Die erste Zeitung in Haltern Vom Anzeigenblatt zum digitalen Medium in 125 Jahren

Die erste Zeitung in Haltern: Vom Anzeigenblatt zum digitalen Medium
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Als Nikolaus Hein unter dem Namen „Halterner Anzeiger“ die erste Halterner Zeitung herausbrachte, war die Welt noch eine gänzlich andere. So regierte beispielsweise Kaiser Wilhelm II. als letzter Deutscher Kaiser und Haltern hatte noch nicht mal einen Stausee.

Zu berichten gab es aber damals mit Sicherheit schon so einiges aus Haltern. Zwar hatte Haltern zu dieser Zeit nicht einmal 7000 Einwohner, aber diese hatten ein seit dem Mittelalter gewachsenes Stadtbewusstsein, welches als solides Fundament für eine eigene Zeitung diente.

Wie viele Leser zu Beginn den Halterner Anzeiger in den Händen hielten, lässt sich nicht mehr genau zurückverfolgen, ein paar Hundert dürften es jedoch gewesen sein. Und als erster Zeitungsverleger der Stadt füllte Hein nicht nur ein Informations-Vakuum, sondern legte auch den Grundstein für die heutige Halterner Zeitung.

Bewegte Geschichte

Erschienen ist der Halterner Anzeiger in der Anfangszeit dienstags, donnerstags und samstags und kostete bei Selbstabholung 1 Mark, bei Postbezug 1,25 Mark – pro Monat! Diese drei Erscheinungstage pro Woche reichten Hein jedoch vollkommen aus, um den Halterner Anzeiger nicht ohne Stolz als amtliches Organ für Stadt und Amt Haltern, Haupt-Anzeigenblatt und meistgelesene Zeitung in Stadt, Amt und Amtsgerichtsbezirk zu bezeichnen. Aus dem Halterner Anzeiger wurde nur wenige Jahre später die Halterner Zeitung und auf Verleger und Gründer Nikolaus Hein folgte 1913 der Verleger Peter Wilhelm Aymanns.

Eine Frau sitzt in der Geschäftsstelle der Zeitung und telefoniert.
So gemütlich sah es in der Geschäftsstelle der Zeitung aus.

Gedruckt wurde die Zeitung damals auf der Rotation der Zeitungsverlagsgesellschaft Nordwestdeutschland (Zeno), seit 1922 gab es diesen Zusammenschluss katholischer münsterländischer Verlage.

Im November 1925 begann die Zusammenarbeit der Halterner Zeitung mit der Dortmunder Tremonia aus dem Verlag Lensing. Eine Zusammenarbeit, die bis heute Bestand hat.

Regelmäßig - wie hier in den 80er-Jahren - kamen Besucher in die Redaktion und ließen sich den journalistischen Alltag erklären.
Regelmäßig - wie hier in den 80er-Jahren - kamen Besucher in die Redaktion und ließen sich den journalistischen Alltag erklären. Im Hintergrund sind die ersten Redaktionscomputer zu sehen, Schreibmaschinen waren aber immer noch ein wichtiges Hilfsmittel. © Archiv

1931 betrug die Auflage der Halterner Zeitung 1695 Exemplare. Sie wurden täglich wie alle Zeno-Zeitungen auf der Lensingschen Rotation in Dortmund gedruckt, bis diese Kooperation im NS-Staat verboten wurde. Nach dem Krieg konnte die Zusammenarbeit der Halterner Zeitung mit dem Verlag Lensing erst 1949 nach Wiederherstellung der Pressefreiheit neu begonnen werden. Inzwischen hatte Karl Aymanns den Verlag von seinem Vater übernommen.

Das Titelblatt der 118. Ausgabe der Halterner Zeitung (damals noch Halterner Anzeiger) aus dem Jahr 1898
Das Titelblatt der 118. Ausgabe der Halterner Zeitung (damals noch Halterner Anzeiger) aus dem Jahr 1898 © technik_funk

Steigende Auflage

1950 zählte die Halterner Zeitung eine Auflage von 2452 Exemplaren. Zum 100-jährigen Bestehen 1997 war die Auflage um ein vielfaches gestiegen. 2022, zum 125-jährigen Jubiläum, hat die Halterner Zeitung weit über 8000 Abonnenten mit einem Marktanteil von über 95 Prozent. In nahezu jedem zweiten Haushalt wird sie hier gelesen, immer öfter sogar in digitaler Form.

Zum 1. Oktober 1976 übergab Verleger Karl Aymanns die Halterner Zeitung an die Ruhr Nachrichten. Drei Jahre später folgte dann der Umzug der Geschäftsstelle und Redaktion von der Weseler Straße zum Ganthepoth, wo man auch heute noch zu Hause ist. Mitten in der Stadt und nah an den Bürgerinnen und Bürger.

Und während hier anfangs noch die Lokalausgabe in sogenannte Matern (gegen Hitze imprägnierte Spezialpappe) gepresst und als Druckvorlage nach Dortmund geschickt wurden, wird die Halterner Zeitung heutzutage vollkommen digital erstellt.

Verleger Florian Lensing-Wolff (2.v.l.) verabschiedet Heinrich Albers in den Ruhestand. Rechts im Bild Frau Albers und Josefine Aymanns, die Frau des ehemaligen Verlegers Karl Aymanns.
Verleger Florian Lensing-Wolff (2.v.l.) verabschiedet Heinrich Albers in den Ruhestand. Rechts im Bild Frau Albers und Josefine Aymanns, die Frau des ehemaligen Verlegers Karl Aymanns. © Archiv

Auf Redaktionsleiter Heinrich Albers folgte Franz Eck, auf Robert Roth Thomas Liedtke, auf Stefan Diebäcker folgte Benjamin Glöckner. Seit Anfang des Jahres ist mit Victoria Garwer erstmals eine Frau Redaktionsleiterin der Halterner Zeitung.

1981 erschien die letzte Bleiseite und die Schreibmaschinen wurden durch Computer und Laptops ersetzt. Neben dem technischen Wandel hat sich aber auch das Aufgabengebiet der Halterner Zeitung immer weiter verändert und dem Zeitgeist angepasst.

Neue Zeit, neue Aufgaben

2007 übernahm das Team der Halterner Zeitung die Zustellung aller Tageszeitungen in Haltern am See. Zehn Jahre später folgte die Verlagerung der Logistikzentrale von Halterner Zeitung, Stadtspiegel und Brief und mehr vom Gantepoth hin zur Annabergstraße.

Das ehemalige Verlagsgebäude der Halterner Zeitung
Das ehemalige Verlagsgebäude der Halterner Zeitung © Jürgen Wolter

Seit gut drei Jahren findet man zudem in immer mehr Halterner Geschäften und an öffentlichen Orten „Mediaboxen“, auf denen man lokale Nachrichten aus Haltern und der Region auf Bildschirmen verfolgen kann. So ist und bleibt die Halterner Zeitung ein ständiger Begleiter für alle Bürgerinnen und Bürger.

In unserer Serie „Die Nr. 1“ werfen wir einen Blick auf ganz unterschiedliche Pioniere in der Geschichte von Haltern. Welcher See war der erste? Wann gab es die erste Wallfahrt am Annaberg und wann hat eigentlich der McDonalds eröffnet? Wir schauen uns die Vorreiter und Nova der Seestadt an.

Haben Sie eine Idee für einen „erstes Mal“ in Haltern, über das Sie gerne mehr erfahren würden? Dann schreiben Sie eine Mail an redaktion@halternerzeitung.de.

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