Dass er bald nicht mehr morgens mit dem Fahrrad zur Halterner Feuerwache radeln wird, das kommt Werner Schulte noch ein bisschen „irreal“ vor. Der Leiter der Halterner Wache geht zum 31. März 2025 in den Ruhestand. Der Dienst bei der Feuerwehr war von Anfang an sein erklärter Berufswunsch.
„Ich bin da durch die Familie geprägt“, sagt Werner Schulte. „Mein Großvater war lange der Leiter der Löscheinheit Sythen, auch mein Vater war dort aktiv.“ Dass er selbst mit 18 ebenfalls in die Freiwillige Feuerwehr in Sythen eintrat, war da eine Selbstverständlichkeit. Aber Werner Schulte wollte auch noch mehr.
„Ich wollte die Feuerwehr zu meinem Beruf machen“, erzählt er. „Dazu musste man aber damals noch einen handwerklichen Beruf erlernt haben. Also habe ich nach meinem Realschulabschluss zunächst eine Ausbildung zum Tischler bei der Haltener Firma Mühlenbrock begonnen und auch abgeschlossen. Eineinhalb Jahre habe ich dann noch in meinem Lehrberuf gearbeitet.“
Dienstantritt 1987
Im Sommer 1986 bewarb er sich auf eine Stelle bei der hauptamtlichen Feuerwehr und trat am 1. Januar 1987 seinen Dienst an. „Dann ging es den üblichen Ausbildungsweg“, so Schulte. An die Grundausbildung schloss sich die Brandschutzausbildung und die Ausbildung zum Rettungsassistenten an.
1993 absolvierte Werner Schulte den Gruppenführerlehrgang und ab 1997 die Qualifikation für den gehobenen Dienst. „Während der Ausbildungsstufen habe ich unter anderem bei den Berufsfeuerwehren in Gelsenkirchen, Bochum und Herne gearbeitet“, nennt er Stationen seines Berufsweges.
Seit dem 1. Januar 2000 war Werner Schulte stellvertretender Leiter der Feuer- und Rettungswache in Haltern, 2013 übernahm er selbst die Leitung. „Je mehr man in die Leitungsfunktionen eingebunden ist, desto mehr verändert sich natürlich der Dienstablauf“, sagt er.
„In den Anfangsjahren war ich ganz normal im Einsatzdienst auf den Fahrzeugen unterwegs, das trat dann nach und nach in den Hintergrund.“ Die Erstellung des neuen Brandschutzbedarfsplans für Haltern, den der Rat der Stadt unlängst genehmigt hat, war sein „letztes großes Baby“, wie er sagt.

Der Dienst bei der Feuerwehr war immer das Berufsziel von Werner Schulte. „Und ich habe den Job immer gern und mit Leidenschaft gemacht“, sagt er. Aber natürlich gab es auch für ihn belastende Situationen, die nicht spurlos an ihm vorübergegangen sind.
„Besonders erinnere ich mich an einen Einsatz an meinem allerersten Diensttag in Haltern“, erzählt Werner Schulte. „Wir hatten nachmittags die technische Rettung von Unfallopfern geübt und wurden dann abends zu einem Einsatz gerufen, bei dem wir alles, was wir vorher geübt hatten, anwenden mussten. Ein Fahrzeug war von der Recklinghäuser Straße in einen Graben gerutscht und gegen einen Baum geprallt. Leider konnten wir die Fahrerin nicht mehr lebend bergen, das Auto war völlig zerstört.“
Familiäres Umfeld
Wie verarbeitet man solche Erlebnisse? „Wir haben hier eine sehr gute PSU-Gruppe (Psycho-Soziale-Unterstützung)“, sagt Werner Schulte. „In Gesprächen mit den Kollegen kann man vieles aufarbeiten. Wichtig ist außerdem ein stabiles familiäres Umfeld, das einen auffängt. Das heißt nicht, dass ich die Einsätze in die Familie getragen habe, aber ich kann meiner Frau Annette nur für ihre langjährige Unterstützung danken. Sie hat mir auch in den Ausbildungsjahren immer den Rücken freigehalten.“
Sehr belastend sei auch der Flugzeugabsturz 2015 gewesen, bei dem 16 Halterner Schülerinnen und Schüler und zwei Lehrerinnen ums Leben kamen, sagt Werner Schulte. „Wir waren von Anfang an eingebunden, haben die Stadtspitze informiert, Kontakte gehalten und auch Brandschutzwache im Gymnasium gehalten, wo unzählige Kerzen brannten.“
Am 31. März 2025 endet offiziell der Dienst von Werner Schulte. Mit Erreichen des 60. Lebensjahres ist das in NRW verpflichtend. Das löst jetzt schon manchmal auch Wehmut bei ihm aus. „Wenn man denkt, das war jetzt die letzte Weihnachtsfeier mit den Kollegen, dann ist das schon ein komisches Gefühl“, sagt Werner Schulte.
Feuer brennen immer wie Feuer
Was hat sich in seinen 38 Dienstjahren verändert? „Ein Feuer brennt immer noch wie ein Feuer“, sagt Werner Schulte, „aber in meinen Anfangsjahren hatten wir mehr Unfälle mit getöteten oder schwerverletzten Personen, das hat sich gebessert.“ Ein wachsendes Problem seien dagegen die Behinderungen und Angriffe auf Einsatzkräfte durch Passanten, so Werner Schulte. „Das wird zunehmend zu einer Belastung.“

Die Zeit danach werde sich wahrscheinlich erstmal wie Urlaub anfühlen. Anschließend will Werner Schulte freie Zeit für Reisen nutzen, Griechenland und Teneriffa sind Lieblingsziele des Ehepaars. „Und dann gehe ich davon aus, dass meine Frau in unserem Garten einige neue Aufgaben für mich hat und natürlich sind sieben Enkel bei drei Kindern auch eine schöne Aufgabe für die Zukunft.“
Dem TuS Sythen, der TSG Dülmen (Tischtennis) und den Sythener Schützen (5. Kompanie) wird Werner Schulte weiterhin die Treue halten. Außerdem bleibt er in der Freiwilligen Feuerwehr Sythen aktiv und ist noch zwei Jahre lang stellvertretender Wehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Haltern am See.
Nachfolger von Werner Schulte wird Michael Dolega, der zurzeit schon den Posten des stellvertretenden Wachleiters von seinem ebenfalls in den Ruhestand gegangenen Vorgänger Georg Bäther übernommen hat. Dolega war vor einem Jahr als Einsatzplaner zur Halterner Feuerwehr gekommen.