Die von der Stadt gebaute Kindertageseinrichtung an der Lohausstraße wird in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt geführt.

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Zu wenig Personal: Halterner Kita streicht Gruppe und kürzt Betreuungszeiten

rnKindergarten Lohausstraße

Der Kindergarten an der Lohausstraße hat erhebliche Personalprobleme. Als Folge werden Betreuungszeiten gekürzt und Gruppen zusammengelegt. Die Eltern sprechen von einer „prekären Lage“.

Haltern

, 06.04.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Im Kindergarten an der Lohausstraße herrscht zurzeit eine schlechte Stimmung. Personalmangel hat dazu geführt, dass zum 3. April 88 Kinder aus fünf Gruppen auf vier aufgeteilt und gleichzeitig die Betreuungszeiten gekürzt wurden. Die Eltern sind sehr verärgert. „Wir fühlen uns überrannt“, sagt eine Mutter gegenüber der Halterner Zeitung.

Träger der von der Stadt gebauten Einrichtung ist die Arbeiterwohlfahrt Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen. Hier macht man keinen Hehl aus dem Notstand. „Die Situation ist alles andere als befriedigend“, bestätigt Oliver Mau, Referent der Geschäftsleitung. Das Kinderbildungsgesetz gebe die Anzahl von Fachkräften in einem Kindergarten vor, derzeit könne die Kita diesen Personalschlüssel nicht einhalten.

Awo setzt große Hoffnung in ihre Auszubildenden

Einige Mitarbeitende hätten die Einrichtung verlassen, andere (aktuell zwei) befänden sich in Quarantäne, weitere erkrankten wegen der aktuell großen Arbeitsbelastung. Über die Arbeitsagentur, kostenpflichtige Portale oder Mitarbeiterwerbung versuche man, die Personalausstattung in Haltern wieder zu verbessern. „Aber der Markt ist leer“, bedauert Oliver Mau. Große Hoffnungen setze die Awo in derzeit 87 Ausbildende im Unterbezirk, im Sommer seien es sogar 112.

Ökologie ist ein großes Thema in der Einrichtung. Dieses Archivfoto zeigte eine gemeinsame Aktion von Eltern und Kindern. Sie setzten Kletterpflanzen an den Zaun.

Ökologie ist ein großes Thema in der Einrichtung. Dieses Archivfoto zeigte eine gemeinsame Aktion von Eltern und Kindern. Sie setzten Kletterpflanzen an den Zaun. © privat

Einen Teilerfolg konnte Oliver Mau allerdings verkünden. Zum 1. August hat die Awo zwei neue Vollzeitkräfte und zum 1. Juni eine pädagogische Kraft mit 30 Wochenstunden eingestellt. Aktuell versucht man, sich mit einer Soforthilfe zu retten. Nicht-pädagogische Kräfte dürfen sechs Wochen in den Gruppen mitarbeiten und das Erzieher-Team unterstützen. Eltern sind von dieser Lösung nicht begeistert.

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„Wir haben in vielen unserer Kitas Personalprobleme, aber Haltern liegt mit seiner kontinuierlich schlechten Lage ganz vorne“, sagt Oliver Mau. Die Konsequenz ist, dass zwei Gruppen für U-3-Kinder und drei Gruppen für Ü-3-Kinder zu vier Gruppen verschmelzen. „Wir sind gar nicht einverstanden damit, dass Geschwisterkinder nun getrennt werden“, sagt eine Mutter. Für heftige Aufregung habe auch die Kürzung der Betreuungszeiten gesorgt, gerade bei Familien, die aus beruflichen Gründen auf 45 Stunden Versorgung angewiesen seien.

Betreuung aller 88 Kinder nur noch von 8 bis 14.30 Uhr

Zurzeit werden zwischen 7 und 8 Uhr nur fünf Kinder betreut, ebenso wieder ab 14.30 Uhr. Von 8 bis 14.30 Uhr ist die Kita für alle offen. „Wir können gut verstehen, dass das nicht für alle Eltern akzeptabel ist“, gesteht Oliver Mau. Man stehe aber über eine App in ständigem Austausch mit den Eltern.

Der Kindergarten liegt eingebettet zwischen dem Gewerbegebiet Münsterstraße und der Wohnsiedlung im Wienäckern.

Der Kindergarten liegt eingebettet zwischen dem Gewerbegebiet Münsterstraße und der Wohnsiedlung im Wienäckern. © www.blossey.eu

Die Geschäftsleitung der Awo bedauert den Zustand auch deshalb, weil die Kita ein tolles Konzept und mit Julia Slawinjak eine tolle Einrichtungsleitung habe, die mit ihrem Team ein hohes pädagogisches Niveau gewährleiste.

Die Kita Lohausstraße ist der einzige Awo-Kindergarten in Haltern am See. Mit neunmonatiger Verspätung wurde das Haus im August 2019 eröffnet. Ärger mit der ausführenden Baufirma wegen etlicher Baumängel hatte immer wieder zu Verzögerungen des Starts geführt.

Ökologische und sprachliche Förderung stehen im Mittelpunkt

In der Einrichtung soll ökologische Verantwortlichkeit in vielen Bereichen umgesetzt und die Kinder sollen zum nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen dieser Welt sensibilisiert werden. Mitte 2020 erhielt die Kita den Titel „plusKita“ Damit erhält sie je Kindergartenjahr 30.000 Euro und ist im Gegenzug dazu verpflichtet, sich parallel zu den bisherigen Aufgaben intensiv um Kinder mit hohem Unterstützungsbedarf zu kümmern. Dabei geht es vor allem um die sprachliche Förderung.

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Die angespannte Personalsituation war bereits im September 2021 Thema, als Awo-Präsident Michael Groß die Kindertagesstätte besuchte. „Es ist eine schwierige Lage. Wir sind bisher nie voll besetzt in ein Kindergartenjahr gegangen“, sagte bei diesem Besuch Kita-Leiterin Julia Slawinjak.