Explosionen auf Halterner Zechengelände versetzen Bürger in Schrecken

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Explosionen auf Halterner Zechengelände versetzen Bürger in Schrecken

rnPolizei auf Zeche AV 8

Laute Detonationen beunruhigen Lippramsdorfer Bürger. „Hier hat’s geknallt, dass ich dachte, die Schiebetüren fliegen raus“, schildert ein Anwohner ungewöhnliche Zustände.

Haltern

, 07.04.2022, 14:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es knallt mächtig in der Siedlung Lippramsdorf-Freiheit. Vom ehemaligen Zechengelände Auguste Victoria 8 in Lippramsdorf-Freiheit schallen in unregelmäßigen Abständen immer wieder Detonationen durch die Straßen. Diese sorgen für eine große Unruhe. „Das ist doch absolut krass! Hier bebt zwischendurch das ganze Haus und die Gläser klirren im Schrank“, berichtet eine Anwohnerin, die sich auch an die Stadtverwaltung wandte.

Die Explosionen ereigneten sich bereits am 5. April und nun wieder. Angekündigt wurden sie nicht. Laut Recherchen der Halterner Zeitung verbirgt sich hinter dem myseriös wirkenden Einsatz das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW mit Sitz in Selm.

Taktische Maßnahmen von Spezialeinheiten

Die Landesoberbehörde ist unter anderem landeszentral für die Fortbildung von SEK-Polizeikräften beziehungsweise der Polizei NRW insgesamt zuständig. Nora Thieme, Polizeihauptkommissarin und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, bestätigt außergewöhnliche Ereignisse: In den vergangenen Tagen hätten Übungen auf dem Gelände der RAG Montan Immobilien stattgefunden.

Die Polizei fuhr mit zivilen Fahrzeugen nach Lippramsdorf (Symbolbild).

Die Polizei fuhr mit zivilen Fahrzeugen nach Lippramsdorf (Symbolbild). © picture alliance/dpa

„Im Zentrum unserer Fortbildungsmaßnahme stehen taktische Maßnahmen von Spezialeinheiten sowie Fortbildungen im Umgang mit Sprengmitteln, im Zuge derer es auch phasenweise zu Knall- und Explosionsgeräuschen kommt“, erklärt sie auf Nachfrage. Mögliche Knall- und Explosionsgeräusche stellten allerdings nicht den Kern solcher ganzheitlichen Übungen dar.

Es handelt sich in Lippramsdorf um eine reguläre Übung unter Einsatz von Sprengmitteln sowie Pyrotechnik. Es geht dabei unter anderem um den Umgang mit Sprengmitteln sowie die Durchführung von geplanten Sprengungen, um die Polizistinnen und Polizisten für die notwendige Handlungssicherheit im Einsatz zu schulen.

Zechengelände bietet optimale Trainingsbedingungen

Für eine professionelle Einsatzbewältigung sei eine intensive und frühzeitige Vorbereitung unerlässlich, so Nora Thieme. Solche Maßnahmen seien daher feste Bestandteile der polizeilichen Fortbildung des LAFP NRW. In Haltern habe man im Übrigen bereits wiederholt trainiert. Das brachliegende und abgeschirmte Zechengelände bot sich als gute Trainingsmöglichkeit an, wie ein Beamter vor Ort sagte.

Nora Thieme ergänzt: „Die Trainings von hoch dynamischen und komplexen Einsatzlagen erfolgen stets unter möglichst realistischen Bedingungen, sodass die Polizistinnen und Polizisten im realen Einsatz in Sekundenschnelle sicher und professionell agieren können.“ Für die Anwohner bestehe kein Anlass zur Sorge, es seien alle erforderlichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen und die ordnungsbehördliche Genehmigung eingeholt worden.

Stadt bedauert, dass sie nicht informiert wurde

Die Behörde in Selm betont, die örtlich zuständigen Polizeidienststellen, die Feuerwehr und Dritte seien entsprechend informiert worden. Dazu aber gibt es Widerspruch.

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Die Stadt wusste von nichts, auch die Polizei in Recklinghausen nicht. „Es ist sehr bedauerlich, dass wir nicht informiert wurden“, erklärte Stadtsprecherin Sophie Hoffmeier. „So konnten wir besorgten Bürgerinnen und Bürgern keine beruhigenden Antworten geben.“

Man habe deshalb die Landesoberbehörde sensibilisiert, in Zukunft offener mit der Stadt zu kommunizieren. Doch aus Selm heißt es: Konkretere Fortbildungsinhalte beziehungsweise taktische Maßnahmen der Spezialeinheiten unterliegen grundsätzlich der Vertraulichkeit.

Der Lehrgang und die damit verbundenen Abschlussübungen endeten am 7. April.

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