Brücken über den Wesel-Datteln-Kanal wie diese hier Im Höffken in Haltern üben auf Heranwachsende oft einen unwiderstehlichen Reiz aus.

© Hans Blossey

Gefährliches Schwimmen im Kanal: Wasserschutzpolizei ist wachsam

rnSchwimmen im Kanal

Die Temperaturen steigen, und damit auch die Alarmbereitschaft der Wasserschutzpolizei: Das Baden an den Gefahrenstellen im Kanal in Haltern ist bei Heranwachsenden besonders beliebt.

Haltern

, 29.05.2020, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wenn es wieder wärmer wird, sieht man sie zu Dutzenden: Oft sind es junge Männer, die von einer Brücke in den Wesel-Datteln-Kanal springen. Erst am Montag rückte die Wasserschutzpolizei an den Kanal in Richtung Lünen aus, weil dort etwa 15 Jugendliche von einer Bundesbahnbrücke sprangen, berichtet Carsten Kühne von der Wache der Wasserschutzpolizei in Datteln.

Lebensgefahr an Brücken

Das Springen von einer Brücke und der Aufenthalt im Wasser im Bereich von 100 Metern vor und hinter einer Brücke sind streng verboten. Kühne erklärt auch, warum: „Der Schiffsführer kann beim Manövrieren unter der Brücke Personen im Wasser nicht sehen. Das ist lebensgefährlich.“ Bahnbrücken führten außerdem Strom, was die Personen zusätzlich gefährde. Geringe Wassertiefe oder im Wasser befindliche Gegenstände sind zudem lebensgefährlich für Brückenspringer.

Polizei wird verstärkt kontrollieren

„Das Schwimmen im Kanal ist nicht erlaubt, aber generell auch nicht bußgeldbewehrt“, sagt Carsten Kühne von der für den Kanal zuständigen Wache der Wasserschutzpolizei Datteln. Das heißt: Ertappe man jemanden im Wasser außerhalb verbotener Bereiche, folge kein Bußgeld.

Das gilt aber nicht für das Schwimmen und Baden in folgenden Bereichen: bis zu 100 Meter ober- und unterhalb einer Brücke, eines Wehres, einer Hafeneinfahrt, einer Liegestelle oder einer Anlegestelle der Fahrgastschifffahrt, im Schleusenbereich, im Arbeitsbereich von schwimmenden Geräten. Wird dort jemand von der Wasserschutzpolizei ertappt, muss er ein Bußgeld zahlen.

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In den nächsten Wochen wolle man am Kanal verstärkt kontrollieren, sagte Carsten Kühne. „Wenn es warm wird, ist immer ein Team vor Ort.“ Durch die Proteste rund um Datteln IV sei in den vergangenen Wochen der Fokus der Arbeit auf das Kraftwerk gelegt worden. Durch die steigenden Temperaturen erwarte die Polizei „regen Badeverkehr“. „Im Sommer ist das fast unsere Hauptbeschäftigung“, sagt Carsten Kühne.

Schiff betreten ist Hausfriedensbruch

Schon seit Jahrzehnten sei das ebenfalls verbotene Anschwimmen von Schiffen beliebt. „Was wir in den letzten Jahren verstärkt beobachten, ist, dass von den Schiffen Gegenstände entwendet und ins Wasser geworfen werden.“ Ein Schiff unerlaubt zu betreten, fällt unter Hausfriedensbruch.

Die gefährlichen Stellen rund um die Brücken würden von den Schwimmern geradezu gesucht, so der Wasserschutzpolizist. In der Regel seien es Heranwachsende und junge Erwachsene im Alter ab 13, 14 Jahren, hochgehend bis 25 - hauptsächlich junge Männer. Dass dabei in den letzten Jahren relativ wenig passiert ist - 2019 gab es im Bereich der Dattelner Wache keine Verletzten oder gar Toten - führt Kühne auf das rigorose Einschreiten zurück.

DLRG-Statistik

Meisten Toten in Flüssen und Seen

  • 2019 sind in Deutschland 417 Menschen ertrunken, 87 weniger als im Vorjahr. In NRW zählte die DLRG 65 Ertrunkene (2018: 63).
  • Den Daten zufolge starben in NRW die meisten Menschen bei Badeunfällen in unbewachten Gewässern wie Flüssen (24) sowie Seen oder Teichen (22).
  • Beim westfälischen DLRG-Landesverband warnt man besonders vor den „unsichtbaren Gefahren“ in Baggerseen.
  • Kalte Unterströmungen, einsturzgefährdete Hohlräume unter dem Sand und Stahlseile unter der Wasseroberfläche erhöhen das Risiko zu ertrinken, betonte Klaus Wagner, Sprecher der DLRG Westfalen.

Im Sommer seien deshalb Einsatzhundertschaften zu Fuß und mit dem Rad in Zivil zur Kontrolle unterwegs. „Mit dem Streifenboot zu fahren, macht wenig Sinn, das sieht man schon von Weitem“, so Carsten Kühne.

Auch die DLRG Haltern am See warnt vor dem Baden im Kanal, das wegen des Schiffsverkehrs besonders gefährlich sei. Gefahren lauern auch in der Lippe, dem Baggerloch in Flaesheim und für Kanufahrer in der Nähe des Sandbaggers auf dem Stausee. Überall dort ist das Schwimmen verboten, ebenso wie im Silbersee I (Betriebsgelände) und dem Silbersee III (Naturschutzgebiet).

Abgesehen von den Freibädern ist das Baden in Haltern lediglich im Strandbad und am Silbersee II erlaubt. Die DLRG überwacht die Badestellen bei Öffnung. Zurzeit sind beide Bäder jedoch geschlossen.