
© Bilder: privat, Bücker; Collage: Schiebener
Graffiti an Unterführung zum zweiten Mal beschmiert – Künstler: „Novum für uns“
See schlägt Wellen
Ehrenkodex missachtet: Schon wieder wurde das Graffiti an der Unterführung „See schlägt Wellen“ beschmiert. „Das ist das erste Mal, dass das zweimal hintereinander vorkommt“, sagt der Künstler.
Die Unterführung „Der See schlägt Wellen“ an der Hullerner Straße wurde ständig beschmiert. Die Lösung: Ein großes Graffiti des Künstlerduos „Tubuku“, das schon in der Vergangenheit mit ihren Kunstwerken Farbe in die Seestadt gebracht hat. Im Dezember haben die zwei Künstler Alex Weigandt und Jarek Masztalerz aus Krefeld ihr Graffiti fertiggestellt.
Jetzt scheint sich das alte Leid zu wiederholen. Ende Dezember die erste, einen Monat später die zweite Schmiererei auf dem Graffiti von Tubuku. Farbe und Stil des Tags (so bezeichnet man die Unterschrift eines Graffiti-Sprayers) sieht gleich aus, nur die Stelle hat sich geändert. „Das ist das erste Mal, dass das zweimal hintereinander vorkommt“, sagt Jarek Masztalerz überrascht, als wir ihm von der neuen Schmiererei berichten.

Auf Höhe des Lastkrans wurde das Graffiti zum ersten Mal beschmiert. Tubuku hat die Stelle bereits ausgebessert. © Antje Bücker (A)
Denn normalerweise greift genau hier der „Ehrenkodex“ unter Graffiti-Künstlern. Das oberste Credo unter Sprayern ist: Übermale niemals ein Graffiti, das besser ist, als dein eigenes. Je höher die Qualität des Bildes, desto größer ist auch der Respekt in der Szene. „Wir haben uns einen Namen in der Szene gemacht, dass wir nicht übermalt werden“, sagt Jarek Masztalerz. „Das ist ein Novum für uns, dass es zweimal am gleichen Ort passiert.“
Künstlerduo geht von einem dummen Jugendstreich aus
Den ersten Tag im Dezember haben sich Jarek Masztalerz und sein Kollege Alex Weigandt nicht einmal richtig angeguckt. Wahrscheinlich ein dummer Jugendstreich, dachte sich Tubuku damals. „Wenn es jetzt schon zum zweiten Mal der gleiche Tag ist, dann wird‘s langsam kritisch“, sagt Jarek Masztalerz. „Dann müssen wir mal Nachforschungen machen, um wen es sich handelt.“
Weiterhin geht er nicht von einer bösartigen Tat aus. Wahrscheinlich ist es ein Jugendlicher, dem „gerade die ersten Haare auf der Brust wachsen und der sich ausprobieren will“, sagt Jarek Masztalerz und lacht.

Die zweite Schmiererei sieht von Stil und Farbe aus wie die erste im Dezember. © Privat
Ärgerlich ist es trotzdem für den Künstler. Obwohl der Krefelder auch diese Seite aus seinen Anfangszeiten in der Szene kennt. „Wir haben viel für die Szene geleistet und Events unterstützt“, sagt er. „Für die - in Anführungszeichen - ‚illegale‘ Szene.“
Tubuku will Graffiti in Haltern selbst ausbessern
Deswegen beschreibt Jarek Masztalerz die Schmiererei in Haltern so: „Ich sehe es wie eine Mücke. Ich bin der Mücke nicht böse, dass sie Blut saugen muss. Aber es ist natürlich blöd, dass es mein Körper ist.“
Bald will das Künstler-Duo das Graffiti „Der See schlägt Wellen“ ausbessern. Das haben sie bei der ersten Schmiererei auch schon gemacht. Das ist kostengünstiger als eine teure Anti-Graffiti-Beschichtung und fügt sich auch besser in das Gesamtkonzept ein. „Die Anfahrt dauert länger als das Ausbessern“, sagt Jarek Masztalerz. „Wir kommen auch gerne nach Haltern. Der Kaffee im Bahnhof schmeckt lecker“, sagt er und lacht.
Seit klein auf gerne geschrieben. Ob Tagebuch oder Postkarte. Deswegen war auch der Traumberuf in der Grundschule: Im Winter Bücher schreiben und im Sommer Eis im Eiswagen verkaufen.
