zwischen der Ewaldstraße und dem Kreisverkehr an der Hohewardstraße, erste LKW stauen sich an den Ampeln. Wer in das Gewerbegebiet will, muss über die Cranger Straße hineinfahren.

Rettungswagen und Löschfahrzeuge der Hertener Feuerwehr stehen an der Straße Im Emscherbruch in Herten-Süd.
Insgesamt sind an diesem Tag rund 90 Feuerwehrleute bei dem Großbrand im Einsatz. Unterstützung kommt von Kräften aus Marl, Dorsten, Haltern und Castrop-Rauxel. © Danijela Budschun

Insgesamt sind an diesem Tag rund 90 Feuerwehrleute vor Ort im Einsatz. Die Flammen bekämpfen sie vom Boden und von der Drehleiter aus. Dabei tragen die Einsatzkräfte Atemschutzmasken, denn eine meterhohe Rauchsäule steigt von dem Haufen in den Himmel. Die Feuerwehr-Kreisleitstelle hat über die Katastrophenschutz-App NINA eine Warnung an die Bevölkerung in Herten und Recklinghausen veröffentlicht. Da sich giftiger Brandrauch ausbreitet, werden die Bürger in den angrenzenden Stadtteilen aufgefordert, Türen und Fenster geschlossen zu halten.

Geruch zieht bis Oer-Erkenschwick

Später wird die Warnung auf „Geruchsbelästigung“ herabgestuft, der Brandgeruch wird sogar in Oer-Erkenschwick wahrgenommen. Die ganze Zeit im Einsatz ist auch der Messwagen, der von den Feuerwehren im Kreis Recklinghausen betrieben wird und an diesem Tag mit Kräften aus Dorsten, Haltern und Castrop-Rauxel besetzt ist. Sie überprüfen regelmäßig die Luftwerte, fahren Kontrollpunkte von der Einsatzstelle im Hertener Süden bis nach Oer-Erkenschwick an. „Wir haben keine Meldung, dass es auffällige Messwerte gegeben hat“, sagt der Leiter der Hertener Feuerwehr, Stefan Lammering.

Die Szenerie auf dem Schrottplatz mutet in der Dunkelheit des Wintermorgens an wie aus einem Katastrophenfilm: Ein ohnehin nicht sonderlich ansehnlicher Berg von Schrott, über dem eine riesige Qualmwolke wabert, zahlreiche Feuerwehrleute, die erst Wasser, später Löschschaum auf den Haufen richten - und auf die kleinen Häuflein, die von zwei Baggern aufgetürmt werden. Denn vor Ort sind auch Mitarbeiter der Firma HSH im Einsatz: Die Baggerfahrer tragen den Schrott schaufelweise ab und ziehen ihn dabei so auseinander, dass die Feuerwehrleute auch das letzte Glutnest löschen können.

Feuerwehrleute stehen an einem Schrotthaufen und richten Löschschaum darauf. Ein Bagger hebt Teile des Haufens zur Seite.
Neben der Feuerwehr sind auch Mitarbeiter der Firma Hertener Schrotthandel (HSH) im Einsatz. Sie tragen den Schrotthaufen ab, damit die Feuerwehrleute auch das letzte Glutnest löschen können. © Danijela Budschun

Zusätzlichen Schaum haben Feuerwehrleute aus Marl zur Einsatzstelle gebracht, ebenso wie weitere Atemschutzgeräte. Feuerwehrleiter Stefan Lammering hat bei den Kollegen aus der Nachbarstadt Unterstützung angefordert, da Schaum und Atemschutzgeräte der Hertener Wehr aufgebraucht waren.

Im Laufe des Einsatzes rückt der Löschzug Westerholt der Freiwilligen Feuerwehr ab und fährt zur Hauptwache, um dort den Grundschutz der Bevölkerung sicherzustellen. Das heißt: Die Ehrenamtlichen wären ausgerückt, wenn es parallel zu einem weiteren Einsatz im Stadtgebiet gekommen wäre.

Einsatz endet zur Mittagszeit

Der personal- und arbeitsintensive Einsatz endet für die Feuerwehr gegen 11.55 Uhr. Die Straße Im Emscherbruch ist wieder freigegeben. Zur Brandursache können noch keine Angaben gemacht werden, dazu ermittelt die Polizei. „Keine Schäden an Gebäuden, keine Verletzten“, heißt es aus der Pressestelle.

Schrotthändler Tarik El Hamad ist erleichtert, dass seine Mitarbeiter wohlauf sind: „Gott sei Dank ist keinem was passiert. Im Großen und Ganzen ist alles glimpflich ausgegangen.“

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