„Ständig ausgebremst“ Fahrlehrer Ralf Köhler kennt die Problemstellen im Halterner Verkehr

Fahrlehrer Ralf Köhler zeigt Problemstellen im Halterner Verkehr
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Volle Straßen, rote Ampeln, Stau - den Autofahrern wird es auf den Straßen nicht immer leicht gemacht. Fahrlehrer Ralf Köhler kennt die Probleme genau, ist regelmäßig in und außerhalb von Haltern am See unterwegs. Doch ist die Verkehrslage in Haltern so schlimm wie in anderen Städten?

„Im Vergleich zu anderen Städten ist es in Haltern eigentlich gut“, sagt Ralf Köhler. Der Verkehr habe zwar immens zugenommen. Das spüre man aber in jeder Stadt. Denn Familien haben heutzutage zwei oder drei Autos. „Jeder möchte mobil sein“, erklärt sich der Inhaber von Ralli’s Fahrschule die Situation.

Zwei Problemstellen in Haltern

Denkt er an Haltern, fallen ihm aber zwei Problemstellen ein: die Weseler Straße und die Marler Straße.

„An der Weseler Straße ist die Grünphase eine Seltenheit.“ Fährt ein Auto aus einer der Seitenstraßen heraus, wird die Grünphase unterbrochen, so Köhler. Das sei keine umweltschonende Fahrweise. Und gerade das möchte er seinen Fahrschülern beibringen.

„Man wird ständig ausgebremst“, betont er. Es sei ein ständiger Wechsel zwischen anfahren und abbremsen.

Ampel reagiert auf Verkehr

Der Landesbetrieb Straßen.NRW ist für diesen Streckenabschnitt zuständig. Die Ampelanlagen an der Weseler Straße kommunizieren miteinander und stimmen die Schaltung aufeinander ab.

Theoretisch sei eine grüne Welle möglich, doch teilweise stößt die Ampelanlage an ihre Grenzen, erklärt Nadia Leihs, Pressesprecherin von Straßen.NRW.

Ampelanlage an der Weseler Straße in Haltern.
Ralf Köhler stört sich an der Ampelschaltung an der Weseler Straße (B58). Eine grüne Welle werde durch Verkehrsteilnehmer aus den Seitenstraßen ständig unterbrochen. © Julia Müller

Die Ampeln registrieren Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger auf der Straße. Das geschieht in der Regel über Sensoren, die in die Fahrbahn eingebaut sind oder über Kameras.

Im Anschluss reagiert die Ampel auf die Verkehrsstärke, so Leihs. „Wenn viel Verkehr ist, kann es sein, dass eine grüne Welle nicht möglich ist.“

Runter vom Gas

Auch eine weitere Stelle kann Ralf Köhler nicht nachvollziehen. Es geht um die Marler Straße. Fährt man von Hamm-Bossendorf nach Marl, folgt ein Wechsel der Verkehrsschilder.

Erst dürfen Autofahrer 70 km/h fahren. „200 Meter weiter kommt das 50-Schild“, sagt der Fahrlehrer. Und das ziehe sich über eine bestimmte Länge durch. „Alle wollen die Umwelt schützen. Das kann man an der Stelle nicht umsetzen.“

Die Stadt, die für die Beschilderung an der Marler Straße zuständig ist, begründet, dass die wechselnden Verkehrsschilder für Sicherheit sorgen sollen. Sie wurden im Jahr 2021 in Abstimmung mit dem Straßenbaulastträger, der Polizei und der Bezirksregierung Münster angeordnet und installiert.

„Ein Wechsel der angeordneten Höchstgeschwindigkeiten unterbricht im Einzelfall zwar die Leichtigkeit des Straßenverkehrs, entsprechend der Gegebenheiten auf der Marler Straße ist aber vorrangig die Sicherheit zu beachten“, so Stadtsprecherin Sophie Hoffmeier.

Autofahrer müssten auf verschiedene Verkehrssituationen reagieren können. So dürfen sie aufgrund eines anliegenden Kindergartens, Querungen von Fußgängern, Radfahrern und auch Reitern an bestimmten Stellen lediglich 30 km/h fahren.

Außerorts ist auf der Marler Straße die Anordnung von bis zu 70 km/h möglich. „Wo die Verkehrssituation es erfordert, zum Beispiel im Bereich von Bebauungen oder auch vor dem Bahnübergang, ist die Höchstgeschwindigkeit aber auch außerhalb geschlossener Ortschaften auf Tempo 50 herabzusetzen“, sagt Hoffmeier.

Busse haben großen Einfluss

In einer nicht repräsentativen Umfrage hat die Halterner Zeitung im Sommer 2022 nach der nervigsten Ampel in der Seestadt gefragt. Mit weitem Abstand am häufigsten genannt wurde die Ampelanlage am Kärntner Platz.

Nervig, das kann Ralf Köhler bestätigen. Das sei aber dem Busverkehr geschuldet. Der öffentliche Nahverkehr habe Vorrang. „Das kann ich verstehen. Sie müssen ihren Fahrplan einhalten.“

Mädchen auf einem Fahrrad steht vor einer roten Ampel.
Besonders nervig finden die Halterner die Ampelanlage am Kärntner Platz. © Anne Schiebener

Dann könne es schon einmal vorkommen, dass Autofahrer warten müssen, die Ampel teilweise nur für zehn Sekunden auf Grün steht. „Da muss man dann mit leben können“, sagt Köhler.

Hat die Verkehrslage in Haltern denn Einfluss auf eine Fahrstunde? „Wir rechnen das in unsere Fahrstunde mit ein“, erklärt er. Fahrlehrer kennen die Problemstellen, müssen sie einplanen, damit das Auto wieder pünktlich an der Fahrschule ist.

Zusammenfassend sei es eine Seltenheit, dass Autofahrer eine Grünphase haben. Das beeinflusse den Arbeitsalltag aber nicht nachhaltig. Ralf Köhler würde sich vorwiegend darüber freuen, wenn Autofahrer geduldiger werden. Den Fahrschüler zum Beispiel nicht anhupen, wenn der das Auto mal abwürgt und eine grüne Ampel verpasst.

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