Eichenprozessionsspinner (EPS) haben es sich am Prozessionsweg unter einem Nistkasten gemütlich gemacht.

© Benjamin Glöckner

Gift-Raupen: Stadt Haltern hat schon Großteil ihres Etats ausgegeben

rnEichenprozessionsspinner-Raupen

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners marschieren wieder in Massen über die Bäume. Das erfordert mehr Einsätze und mehr Geld. Der Etat zur Bekämpfung ist schon fast ausgeschöpft.

Haltern

, 25.06.2020, 17:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners (EPS) machen zurzeit vielen Halternern das Leben schwer. Nicht nur in Lippramsdorf, sondern auch in anderen Bereichen der Stadt scheint es, als würden sie sich trotz der Präventiv- und Gegenmaßnahmen stärker ausbreiten als zuvor.

Zahlen sind deutlich gestiegen

Rund 200 Meldungen seien bisher (Stand 24. Juni) telefonisch, per E-Mail oder über den Mängelmelder bei der Stadt angekommen, teilte Stadtsprecher Georg Bockey auf Anfrage mit. Daraus entstanden seien bisher Einsätze an 55 Stellen, teilweise habe man auch doppelte Einsätze fahren müssen. „Die Differenz zu den Meldungen erklärt sich durch Aspekte wie: keine Bekämpfung im Wald oder an abgelegenen Stellen. Oder auch, wenn die Stadt nicht Eigentümer ist – dann geben wir die Hinweise an die zuständigen Stellen weiter“, so Georg Bockey weiter.

Im Vergleich zu den Vorjahren seien hier die Zahlen deutlich gestiegen. Das habe sich auch finanziell niedergeschlagen. „Wir hatten in 2018 Ausgaben von 20.000 Euro; 2019 waren es 28.000 Euro; für 2020 haben wir aufgrund der Erfahrungen 35.000 Euro etatisiert, bisher haben wir schon knapp 25.000 Euro ausgegeben“, berichtet der Stadtsprecher.

Ein Überblick über die Maßnahmen:

Nistkästen: Über hundert Nistkästen wurden im vergangenen Jahr von der Stadt und auch vom Kreis in der Stadt verteilt. Ziel war es, dort Meisen anzusiedeln, die die Raupen während der Brutzeit an ihren Nachwuchs verfüttern. Ist das Experiment gelungen? „Bei den aufgehängten Nistkästen machen wir teils gute, teils schlechte Erfahrungen“, teilt Stadtsprecher Georg Bockey auf Anfrage mit. Einige Kästen würden sehr gut frequentiert von Vögeln, bei anderen Kästen stelle man auch eine „feindliche Übernahme“ fest. Dort zögen die EPS direkt über die Kästen.

Schädlingsbekämpfer Ralf-Peter Loewen aus Haltern hält von Prophylaxe-Maßnahmen nicht viel: „Ich habe eingesprühte Bäume behandelt sowie Bäume von Spinnern befreit, an denen Meisenkästen hingen. Die Raupen waren völlig unbeeindruckt und umsponnen die Nistkästen.“ So viele Tiere, wie auf den Bäumen wimmelten, könnten die Meisen nach Einschätzung des Schädlingsbekämpfers gar nicht fressen.

Eichenprozessionsspinner (EPS) in einer Eiche am Prozessionsweg - Höhe Kalksandsteinwerk.

Eichenprozessionsspinner (EPS) in einer Eiche am Prozessionsweg - Höhe Kalksandsteinwerk © Benjamin Glöckner

Ringfallen: Die Stadt hat ab Ende Mai mehr als 70 Ringfallen an Bäumen angebracht. Das ist eine aufwendige Arbeit. Mittels eines Hubsteigers werden die Fallen in drei bis vier Metern Höhe installiert. „Die neu aufgehängten Fallen werden kontrolliert und bei Bedarf ausgewechselt, zum Beispiel, wenn sie voll sind“, heißt es dazu von der Stadt. Erfolg? Bisher unklar. Bürger haben beobachtet, dass die Raupen häufig einfach über diese Fallen hinweg prozessieren würden.

Absauge-Methode: Die Stadt hat eine Firma damit beauftragt, gemeldete EPS-Nester zu entfernen. Das ist eine Mammut-Aufgabe, außerdem zeit- und kostenintensiv. Nicht immer sorgt das Absaugen für dauerhafte Ruhe. „Wenn die Nester morgens entfernt werden, sind die Raupen abends wieder da“, wie Sandra Santos, eine Anwohnerin aus Lippramsdorf, vor ein paar Wochen der Halterner Zeitung berichtete. Die Stadt erklärt, dass sie die Nester nach einer gewissen Priorität beseitige - also nach Gefährdungslage für Kinder und Anwohner. Spielplätze und Schulhöfe stünden dabei ganz oben. Wie eine Anwohnerin aus Bergbossendorf der Halterner Zeitung schrieb, würden an anderen Stellen, wo auch vermehrt Kinder entlang liefen, die Nester von der Stadt trotz Bitte nicht entfernt.

Eine endgültige Aussage über die Erfahrungen zu den verschiedenen Bekämpfungsarten sei derzeit noch nicht möglich, teilt Georg Bockey auf Anfrage mit.