Für Staatssekretär ist Offener Ganztag keine Drehtür

Eltern müssen sich jetzt in Liste eintragen

Die Offene Ganztagsschule soll flexibler werden. Wie das aussehen kann, erläuterte im Rathaus Mathias Richter (FDP), Staatssekretär im NRW-Schulministerium. Aus Haltern nahm er eine wichtige Anregung mit.

Haltern

, 22.12.2017, 14:22 Uhr / Lesedauer: 2 min
Staatssekretär Mathias Richter (Mitte) im Gespräch mit betroffenen Eltern.

Staatssekretär Mathias Richter (Mitte) im Gespräch mit betroffenen Eltern.

Mathias Richter kam auf Einladung des FDP-Ortsverbandes am Mittwochabend nach Haltern. Einen Tag zuvor hatte Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) verkündet, dass es zum nächsten Schulhalbjahr Klarstellungen zu Ausnahmen von der Teilnahme an der Offenen Ganztagsschule geben werde. Trotz des kurzfristig angesetzten Termins kurz vor Weihnachten fanden sich aufgrund dieser Aktualität zahlreiche Eltern, Politiker und auch Vertreter der Stadtverwaltung im Ratssaal ein. Die Moderation übernahm FDP-Fraktionschef Kai Surholt.

„Wir haben das Maximale in Übereinstimmung mit der Förderrichtlinie aus dem Erlass herausgeholt. Die Änderung garantiert Rechtssicherheit, wenn Kinder nicht entsprechend der Vereinbarung an fünf Tagen den Offenen Ganztag besuchen“, erklärte Mathias Richter. Das Ministerium hat eine Liste mit außerschulischen Angeboten aufgestellt, die zu einer Befreiung berechtigen und die Städte nicht in Konflikt mit der Gemeindeprüfungsanstalt bringen. Eine gewisse Verlässlichkeit sei jedoch notwendig: „OGS ist keine Drehtür.“

Einfach Kreuzchen machen
Wer sein Kind zur Musikschule, zum Sportverein oder kirchlichen Jugendgruppen während der OGS-Zeiten schicken möchte, muss das zwar bei der Schul- oder OGS-Leitung kundtun, indem er Kreuzchen auf eine vorgefertigte Liste setzt, aber die Schulleiter müssen nicht mehr – wie jetzt in Haltern praktiziert – einen Antrag gegenzeichnen. Hans Hatebur, Leiter des Grundschulverbundes Sythen/Lavesum, sprach in seiner Wortmeldung von einem erheblichen Aufwand und kritisierte: „Schulleiter dürfen nicht zu Inquisitoren werden.“ Mathias Richter gab ihm recht: „Ich kenne keine andere Stadt, die das so handhabt.“ Schulamtsleiter Ludger Muck konterte mit der Gegenfrage: „Wie sonst kann die Stadt einer Überprüfung standhalten?“ Richter ging jedoch so weit zu sagen, eine Rückforderung von OGS-Fördermitteln sei nicht zu befürchten. Ein Vater wollte die Liste erweitert haben: „Ich schicke meine Kinder nicht wegen des Bildungsangebotes in die OGS, sondern weil ich Betreuung an drei Tagen brauche. Darf ich für die anderen Tage Familienzeit als Entschuldigung angeben?“ Die Liste sei erweiterbar, da der neue Entwurf erst noch den Kommunalen Spitzenverbänden, den Wohlfahrtsverbänden und der Landeselternschaft Grundschule vorgelegt werden müsse. Richter will dafür sorgen, dass auch eine Freistellung „aus familiären Gründen“ verankert wird. Christian Zehren, Sprecher der Elterninitiative, die mit einer Petition an den Landtag für eine flexible Teilnahme geworben hatte, war damit gut zufrieden: „Wir brauchen eine OGS, in der sich alle Familien mit ihren Ansprüchen wiederfinden können.“